Neustadt Grund für Notlandung gefunden: Pilot verwechselte Tanks

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Der Pilot des Dornier-Flugzeugs hätte nur den Tankregler verstellen müssen – und die spektakuläre Notlandung im August bei Diedesfeld wäre ihm und den vier Passagieren erspart geblieben. Die Staatsanwaltschaft will in Kürze mitteilen, ob sie Anklage erhebt.

Die Ursache für die Notlandung eines Flugzeugs auf einem Wingertweg bei Diedesfeld im August ist gefunden. Weil einer von zwei Tanks leer und der Tankwahlschalter falsch eingestellt war, ging der Motor aus. Zu diesem Schluss kommt der Untersuchungsbericht der Braunschweiger Bundesstelle für Fluguntersuchung (BFU). Der Pilot hatte das einmotorige Flugzeug auf dem Landwirtschaftsweg gelandet und steuerte es dann in einen Graben, um zu verhindern, dass die Maschine auf die nur noch 15 Meter entfernte Landesstraße 516 rollte. Dabei zogen sich vier der fünf Insassen leichte Verletzungen zu. Die Dornier Do 27, die dem Dornier-Museum in Friedrichshafen gehört, erlitt dabei einen Totalschaden. Wie berichtet, hatte bereits ein Sachverständigengutachten, das die Staatsanwaltschaft beauftragte, menschliches Versagen als Grund ermittelt. Gegen den 44-jährigen Piloten läuft ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung. Im jüngsten Bulletin der BFU, das seit wenigen Tagen auf der Internetseite der Behörde veröffentlicht ist, wird der Zwischenfall im Detail beschrieben. Das Flugzeug war mit dem Piloten und vier Fotografen in Speyer gestartet, um Bilder von einem zweiten Flugzeug vor der Kulisse des Hambacher Schlosses zu machen. Der Pilot hatte ausgesagt, dass sich in beiden Tanks jeweils rund 50 Liter Kraftstoff befunden hätten. Einer der Fotografen, selbst lizenzierter Motorflieger, sagte dagegen aus, dass beim Abflug der Maschine die rechte Tankanzeige auf „Leer“ stand. Ein anderer Fotograf, der mitflog, hatte in der Luft Bilder vom Cockpit gemacht, die bestätigen, dass die rechte Tankanzeige nicht ausschlug, während die linke Anzeige 70 Liter meldete. Der Tankwahlhebel war aber auf rechts eingerastet – nicht auf links. Folglich hätte der erfahrene Pilot, dessen Flugbuch 578 Stunden aufwies, nur rechtzeitig den Hebel umlegen müssen. So ging der Motor aus, und der Pilot setzte im Gleitflug zur Notlandung an. Eine Do 27 verbraucht durchschnittlich 65 Liter Kraftstoff die Stunde. Die Feuerwehr pumpte laut BFU-Gutachten 69 Liter aus dem linken Tank ab. Der rechte Tank sei leer gewesen. Ausgelaufener Treibstoff wurde an der Unfallstelle nicht entdeckt. Die Experten bauten nach der Notlandung auch die Anzeigen beider Tanks aus und überprüften sie. Dabei stellten sie fest, dass sie ohne Beanstandungen funktionierten. Die BFU weist in dem Bulletin darauf hin, dass ihre Untersuchung lediglich das Ziel habe, künftige Unfälle und Störungen des Flugverkehrs zu vermeiden. Sie sei nicht dazu da, ein Verschulden festzustellen oder gar die Haftungsfragen zu klären. Leitender Oberstaatsanwalt Hubert Ströber, Frankenthal, teilte gestern auf Anfrage mit, dass eine Entscheidung der Behörde unmittelbar bevorstehe. Die Ermittlungen seien abgeschlossen. Es gehe nun noch um eine Bewertung der Untersuchungsergebnisse. |wkr

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