Meinung Kommentar: Ein Weckruf

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Eine »Silent Reading Party« (stille Leseparty) in Osnabrück.

Gedruckte Texte sind leichter verständlich als welche, die am Bildschirm angezeigt werden - also muss analoges Lesen weiter gefördert werden.

Ganz ehrlich, gedacht hat man sich das ja selbst. Auch wenn wir uns nicht glauben wollten. Aber gedruckt ist ein längerer, informativer Text einfach besser lesbar als am Bildschirm. Man versteht ihn besser, erinnert mehr davon. Das haben wir jetzt sozusagen Schwarz auf Weiß. Vor einiger Zeit haben sich in Stavanger, Norwegen, Leseforscher getroffen, die 54 Studien mit insgesamt 170.000 Teilnehmern ausgewertet haben. Mit dem oben beschriebenen Ergebnis. Ihre daraufhin verfasste Stavanger Erklärung ist ein Weckruf. Warum? Weil immer mehr Texte digital gelesen werden statt gedruckt. Weil wir uns überschätzen, was unser Textverständnis beim digitalen Lesen betrifft. Weil der dabei dominierende, flattrige Modus des Überflugs schon auf das Lesen auf Papier übertragen wird. Weil in die Schule mit Verve die Digitalmedien einziehen. Weil das Digitale überhaupt fetischisiert wird. Wie man jetzt sieht, mit Folgen. Das Lesen längerer Texte nutzt der Konzentration, erhöht den Wortschatz und schult das Gedächtnis von Kindern und Jugendlichen. Erwachsenen schadet es auch nicht. Das Digitallesen indes schadet in diesem Zusammenhang. Auch birgt, wie die Wissenschaftler in Stavanger mutmaßten, mangelndes Textverständnis die Gefahr, Fake News auf den Leim zu gehen. Das kann doch nur zweierlei bedeuten. Das Lesen längerer gedruckter Texte muss Teil des Curriculums bleiben. Außerdem muss alles getan werden, um die Nachteile des digitalen Lesens auszugleichen. Mit Forschung. Mit Handhaben. Mit besseren digitalen Angeboten. Gescheit lesen können, bleibt gesellschaftspolitische Pflicht und Verantwortung.

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