Kultur Südpfalz Künstlerische Visitenkarten

Es ist schon gute Tradition, dass die Studierenden des Instituts für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Universität in Landau ihre Arbeiten zum Semesterabschluss der Öffentlichkeit präsentieren und dafür sind Foyer und Flure der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße eine perfekte Bühne. Die aktuelle Werkschau dauert bis 25. Juli.

An diesem Gemälde kommt keiner vorbei! Platz fordernd hängt es an der Rückwand des Foyers und versammelt viele Menschen in einem dusteren Szenario. „Ein Begräbnis in Landau“ hat Dominik Schmitt sein fast schon monumentales Werk genannt und damit nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Titel her an Gustave Courbets berühmtes „Begräbnis in Ornans“ angeknüpft, das – so der französische Maler – vor allem ein „Tableau de figures humaines“, also einen Reigen menschlicher Figuren in historischer Kulisse darstellen soll. Als es 1850 auf dem Pariser Salon ausgestellt wurde, entflammte ein Skandal, weil man darin einen Bruch der Akademischen Kunst und einen Affront gegen jede Ästhetik sah. Gerade deshalb freilich zählt es heute zu den Hauptwerken des Realismus. Einen Skandal wird Dominik Schmitt mit seiner Arbeit nicht auslösen, aber gewiss scheiden sich auch an seinem Werk die Gemüter der Betrachter, die sich in der Beerdigungsszenerie vielleicht sogar persönlich wiederfinden. Denn obwohl auch „Die Beerdigung in Landau“ in einem historischen Ambiente angesiedelt ist, gibt es bei diesem Ereignis, das (anders als bei Courbet) direkt an die Grablegung Jesu erinnert, viel zu rätseln und zu deuten. Aber auch sonst wird einem in der Kreishaus-Ausstellung der Kunststudenten nicht langweilig. Spindeldürre Giacometti-ähnliche Figuren aus Obstbaumholz von Marc Blunck stehen mal „skeptisch“ mal „ohnmächtig“ nahe Stephan Müllers bemalten Objekten aus gesägtem Ginkgo (Ikarus) oder Rosskastanienholz (Vanitas). Beide werden von Eva Heinrichs Papierarbeiten mit feinsten Mustern aus Graphit und Buntstift intim umrahmt. Einen anziehenden Blickpunkt bilden die fotografisch wirkenden, satt farbenen Ölgemälde von Daniel Odermatt, der Menschen in Alltagssituationen festhält und sie damit zugleich aus dem Alltäglichen entreißt. Die beiden hier gezeigten Arbeiten ohne Titel stellen einen jungen und einen alten Mann gegenüber. Der eine steckt unter einer großen Kapuze in einem gelben Parka und ist nur von hinten auszumachen, der Ältere gibt sein Gesicht preis, während er – die umgehängten Taschen lassen es vermuten – auf einen Stock gestützt in einem Zugabteil sitzt. Beide scheinen zufrieden mit ihrer Augenblick-Situation und vermitteln deshalb eine selbstverständliche Ruhe und Gelassenheit. „Reisende“ nennt Rainer Steve Kaufmann seine schmalen, doch hohen Arbeiten, die mit Acryl und Sand in grau-weißen Farbtönen und sanfter Unschärfe gehalten sind. Man blickt wie durch einen Seh-Schlitz auf eine Frau, die in etwas fremder Anmutung als Momentaufnahme erscheint und fühlt sich dadurch selbst als Reisender. Märchenhaft muten die Aquatintaradierungen von Katharina Barkow an. Sie zeigen kleine Kinderszenen in monderleuchteter Nacht, die eigentlich sehr idyllisch sind, aber trotzdem ein vages Unbehagen hervorrufen. Es keimt das ungute Gefühl drohender Gefahr, weil die Kinder so alleine in einsamer Umgebung sind. Einige Studierende haben sich dem Medium der Fotografie gewidmet, viele andere haben sich mit der Aquatintaradierung beschäftigt und dadurch gezeigt, wie facettenreich man sich mit diesem Verfahren der Druckgrafik ausdrücken kann. Kathrin Schummer legte den Schwerpunkt dabei eher experimentell auf „Geformte Farben“, Jennifer Schreiber auf Landschaftsformate, Judith Blasius auf die frauenfigürliche Darstellung des Sternzeichen-Zyklus in zwölf kleinen Quadraten, Claudia Semmelsberger auf Liebesgeschichten, die plakativ den klassischen Kitsch früherer Kaufhausbilder aufgreifen. Fast zwei Dutzend Studierende haben im Kreishaus derzeit ihre künstlerische Visitenkarte abgegeben und wer sich ein davon Bild davon machen will, sollte sich nicht über die ausliegende Liste ärgern, die aus dem Ausstellungsrundgang mangels klarer Anordnung eine Art Schnitzeljagd macht. Info Kunst im Kreishaus – Studierende des Instituts für Kunstwissenschaften und Bildende Kunst der Universität in Landau, bis 25. Juli, Montag bis Mittwoch von 8 bis 17 Uhr, Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Freitag von 8 bis 13 Uhr. |ttg

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