Meinung Habeck-Rückzug: Flagge zeigen gegen Twitter und Facebook

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Soziale Medien müssen sich endlich ihrer Verantwortung stellen. Den Hebel in der Hand haben die Nutzer: Sie sollten sich nicht alles gefallen lassen.

Robert Habeck, Co-Parteichef der Grünen, ist zunächst mal selbst schuld daran, dass er in den Netzwerken Opfer eines shitstorms wurde. Denn er hatte über Twitter gleich zwei Mal in recht kurzen Abständen Videos verbreitet, die dumme Fehler enthielten. Die räumte Habeck umgehend ein. Dann aber wurde auch Habeck Opfer der Computer-Hacker, die von rund 1000 Politikern private Daten klauten. Den Grünen-Chef traf es besonders schlimm. Denn es wurden vielen Daten über ihn ins Internet gestellt, die seine Privatsphäre tief verletzen.

Soziale Medien müssen sich endlich ihrer Verantwortung stellen

Seine eigenen Fehler im Netz und die Verletzung seiner Privatsphäre dort haben Habeck jetzt die Reißleine ziehen lassen. Er gesteht ein, dass Twitter ihn desorientiere und unkonzentriert mache. Er schreibt: „Twitter ist, wie kein anderes digitales Medium so aggressiv und in keinem anderen Medium gibt es so viel Hass, Böswilligkeit und Hetze.“ Deshalb hat er seine Konten bei Twitter und Facebook gelöscht. Das ist so mutig wie konsequent. Mutig, weil Politiker heutzutage ohne Eigenmarketing in den sozialen Netzwerken kaum noch Popularität erreichen. Konsequent, weil nur das massenhafte Abmelden aus Twitter und Facebook nach dem Vorbild Habecks deren Macher dazu bringen würde, sich endlich ihrer Verantwortung zu stellen. Sie müssen Regeln für einen demokratischen Diskurs und gegen Unhöflichkeit, Würdelosigkeit und Hass aufstellen. Sie müssen die Daten und Persönlichkeitsrechte ihrer Nutzer achten und schützen. Solange es dort weiter fast schrankenlos um das Einsammeln von Adressen, um das Ausforschen von Interessen und Kaufverhalten geht, werden Facebook, Twitter und die anderen bleiben, was sie sind: „unsoziale“ Netzwerke. Der Gesetzgeber kann dagegen weniger ausrichten als Nutzer, die sich von Twitter und Facebook nicht alles gefallen lassen.

Habecks Abwanderung wird Ausnahme bleiben

Aber machen wir uns nichts vor: Habecks Abwendung von den Netzwerken wird die Ausnahme bleiben. Und weil allein Facebook derzeit weltweit zwei Milliarden aktive Nutzer hat, würden es dessen Chef Mark Zuckerberg kaum jucken, wenn ein paar Hunderttausend „User“ ausstiegen. Also ist jeder, der in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, zu seinem eigenen Schutz am besten damit beraten, so wenig wie möglich von sich selbst Preis zu geben und sich an die einfache Regel zu halten: „Sei kein Idiot und schreibe nichts, was Du nicht vor 100 Leuten sagen würdest, auch wenn Dein Chef und Deine Mutter dabei wären.“

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