Sport Kommentar: Bei Rückenwind die Segel setzen
Mit Finanzen und Bilanzen lässt sich Politik machen. Das tat die ehemalige FCK-Führung – und ihre Nachfolger tun das auch.
Bei Geld hört die Freundschaft auf. Als Kuntz und Grünewalt, die Ex-Chefs des 1. FC Kaiserslautern, 2013 für die Zeichnung der Sechs-Millionen-Fan-Anleihe warben, war nur die Rede vom Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums. Das Geld sollte komplett der Juniorensparte zugutekommen. Erst nachträglich, 2014 und 2015, legte Grünewalt dar, die Anleihegelder würden wegen der Zinsersparnis vorläufig fürs laufende Geschäft verwendet, für Profigehälter etwa. Da ging beim NLZ-Ausbau nichts voran, das Geld wurde dennoch zunächst verbraucht. Das rief bei den Mitgliedern und Anleihezeichnern ein ungutes Gefühl hervor, sie wollten direkt ins NLZ investieren – ohne Geld-Parkplätze und Zwischenstationen. Die Finanz-Jonglage mit Berufung auf Deckung dieser Mittel durch „gesicherte Forderungen“ war ihnen zu kompliziert und waghalsig. Risiko ging Kuntz auch sportlich. Diese Vollgas-Strategie wäre fast aufgegangen, hätte das Zweitligateam den Wiederaufstieg in die lukrative Bundesliga nicht 2015 noch verspielt. Durch erneute Erstliga-Zugehörigkeit des FCK hätte Kuntz seine eigenen Fehler aus dem Abstiegsjahr 2012 reparieren können. So aber schlug sich der große Frust der Fans brutal in den Zahlen 2015/16 nieder. Alle gut gemeinten Schritte bei den Finanzen wurden durch den sportlich bedingten wirtschaftlichen Einbruch zunichtegemacht: das Ende der Ära Kuntz/Aufsichtsratschef Dieter Rombach. Dafür wurden die Ex-Bosse auch am Samstag von der Mitgliederversammlung mit deutlicher Nicht-Entlastung bestraft. Die neue Führung Gries, Klatt und Riesenkampff hat die Anti-Kuntz/Grünewalt-Stimmung geschickt kochen lassen, wurde selbst klar entlastet. Dass die aktuelle finanzielle Lage durch die Sommertransfers besser ist, als von Klatt für 30. Juni dargelegt, thematisierten sie lieber nicht. Für die Mitglieder sind sie nun die „Guten“, wie Kuntz & Co. am Anfang auch. Die Neuen müssen die Zeit nutzen, um zu liefern. An ihrer Suche nach Großinvestoren und Sponsoren werden sie gemessen.