Kolumnen Kolumne: Alles für die Katz

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Das war mal ein verkatertes Wochenende. Nicht weil es zu viel Schorle gegeben hätte. Ein Kater hat mich auf Trab gehalten, weil er a) , zum ersten Mal bei mir zu Gast war und er b), noch ziemlich jung ist. Als die Nachbarn im Sommer über eine neue Katze nachgedacht hatten, war ich mit im Boot, weil wir über einige Jahre eine Art „Cat-Sharing“ bestens hinbekommen hatten. Wenn die Familie im Urlaub war, wusste der kleine vierbeinige Pascha, dass er wenige Häuser weiter genauso willkommen ist und es dort auch mindestens genauso leckeres Fressi gibt wie daheim.

Sein potenzieller Nachfolger stammte auch aus der Eifel. Und fast hätten wir aus der geteilten Katze zwei ganze gemacht. Aber halbe oder ganze Katze will gut überlegt sein. Ich habe mich dafür entschieden, beim eingespielten Miteinander zu bleiben und die Schwester nicht zu nehmen. Es ist also beim bewährten Modell geblieben: eine Katze, zwei Haushalte.

Katerchen in der Pubertät

Zum Glück. Denn der Neuzugang, ein Katerchen, ist inzwischen in Ludwigshafen gelandet und momentan mitten in der Pubertät. Als ich ihn abgeholt habe, stand er schon quiekend an der Tür. Hunger! Gut, dann gibt es gleich was. Das Kerlchen ist fünf Monate alt, schlingt das Futter runter, als hätte er noch nie im Leben etwas zwischen die spitzen Beißerchen bekommen. Und dann geht es los. Bei mir angekommen, flitzt er kreuz und quer durch die Zimmer, springt von hier nach da. Und ist nicht zu bremsen. Selbst der Vorhang wird malträtiert. Bis nach 21 Uhr hält er mich mit raus – rein, rein – raus, rauf – runter, runter – rauf, auf Trab. Und dann die Verwandlung. Plötzlich kommt, als wäre er verzaubert, das Baby zum Vorschein.

Um 22 Uhr fallen ihm die Augen zu

In Deutschland sind Katzen in der Gunst der Menschen wohl an erster Stelle. Dass sie mindestens so beliebt sind wie Hunde mag daran liegen, dass sie weniger Arbeit machen. Es gibt ja diesen schönen Spruch: Hunde haben Herrchen und Frauchen - und Katzen Bedienstete. Manche sogar sehr berühmte. Wie beispielsweise „Choupette“, der der im Februar verstorbene Modeschöpfer Karl Lagerfeld sogar ein Vermögen hinterlassen hat. Das Futter soll allen Choupettes und Klein-Tigern mit Menschenanschluss möglichst regelmäßig kredenzt werden – aber auch nur das gerade genehme. Ansonsten gilt: all days for Freiheit. Wobei das mit dem kleinen Halbstarken bei mir eigentlich noch ein überschaubarer Job ist. Denn allerspätestens um 22 Uhr fallen ihm die Äuglein zu.

"Cat-Sharing" funktioniert

Was für ein Schreck, als am Samstagabend gegen 22 Uhr plötzlich ein Feuerwerk in unmittelbarer Nähe beginnt – als das Tigerchen gerade in der Tür steht und dabei ist, reinzukommen. Ein kurzer fragender Katzenblick und ein Sich-Ducken-und-klein-machen – und weg war er. Oh je, dachte ich, die kommen morgen heim und der Kater ist nicht da. Denn sein Vorgänger hat an Silvester regelmäßig das Weite gesucht. Und war immer erst tags drauf wieder aufgetaucht und das auch eher im Lauf des Tages. Der Hunger halt. Aber der kleine Racker scheint kein Pflänzel zu sein. Kaum war der bunte Zirkus am Nachthimmel und das Geböller und Gezische beendet, tauchte das Pubertier wieder auf. Tags drauf haben ihn die Nachbarkinder wieder abgeholt. Das „Cat-Sharing“ funktioniert - jedenfalls bei Katzen mit Freigang.


Die Autorin

Christine Kamm (53) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ. Die Kolumne Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne "Ich sehe das ganz anders" über die großen und kleinen Überraschungen sowie Absurditäten des Alltags.

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