Rheinpfalz Greta Thunbergs Fehleinschätzung: Warum sie trotzdem keine Spinnerin ist

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Ozean statt Luft: Die schwedische Schülerin Greta Thunberg an Bord des Seglers, mit dem sie nach Amerika fährt, um Treibhausgase einzusparen.

Greta Thunberg hat ihre klimaneutrale Reise falsch eingeschätzt. Das ist kein Grund, sie und ihre Mitstreiter als Spinner abzutun. Der Planet brennt. Wer nichts tut, zündelt mit.

Gesellschaft und Politik funktionieren reflexhaft. Reflexe auf Themen, die glasklar scheinen, bei denen jeder eine Meinung hat, zu denen jeder etwas sagen kann. Aktuellstes Beispiel: die Diskussionen um die Umweltschützerin Greta Thunberg, deren Segeltörn nach Amerika sich klimaschädlicher entwickelt als gedacht. Weil ein Teil der Crew fliegen muss. Sodass es wenig bringt, wenn Thunberg mit dem Schiff fährt, um Treibhausgase einzusparen. Wenigstens hat Greta sich Gedanken gemacht, wie sie am umweltverträglichsten reist. Das ist das, was man von den wenigsten Menschen behaupten kann. Gretas Beispiel zeigt, dass Klimabewusstsein nicht so einfach ist und vor der Menschheit ein komplexer Weg liegt, wenn sie das Problem ernsthaft angehen will. Weil alles mit allem zusammenhängt.

Eine psychologische Selbstüberlistung der Verwöhnten

Die Fehleinschätzung der schwedischen Schülerin jetzt zum Anlass zu nehmen, alle Bemühungen in Frage zu stellen, unseren Kohlendioxidausstoß zu begrenzen, ist dumm. Es gibt keinen Bereich in der Wissenschaft, bei dem sich so viele Forscher aus den unterschiedlichsten Disziplinen einig sind, dass etwas getan werden muss. Die ersten Vorboten des künftigen Durcheinanders erleben wir bereits. Und das ist nur der Anfang. Jede Debatte darüber, ob es den Klimawandel überhaupt gibt, ist letztlich nichts anderes als eine psychologische Selbstüberlistung der Verwöhnten. Die Selbstrechtfertigung einer Mehrheit, die ihre Komfortzone mit Klauen und Zähnen verteidigt, um bloß nichts ändern zu müssen in ihrem Leben. Bequemlichkeit, die zum Abwehrreflex geronnen ist.

Krieg jeder gegen jeden

Dabei geht es bei der Erderwärmung am Ende eigentlich um unser Überleben. Der Mensch kann noch so viele Arten vernichten – was nicht gerechtfertigt werden soll. Aber irgendetwas wird immer übrig bleiben und eine neue Artenvielfalt hervorbringen. Dafür hat der Planet noch fünf Milliarden Jahre Zeit. Bei Homo sapiens dagegen tickt die Uhr. Wenn er so weiter macht, ist er in wenigen Jahrhunderten beim Krieg jeder gegen jeden: um Wasser, um fruchtbare Ackerflächen, um Brennstoff. Und dann gute Nacht.

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