Sport KSC: Mit Geheimtraining gegen das Aufstiegs-Pech

Fürchtet Auer mit Jetzt-erst-recht-Mentalität: Karlsruhes Torwart Benjamin Uphoff.
Fürchtet Auer mit Jetzt-erst-recht-Mentalität: Karlsruhes Torwart Benjamin Uphoff.

Der Drittliga-Dritte Karlsruher SC trifft im Relegationshinspiel heute auf den FC Erzgebirge Aue

In dieser Woche üben sie beim Karlsruher SC hinter verschlossenen Türen. Das Geheimtraining soll es sächsischen Spionen schwerer machen, sich auf das erste Relegationsspiel am Freitagabend (18.15 Uhr) im Wildparkstadion gegen den FC Erzgebirge Aue einzustellen. Auch akustisch drang zuletzt wenig aus dem Wildpark heraus. Mit Verteidiger Daniel Gordon, Sportdirektor Oliver Kreuzer und Trainer Alois Schwartz übten sich drei KSC-Vertreter in der Kunst, vage zu bleiben. „Wir gehen es so an, dass wir nach beiden Spielen das Resultat haben, das ausreicht“, antwortete der Coach auf die Frage nach der Taktik im Hinspiel.

Gelassener als Aue

Tatsächlich kann der Drittligist gelassener in die beiden Spiele gehen als die Auer, die – nach eigener Rechnung –allein aus den drei letzten Zweitligaspielen vier Punkte mehr auf dem Konto hätten, wenn die Unparteiischen spielentscheidende Situation richtig gedeutet hätten. Der FCE wäre dann in der Abschlusstabelle Zehnter und müsste sich nicht in zwei Spielen mit dem Drittliga-Dritten herumärgern. Umso misslicher, dass es sich bei dem um eine Mannschaft handelt, die den Wind in den Segeln spürt. Von Oktober bis April blieb man 21 Spiele ungeschlagen, erst am letzten Spieltag riss die Serie von zuvor 16 ungeschlagenen Heimspielen. Beeindruckende Zahlen – doch die durfte man angesichts des vom Vizepräsidenten Günter Pilarsky abgesicherten Budgets auch erwarten. Der KSC ging mit dem höchsten Etat aller Drittligisten in die Saison. Sollte der Wiederaufstieg nicht gelingen, wird es auch finanziell eng. Bei allen Fragen nach der mittelfristigen Zukunftsplanung verweist man auf den geplanten Stadionneubau, mit dem mehr Einnahmen generiert werden sollen. Stadt und Land strecken die Kosten von 123 Millionen Euro vor, die der KSC über 30 Jahre gestaffelt abstottern soll. Im Herbst 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen.

Wiedersehen mit dem HSV?

In der jüngeren Vereinsgeschichte haben die Entscheidungsspiele den Badenern wenig Glück gebracht. 2012 setzte sich Drittligist Jahn Regensburg gegen den KSC durch. Ungleich traumatischer ging es am 1. Juni 2015 zu, als man gegen den Hamburger SV nach einem 1:1 im Hinspiel bis kurz vor der Ende der regulären Spielzeit im Rückspiel 1:0 führte, ehe Schiedsrichter Manuel Gräfe ein Handspiel des Karlsruhers Jonas Meffert sah. Dass er das als einziger tat, änderte nichts daran, dass kurz darauf der HSV jubelte, weil Marcelo Diaz per Freistoß ein Tor für das Team schoss, das damals noch „Dino“ hieß. Nach Verlängerung gewann der HSV 2:1. „Der KSC begrüßt den HSV mit drei Jahren Verspätung in der Zweiten Liga“, posteten KSC-Fans nun nach dem Abstieg der Hamburger – in einer Mischung aus Häme, Bitternis und viel Wunschdenken. Denn mit der Aussage, die Chancen auf den Aufstieg stünden 50:50, hatte Sportdirektor Kreuzer ja Recht. Bestenfalls 50:50, muss man ergänzen. Aue stellt die spielerisch stärkste Mannschaft aus dem unteren Tabellendrittel der Zweiten Liga. Und es kann durchaus so kommen, wie KSC-Torwart Benjamin Uphoff befürchtet: „Die können nach den Ereignissen vom Sonntag verunsichert auftreten – oder mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität.“

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