Speyer Keine blutarmen Texte

Eine kleine Lesereise durch katholische öffentliche Büchereien der Region macht derzeit Krimi-Autor Jörg Böhm. Erste Station war das katholische Pfarrheim von Dudenhofen.

Auf fünf Krimis um die in der Pfalz ermittelnde dänische Kriminalkommissarin Emma Hansen hat es Jörg Böhm, gelernter Journalist und inzwischen hauptberuflicher Autor, gebracht. Dazu kommen zwei Kreuzfahrtkrimis, der zweite, „Niemandsblut“, so neu, dass er in den Worten seines Autors „fast noch dampft“. Die Zuhörer bekamen Kostproben von allen serviert – sehr appetitanregende, denn die Schlange, die anschließend für Kauf und Signatur anstand, wurde immer länger. Im klassischen Krimi gibt es ziemlich am Anfang einen Mord, um dessen Aufklärung sich dann die ganze Geschichte dreht – gerne gibt es nach und nach noch weitere Morde, die mit dem ersten in Verbindung stehen. Diesen ersten Mord, quasi das Eingangstor in die Geschichte, hatte sich Jörg Böhm jeweils als „Lesestück“ ausgesucht. An Grusel und Grauen sparte er dabei nicht. Da gibt es im ersten Krimi „Nie sollst du vergessen sein“ die langsame Näherung des Mörders in der Nacht durchs unverschlossene Haus ins Bad, wo sich die zum Opfer werdende gerade die Haare wäscht, ahnungslos über die Wanne gebeugt mit der Handdusche den Schaum ausspülend, ehe der Duschschlauch sie stranguliert. Wer da nicht an Hitchcocks „Psycho“ denkt! Oder der Winzer in Burrweiler, der in seinen uralten Weinkeller unter der Scheune steigt, wo zu diesem Zeitpunkt der Gärung kaum Sauerstoff, aber jede Menge Kohlendioxid vorherrscht und oben die Tür zu gemacht wird, so dass er jämmerlich erstickt („Und die Schuld trägt deinen Namen“). Auf dem Gelände der künftigen Landesgartenschau in Landau werden zwei Skelette entdeckt („Und ich bringe dir den Tod“), und in der Vorderpfalz werden zwei Männer bestialisch erstickt – mit Ostseesand („Und süß wird meine Rache sein“). Hier wich Jörg Böhm ab und las lieber die Vorgeschichte dieser Morde. Ein zweiter Handlungsschwerpunkt in jedem Buch ist nämlich eine Vorgeschichte tief in der Vergangenheit, eine Schuld, die in die Gegenwart strahlt. Das kann eine missglückte Flucht aus der DDR über die Ostsee sein, wie im letzteren Buch, oder in Verbindung stehen zu den ersten Gastarbeitern in der Pfalz, wie beim Burrweiler Winzer. Jörg Böhm ist in Neuwied geboren, wohnte während des Journalistikstudiums in Nöggenschwiel im Südschwarzwald, das er zum Schauplatz seines ersten Emma-Hansen-Krimis machte, und wohnte eine Zeit lang in Burrweiler, wo er sich in die Pfalz verliebte. Auch Bornholm, Heimat seiner Kommissarin, ist mit seiner Biografie verwoben. „Man kann nur über das schreiben, das man kennt“, meinte er. Die beiden Kreuzfahrtkrimis wiederum haben ihre Wurzel in den Lesereisen, die er auf der „Aida“ gemacht hat. Im Kontrast zu den nicht gerade blutarmen – in doppelter Bedeutung – Krimis steht Jörg Böhm, ein ungemein witziger Plauderer voller Anekdoten rund um seine Geschichten. Ob das Priesterseminar in Speyer, wo er wohnt, bald zu einem Schauplatz wird? Lesezeichen Die Krimis von Jörg Böhm sind bei CW Niemeyer Buchverlage erschienen und im Buchhandel erhältlich. Mehr über den Autor, seine Bücher und seine Lesungen unter www.jörgböhm.com.

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