Sport Jonas Stratmann erklärt E-Sport: „Mehr als nur ein Computerspiel“

Jonas Stratmann (links) im Gespräch mit Udo Schöpfer.
Jonas Stratmann (links) im Gespräch mit Udo Schöpfer.

Jonas Stratmann. Der 33-jährige Erzieher, der aus dem Ruhrgebiet stammt, leitet beim TSV Oftersheim die E-Sport-Abteilung. Sie hat 100 Mitglieder. Die Abteilung kooperiert mit dem SV Sandhausen.

Handball-Pfalz-Präsident Friedhelm Jakob hat sich auch dieses Jahr für seinen Neujahrsempfang wieder etwas einfallen lassen. Der schon verstorbene frühere Weltklasse-Handballer Erhard Wunderlich war schon Ehrengast, der frühere Handball-Bundestrainer Heiner Brand, der frühere Frauen-Handball-Bundestrainer Heine Jensen oder Hans-Dieter Drewitz, Präsident des Fußball-Regionalverbandes Südwest. Nun also Jonas Stratmann zum Thema E-Sport. Herr Stratmann, das Thema E-Sport ist in vieler Munde. Gerade hat Thorsten Storm, Deutschlands Handball Top-Manager, erklärt, im Sommer in die E-Branche zu wechseln. Wie haben Sie das Thema für sich entdeckt? Das Thema E-Sport begleitet mich seit meiner Jugend. Ich bin seit 18 Jahren mehr oder weniger aktiv. Ich habe in meiner Jugend in einer deutschen Nationalmannschaft für E-Sport gespielt. Das ist quasi jetzt als Hobby übrig geblieben. E-Sport gibt es tatsächlich schon so lange? Absolut. E-Sport ist nichts Neues. Nur der Fokus, der auf dem E-Sport liegt, der ist neu. E-Sport gibt es schon seit über 18 Jahren in organisierter Form. Und wie erklären Sie sich, dass E-Sport in diesen Tagen so groß rauskommt? Er ist mehr und mehr in den Fokus geraten. Soziale Medien wie Facebook haben einen Teil dazu beigetragen, dass E-Sport von der Gesellschaft wahrgenommen wird. Dass dies also nichts ist, was im Keller passiert, sondern draußen in der Welt. Erklären Sie uns: Was ist E-Sport? Der E-Sport ist mehr als reines Computerspiel. E-Sport fängt da an, wo Gaming aufhört. E-Sport grenzt sich schon per definitionem vom Gaming ab. Wir gehen mit einem gewissen Trainingswillen an die Sache heran, wie in anderen Sportarten auch. Das heißt, man spielt beispielsweise Tennis am Computer? Genau, oder Fußball, und es gibt auch eine Formel-1-Serie. Aber es gibt auch die Strategiespiele oder den Bereich der Taktik-Shooter. Taktik-Shooter? Strategiespiele? Ja, da sind Terroristen auf der einen Seite, Polizisten auf der anderen. Terroristen versuchen, mit taktischer Finesse eine Bombe zu legen, die Polizisten versuchen, dies zu verhindern. In einem Strategiespiel geht es, sehr vereinfacht gesagt, um die Einnahme der gegnerischen Ritterburg. Wie oft kommen die Jugendlichen zum TSV? Wie alt sind sie? Sie kommen wöchentlich zum gemeinsamen Training in den Computerraum. Das ist der Vorteil, wenn man E-Sport in einem Verein macht. Die Jugendlichen wissen, dass sie sich auf ihre Partner verlassen können. Und sie haben Trainer. Die E-Sportler sind in der Regel 10 bis 36 Jahre alt. 25 Prozent davon sind weiblich. Die Umsätze in der Branche steigen? Ja. 2016 wurden 50 Millionen umgesetzt, 2020 werden es schon 130 Millionen sein. Es ist ein Riesenmarkt. Und auch die Zuschauerzahlen bei Wettkämpfen steigen. 2016 hatten wir 200 Millionen, zum Vergleich: Die Fußball-WM sahen 130 Millionen. Warum sollte ein Pfälzer Verein eine E-Sport-Abteilung gründen? Es gibt mehrere Schwerpunkte: Breitensport, das Thema Integration und Inklusion ist eines, wir haben Gesundheitssport und den Spitzensport. Was heißt Gesundheitssport? Im elektronischen Gesundheitssport geht es um die Aktivierung von Menschen durch elektronische Endgeräte. Machen E-Sportler auch Sport? Ja, die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass wer einen gesunden Körper hat, ein besserer E-Sportler wird. Wir machen Ausdauer- und Zirkeltraining. Was muss der Verein investieren? So 5000 Euro sind zu Beginn notwendig für die Geräte. Diese Investition kann sich aber bei einer erfolgreichen Einführung der Abteilung in kurzer Zeit rentiert haben, etwa durch neue Sponsoren. | Interview: Udo Schöpfer

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