Sport Jubiläum für Popp im Achtelfinale

Wie eine kleine Erlösung: Spielführerin Alexandra Popp breitet ihre Arme nach dem Tor zum 3:0 beim 4:0-Sieg über Südafrika aus.
Wie eine kleine Erlösung: Spielführerin Alexandra Popp breitet ihre Arme nach dem Tor zum 3:0 beim 4:0-Sieg über Südafrika aus.

Spielführerin, Vorbereiterin und jetzt endlich auch Torschützin – der klare Sieg der deutschen Frauenfußball-Nationalelf über Südafrika ist auch für Alexandra Popp eine Befreiung. Im WM-Achtelfinale am Samstag steht für sie nun ein besonderes Jubiläum an.

Die Szene war symbolisch für Spielerin und Mannschaftsgeist: Nach ihrem Kopfballtor zum 3:0 rannte Alexandra Popp zur Seitenlinie und feierte den Treffer mit Ersatzspielerinnen und Trainerstab. „Mir war es wichtig zu zeigen, dass die Bank auch ihren Teil zum Erfolg beiträgt“, erklärte die Angreiferin vom VfL Wolfsburg. Nachdem die deutsche Spielführerin in den ersten beiden Spielen der Weltmeisterschaft in Frankreich noch leer ausgegangen war, gelang ihr in der letzten Vorrundenpartie der ersehnte erste Treffer beim 4:0 am Montag über den WM-Neuling. „Poppi ist eine Spielerin, die permanent alles gibt“, lobte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ihre Kapitänin. Für den Erfolg der Mannschaft ordnet sie dabei auch ihre eigenen Vorlieben unter. Beim hart umkämpften 1:0 gegen Spanien etwa rückte Popp sogar zurück auf die Sechser-Position, um als kopfballstarke Spielerin vor der Abwehr die knappe Führung zu sichern. „Aber sie sieht sich als Stürmerin in der Pflicht, Tore zu erzielen“, erklärte Voss-Tecklenburg. Entsprechend unzufrieden war Popp mit dem für sie bis zum Südafrika-Spiel torlosen Turnierverlauf. Das Trainerteam leistete psychologische Aufbauarbeit: „Wir haben ihr vor dem Spiel diese vielen, vielen Aktionen gezeigt, wo sie auch am Tor beteiligt war.“ Aber trotzdem habe Popp den Anspruch, „dass sie lieber den Ball ins Tor köpft, als dass sie nur beteiligt ist“, sagte ihre Trainerin weiter: „Deshalb ist es toll, dass sie so ein wunderbares Tor gemacht hat.“ Tatsächlich war Popps Treffer der bislang am schönsten herausgespielte des deutschen Teams bei dieser WM: Nach einer feinen Kombination flankte Giulia Gwinn von rechts an den Fünfmeterraum, dort schraubte sich Popp in die Höhe und köpfte den Ball wuchtig ins Tor. „Da sieht man, wie einfach Fußball sein kann“, freute sich Voss-Tecklenburg. Mit 28 Jahren gehört Popp zu den Älteren im Kader. Sie ist sich ihrer Verantwortung als Führungsspielerin voll bewusst: „Wir sind relativ jung, auch noch ein bisschen unerfahren. Aber es macht unheimlich viel Spaß, mit dieser verrückten Mannschaft zusammenzuspielen“, sagt sie. Mit drei Siegen und ohne Gegentor ist das deutsche Team nun in die nächste Runde eingezogen. „Es war wichtig, dieses Ziel zu erreichen“, sagte Popp. Gestern zog der DFB-Tross von Montpellier weiter nach Grenoble. Sichtlich gelöst bestiegen Popp und Co. am Vormittag den Hochgeschwindigkeitszug TGV nach Valence. Von dort ging es weiter mit dem Bus nach Grenoble, wo am Samstag das Achtelfinale (17.30 Uhr) ansteht. Als Gruppenerster wird das deutsche Team auf einen der Tabellendritten aus den Gruppen A, C oder D treffen, der noch nicht feststeht. Der Gegner ist Spielerinnen und Trainerteam eigentlich egal. „Wenn man Weltmeister werden will, muss man alle schlagen“, sagte Popp schmunzelnd. Für Popp wäre es das 100. Länderspiel – als 26. deutsche Fußballerin würde sie diese Marke dann übertreffen. „Wir haben tatsächlich schon darüber gesprochen. Ich freue mich dazuzugehören“, sagte sie. Zudem hat sie die Gelegenheit, ihr Torkonto von bislang 47 Treffen weiter zu füllen. Mit ihrem nächsten Tor würde sie in der ewigen DFB-Torschützinnenliste auf Rang sieben vorrücken – und mit Ex-Bundestrainerin Silvia Neid gleichziehen.

x