Zweibrücken Keime im Trinkwasser gefunden

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Der Einzug der Flüchtlinge in die ehemalige Abflughalle des Zweibrücker Flughafens verzögert sich. Gestern wurde bekannt, dass die Trinkwasserqualität nicht den Vorgaben entspricht. Weil die Leitungen über Monate nicht genutzt wurden, haben sich dort Keime abgelagert. Nachdem die Verbandsgemeindewerke Zweibrücken-Land gestern die Leitungen spülten, sollen heute neue Proben gezogen und analysiert werden. Die Ergebnisse liegen nach 48 Stunden vor. Demnach kommen frühestens am Freitag Flüchtlinge nach Zweibrücken.

Wie die Pressesprecherin der Kreisverwaltung Südwestpfalz, Ulla Eder, gestern auf Anfrage informierte, hatte der Zweibrücker Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der das Erstaufnahmelager betreut, Wasserproben nehmen lassen. Dies sei Vorschrift vor der Inbetriebnahme einer solchen Einrichtung. „Die Ergebnisse lagen uns am Montagmorgen vor, die Grenzwerte waren überschritten“, so Eder. Erlaubt seien bis zu 100 koloniebildende Einheiten pro Milliliter Wasser, im Labor seien aber über 300 gezählt worden. „Wegen der Überschreitung hat die Kreisverwaltung verfügt, dass keine Personen in die Einrichtung dürfen.“ Es seien keine coliformen Keime gefunden wurden, beruhigt Eder. Die Ursache der Keimbildung sei, dass die Leitungen lange ungenutzt waren. Gegen Mittag seien die Leitungen deshalb für 24 Stunden durchgespült worden. Eine Desinfektion sei nicht notwendig. Wenn heute neue Wasserproben entnommen werden, müssen sie im Labor analysiert werden. Das dauert 48 Stunden. „Das Ergebnis wird also frühestens Donnerstagabend vorliegen. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Flüchtlinge frühestens am Freitag in die Einrichtung dürfen“, so Eder. Das Wasser, das den Flughafen versorgt, fördern die Stadtwerke im Bereich Bickenalb und pumpen es in den Wasserturm auf dem Flugplatzgelände. Für die Wasserversorgung im Gebiet des Zweckverbands Flugplatz sind dann die Verbandsgemeindewerke zuständig. Laut deren Leiter Eckart Schwarz gehören die Leitungen ab der Übergabestelle Greenwichstraße dem neuen Flughafeneigentümer Triwo. Bis zur Abflughalle seien es rund 1000 Meter. In den großdimensionierten Leitungen befänden sich auf dieser Strecke rund 20 Kubikmeter Wasser. Weil kaum Wasser verbraucht wurde, hätten sich dort über Monate Keime bilden können. Betroffen ist nach offiziellen Angaben nur das besagte Areal auf dem Flughafen, keine anderen Bereiche in Zweibrücken und dem Umland. Mario Sauder, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands sagte, man habe bei der Einrichtung des Lagers versucht, die Leitungen zu spülen und einen halben Tag lang die Wasserhähne aufgedreht. Das reichte jedoch offenbar nicht aus. Gegen Mittag sei dann gestern klar gewesen, dass man vorerst keine Flüchtlinge aufnehmen kann. Die zunächst für Zweibrücken vorgesehenen Menschen seien direkt nach Bad Kreuznach und Alzey gebracht worden. „Wir waren gut vorbereitet. Als es dann hieß, es kommen keine Flüchtlinge, ist direkt die Stimmung gekippt“, fasst Sauder die Anspannung in Worte, die unter den 24 DRK-Mitarbeitern herrsche, die − auf Schichten verteilt − das Lager vorbereiten. „Wir stehen seit zwei Wochen unter Dauerstrom – Tag, Nacht, am Wochenende. Es wäre gut, wenn sie gekommen wären.“ Die Zwangspause verschaffe den Helfern nun etwas Zeit zum Durchatmen − „und dann geht’s weiter, mit frischer Kraft“. Sauder sagte, er werde mit lediglich anderthalb Stunden Vorlauf vom Land informiert, wann die Flüchtlinge eintreffen. So habe er gestern Morgen noch immer nicht gewusst, wann im Laufe des gestrigen Montags die etwa 250 Flüchtlinge in Zweibrücken hätten eintreffen sollen. „Das läuft alles etwas chaotisch momentan.“ Aus der RHEINPFALZ habe er vergangene Woche erfahren, dass die Flüchtlinge möglicherweise schon am Sonntagabend hätten eintreffen sollen. Vorsorglich ließ das DRK dann Essen und Toilettenartikel bereits im Laufe des Sonntags anliefern, nicht wie geplant erst gestern Morgen. Das DRK arbeitet bei der Versorgung der Flüchtlinge mit der Pirmasenser Heinrich-Kimmle-Stiftung zusammen, die über ihre gemeinnützige Pirminius-Werk GmbH in Zweibrücken den Cap-Markt in der Hallplatz-Galerie und den ID-Drogeriemarkt in Contwig betreibt. Von dort kamen auch die Waren, die auf den Flugplatz geliefert wurden, darunter nach RHEINPFALZ-Informationen 30 Packen Toastbrot, Marmelade und weitere haltbare Lebensmittel, zudem Hygieneartikel wie Zahnbürsten und Duschgel. Eine Lieferung mit Obst und anderen frischen Lebensmitteln stornierte das DRK gestern, als klar war, dass die Flüchtlinge erst gegen Ende der Woche im Terminal ankommen. Das DRK hat darüber hinaus das Gebäude, in dem einst die Flughafen-Anmeldung untergebracht war, in ein Spendenhaus umgewandelt, wo Mitarbeiter und später auch Ehrenamtliche Spenden sortieren werden. „Die Spendenbereitschaft ist groß“, sagt Sauder, das sei erfreulich − doch brauche man längst nicht alles, was die Leute hergeben möchten. Benötigt würden, wenn die Flüchtlinge da sind, beispielsweise gut erhaltene Kleidung, zudem Spiel- und Malsachen. „Uns wird jeden Tag Zeug vor die Tür gestellt, und wir wissen dann selbst nicht wohin damit“, sagt Sauder. Man müsse bedenken: Die Flüchtlinge, die auf dem Flugplatz untergebracht werden, haben noch keine Wohnung, bräuchten also auch keine Möbel oder Haushaltsartikel. Jürgen Buchholz, Chef des Zweibrücker Gefängnisses und Leiter des Flüchtlingslagers, und Mario Sauder sicherten gestern zu, offene Fragen rund um das Lager heute in einem Pressegespräch zu beantworten. Für kommenden Montag ist zudem eine Bürgerversammlung geplant.

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