Kolumnen Kolumne: Sind das Frühlingsgefühle oder ist das Sonnenbrand?

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Endlich wieder die Tasche packen für an den Baggersee. Die Sonne hat sich bei ihrer Generalprobe für den Sommer an Ostern ja so richtig ins Zeug gelegt. Plötzlich sind sie alle wieder aufgeploppt wie neue Nachrichten auf den Smartphones, die Badegäste.

Um die Baggerseen der Pfalz herum waren die besten Fleckchen schnell wieder belegt mit Bastmatten, bunten Handtüchern oder auch einer Luftmatratze. Dazu die obligatorischen Dinge im Gepäck: eine Flasche Wasser, Obst, belegte Brote, Kekse und ein bisschen Geld für ein Eis am Kiosk und die Kopfhörer fürs Handy. Vielleicht ist noch die Federball-Ausrüstung mit im Rucksack, um sich zwischendrin etwas zu bewegen.

Stammplätze am See werden mit wehenden Tüchern verteidigt

Ach, und da sind sie ja wieder die alten Bekannten vom vergangenen Jahr. Die Stammplätze werden sofort wieder in Beschlag genommen und verteidigt. Ein kurzer Blick. Man kennt sich ja. Und klar ist: Auch dieses Jahr ist das hier mein Platz, such du dir einen anderen! Ins Wasser gehen lange noch nicht alle, weil es noch sehr frisch ist.

Sonne macht aus Bleichgesichtern Rothäute

Und doch fehlt was. Wie blöd! Die Sonnencreme vergessen. Wenn überhaupt noch eine da ist. Das war ja aber auch ein richtiger Überfall vom Sommer. Da kann man ja nicht auf alles vorbereitet sein. Nicht so schlimm, weil es ja eigentlich noch Frühling ist? Von wegen! Der erste fette Sonnenbrand ist vorprogrammiert. Ist ja auch kein Wunder, denn die UV-Strahlen erreichen schon eine relativ hohe Stärke. Da die Haut bis vor kurzem noch ziemlich eingedeckt war mit in den Wintermonaten üblichen Schichten an Seide, Wolle, Baumwolle, Acryl und Polyester ist sie zudem so bleich, dass sie erst einmal ziemlich baff ist, wenn sie plötzlich wieder volltanken darf.

Oben ohne ... oder doch mit?

Aber das hat nicht nur für die Sonnenanbeter an den Weihern gegolten, sondern auch für alle Sportler - Radfahrer, Reiter, Inlineskater, Nordic Walker, Tennisspieler und Wanderer, die es nicht in den Wald, sondern in die Wingerte gezogen hat. Wer die Hütten angesteuert hat, war gut beraten, sich früh auf den Weg zu machen. Aber auch zwischen den Schatten spendenden Bäumen ist es angenehm warm. Die Frage des langen Wochenendes: Brauche ich noch eine Jacke oder geht es auch ohne? Sie war um die Mittagszeit an den Ostertagen spätestens geklärt – für Fußvolk und Mountainbiker. Es ging auch wunderbar ohne. Nur bei der Rast in einer der vielen Hütten und Lokale wurde sie vielleicht gebraucht für den schönsten Teil des Osterspaziergangs: bei der Einkehr zum Schörlchen und dem Essen. Und das war vielen ein besonderes Fest. Denn am Ende der Fastenzeit durfte es dann auch noch ein Stück Kuchen oder Torte sein.

Wären mal so viele in die Kirche wie zum See gepilgert

Die Pfarrer hätten sich gefreut, wenn sie zur Erinnerung an die Kreuzigung und zur Feier der Auferstehung von Jesus Christus (Ostern!) mal einen solchen Andrang in ihren Kirchen gehabt hätten wie ihn die Schaffer in den Restaurants und Hütten an diesen Wochenende über sich ergehen lassen mussten. Nächstes Jahr ist der Ostersonntag am 12. April.

Die eigentliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern eine neue Perspektive einzunehmen

Wenn das Wetter wieder gut wird, kommt vielleicht etwas in Frage, was in diesem Jahr bei den Katholiken in Ludwigshafen angeboten und auch angenommen wurde: ein Fahrradkreuzweg, der ab der Gemeinde St. Ludwig um 7 Uhr von Kreuz zu Kreuz durch viele Stadtteile führte und mit einem gemeinsamen Frühstück endete. Es ist eine schöne Gelegenheit, ein Kreuz zu entdecken, an dem man schon hundertmal vorbeigekommen ist, das man aber noch nie gesehen hat. Einen Sonnenbrand gibt es um diese Uhrzeit noch nicht, dafür die Möglichkeit, etwas Altvertrautes aus einer neuen Perspektive an Orten zu entdecken, die für alle sind.

Die Autorin

Christine Kamm (53) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ.

Die Kolumne

Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne "Ich sehe das ganz anders" über die großen und kleinen Überraschungen sowie Absurditäten des Alltags.

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