Ludwigshafen Ludwigshafen: Im Notfall kühlen Kopf bewahren

OB Jutta Steinruck spielte bei der Übung die besorgte Mutter des Säuglings.
OB Jutta Steinruck spielte bei der Übung die besorgte Mutter des Säuglings.

Ob in Frankenthal, Neustadt oder Speyer: Wählt jemand in der Vorderpfalz die Notrufnummer 112, landet er bei der Integrierten Leitstelle Ludwigshafen in Mundenheim. Mitarbeiter alarmieren hier umgehend den Rettungsdienst. Doch es kommt nicht nur auf die Zeit an. Wie das Personal in Panik geratene Anrufer beruhigt und selbst auf seine Aufgaben vorbereitet wird.

Donnerstagvormittag. Eine Mutter aus Schifferstadt alarmiert den Notdienst. „Mein Kind atmet nicht mehr“, sagt sie in weinerlichem, panischem Ton. Der Mitarbeiter der Rettungsstelle am anderen Ende der Leitung bleibt ruhig. Er fragt nach dem Namen der Anruferin, nach der Rückrufnummer, nach der Adresse. Er fragt, wie das Kind reagiert, gibt der Frau Anweisungen, wie sie den Säugling wiederbeleben kann. „Das Kind auf den Rücken legen, den Oberkörper entkleiden, den Hals überstrecken, das Kinn anheben.“ Schritt für Schritt wird die Mutter angeleitet. Das Kind soll durch den Mund und die Nase fünfmal beatmet werden, danach kommen 15 Herzdruckmassagen, danach wieder die Mund- und Nasen-Beatmung. Das Gespräch geht so lange, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Übungen der neuen Leitstelle

Diese Szene ist Teil einer Übung bei der Integrierten Leitstelle in Ludwigshafen. Geübt wird, wie Mitarbeiter bei der Kindernothilfe vorgehen und den Anrufern am effizientesten helfen können. Etwa 450 Anrufe gehen hier täglich ein. Die Stoßzeit liegt zwischen 9 und 16 Uhr am Nachmittag. Tagsüber nehmen neun Mitarbeiter die Anrufe entgegen, nachts sind es drei, an Wochenenden vier. Insgesamt 80 Disponenten, also Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen und der am Rettungsdienst beteiligten Hilfsorganisationen, die die Anrufe entgegennehmen, arbeiten hier. Vier von ihnen sind Frauen. Die Leitstelle, die sich in einem Neubau neben der Hauptfeuerwache in Mundenheim befindet, wurde durch die Fusion der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Mai vergangenen Jahres gebildet. Im November wurde sie offiziell eingeweiht. Hier werden die Feuerwehr- und Rettungseinsätze für die Vorderpfalz koordiniert – ein Gebiet, in dem 620.000 Menschen leben. Der Innenraum der Leitstelle, in dem die Anrufe entgegengenommen werden, gilt als kritische Sicherheitsinfrastruktur. Deshalb gilt in diesem Bereich strengstes Fotografie-Verbot.

Alarmierung innerhalb einer Minute

Die Übung in der Leitzentrale wird aufgezeichnet. Anschließend wird im zweiten Teil das Verhalten des Mitarbeiters analysiert. Wie hat er die Anruferin betreut, stellte er die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge, konnte er sie beruhigen? Die Anruferin macht in ihrer Panik Vorwürfe an den Mitarbeiter und sagt: „Stellen Sie nicht so viele Fragen, sondern schicken Sie einen Rettungswagen.“ Der Mitarbeiter hat das aber längst getan. Auch bei Notrufen im Ernstfall erstellt der Mitarbeiter etwa in der ersten Minute die Diagnose und alarmiert etwa nach einer Minute den Rettungsdienst. In Rheinland-Pfalz gibt es die Vorgabe, dass der Rettungsdienst spätestens 90 Sekunden nach Eingang des Anrufs bei der Notrufzentrale benachrichtigt sein muss.

Betreuung am Telefon rettet Leben

Doch die Arbeit der Disponenten am Telefon endet damit nicht. Je nach Notfall wird der Anrufer angeleitet, wie er Erste-Hilfe-Anweisungen am Telefon gibt oder die Reanimierung durchführen soll. Das soll zum einen dazu dienen, Leben zu retten, zum anderen sind auch die Anrufer so beschäftigt, dass sie ihre Panik wieder unter Kontrolle kriegen. Wichtig sei, dass mit dem Anrufer ständig gesprochen wird, erläutert Steven Pöselt, Teamleiter des Rettungsdienstes, das Vorgehen der Mitarbeiter. Bei den einzelnen Fragen, die die Mitarbeiter den Anrufern stellen, hilft ihnen eine Liste mit dem Namen „Strukturierte Notrufabfrage“. Sie wurde vom Notruftraining 112 entwickelt, erklärt Pöselt. Diese soll den Mitarbeiter dabei unterstützen, auch unter größtem Stress keine wichtige Frage zu vergessen. Der Job erfordert neben Fach- auch Sozialkompetenz, Mitarbeiter müssen mit Menschen in Stresssituationen umgehen können.

Im Notfall muss es schnell gehen: In Rheinland-Pfalz sollen Rettungswagen innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort sein. In Ludwig
Im Notfall muss es schnell gehen: In Rheinland-Pfalz sollen Rettungswagen innerhalb von 15 Minuten am Einsatzort sein. In Ludwigshafen brauchen sie etwa sieben Minuten.
x