Sport Löwen: Atemberaubende Aufholjagd

Er ging bei der Aufholjagd – wie Filip Taleski – voran: Löwen-Kapitän Andy Schmid.
Er ging bei der Aufholjagd – wie Filip Taleski – voran: Löwen-Kapitän Andy Schmid.

Was für eine spektakuläre zweite Halbzeit: Die Rhein-Neckar-Löwen drehten gestern einen Sechs-Tore Rückstand binnen 15 Minuten in eine Vier-Tore-Führung, schlugen so am Ende den VfL Gummersbach in der Handball-Bundesliga 30:24 (10:14). Die SAP-Arena bebte.

Wie Tag und Nacht. Nach desolater erster Halbzeit schalteten die Löwen nach der Pause mehrere Gänge hoch, überrannten die lange starken Gummersbacher. Die 5:1-Deckung brachte den VfL aus dem Konzept. Aus einem 11:17 (35.) wurde innerhalb von fünf Minuten ein 18:18. Entscheidenden Anteil daran hatte ein junger Mann, der bislang noch nicht groß auffiel: Filip Taleski. Als nichts mehr ging, vertraute Trainer Nikolaj Jacobsen dem 22-jährigen Mazedonier, die Halblinken Mads Mensah Larsen und Steffen Fäth waren von der Rolle. Taleski kam, spielte mit Mut und verblüffte mit seiner Wurfkraft. Die atemberaubende Aufholjagd begann. „Das war perfekt, ja, ich war der Matchwinner. Nach der Pause haben wir Charakter gezeigt“, meinte Taleski. Und: Wieder einmal riss Kapitän Andy Schmid seine Mannschaft mit. Immer wieder spurtete er nach vorne, trieb seine Mitspieler an. Er kam auf elf Tore. Die Löwen zeigten in den ersten 30 Minuten eine der schwächsten Heimleistungen der Neuzeit. Vor der Pause schafften sie nur zehn Tore, sie schlossen die Angriffe zu unkonzentriert ab, die Würfe waren zu unplatziert, und von Beginn an war Torhüter-Oldie Carsten Lichtlein da, er hielt gleich den ersten Wurf von Steffen Fäth, parierte sich in einen Rausch, war zunächst der auffälligste Spieler auf dem Parkett. „Die erste Halbzeit ist perfekt gelaufen, das hätten wir nicht gedacht, in der zweiten Halbzeit fehlte die Konzentration, wir haben nicht die Bandbreite“, sagte der 37-Jährige, der mit der deutschen Nationalmannschaft 2016 Europameister wurde, schon im Weltmeister-Kader von 2007 stand. Der Blick zur Anzeigetafel verhieß da nichts Gutes, nach zwölf Minuten stand es 2:8, auch die Abwehr bekam wenig Zugriff, Torhüter Andreas Palicka hielt nach zehn Minuten den ersten Ball. 2:8, zwei mickrige Törchen. Trainer Nikolaj Jacobsen rotierte mit Blick auf das morgige Champions-League-Spiel bei Vardar Skopje, so begannen die Außen Jerry Tollbring und Bogdan Radivojevic, erst mit dem eingewechselten Alexander Petersson wurde das Offensivspiel besser. „Wir haben sehr schlecht angefangen, ich weiß nicht, ob das verdient war, es war glücklich. Wenn der VfL ein paar Bälle nicht so schnell wegwirft, hätte es anders ausgehen können“, resümierte Nikolaj Jacobsen. Jubilar Patrick Groetzki kam erst zur zweiten Halbzeit, der Jubilar machte sein 344. Spiel für Löwen und ist damit Rekordspieler des Klubs. Mit seinen Kameraden fuhr er direkt an ein Hotel am Frankfurter Flughafen, heute um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, um 8 Uhr geht es zum Champions-League-Spiel nach Skopje. So spielten sie Rhein-Neckar-Löwen: Palicka, Appelgren (1) - Mensah Larsen (1), Schmid (11), Fäth (1) - Radivojevic (1), Tollbring (1) - Nielsen – Guardiola, Petersson (5), Kohlbacher (4), Taleski (5), Groetzki VfL Gummersbach: Lichtlein, Puhle - Martinovic (12/6), Pouya (2), Vukovic - Schröter (2), Sommer (3) - Preuss (4) - Becker, Villgrattner, Köpp (1) Spielfilm: 1:4 (6.), 2:7 (11.), 5:9 (16.), 6:11 (21.), 8:11 (26.), 9:13 (29.), 11:17 (36.), 18:18 (40.), 21:19 (46.), 25:20 (53.), 27:22 (57.) - Siebenmeter: 2/0 - 6/6 - Zeitstrafen: 1:2 - Beste Spieler: Taleski, Schmid, Appelgren - Lichtlein, Martinovic, Pouya - Zuschauer: 5285 - Schiedsrichter: Behrens/Fasthoff (Wuppertal/Neuss).

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