Kaiserslautern Fußballwelt staunt: Schiri führt Videobeweis in Kreisklasse ein

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Der Videobeweis ist in der 1. Bundesliga bereits Alltag.

Bei der B-Klassen-Begegnung des SV Mölschbach - SG Hochspeyer soll der Schiedsrichter nach dem Videobeweis entschieden haben.

Was bisher nur in der Bundesliga die Gemüter der Fußballfans in Wallung brachte, kam am Wochenende auch in der Fußball-B-Klasse Süd zum Einsatz: der Videobeweis. Im Spiel des SV Mölschbach gegen die SG Hochspeyer revidierte der Schiedsrichter eine Tatsachenentscheidung aufgrund einer von einem Zuschauer gemachten Videoaufnahme.

Premiere in der Amateurklasse

„Es war wie in der Bundesliga“, schildert der Trainer der SG Hochspeyer, Dominic Heidrich, was sich in der zweiten Halbzeit der Partie ereignete. Der Schiedsrichter habe mit dem Zeichen für den Videobeweis - er zeichnete mit beiden Händen einen Monitor in die Luft - angezeigt, dass er seine Entscheidung überprüfen wolle. Dann sei er zu einem Zuschauer gelaufen, um einen Blick auf dessen Handy zu werfen. Damit erlebte der Videobeweis seine Premiere in der zweittiefsten Amateurklasse. Aber was war vorher geschehen, was veranlasste den Unparteiischen zu dieser Handlung? Beim Stande von 2:2 war der Mölschbacher Spieler Dirk Feddeck in den gegnerischen Strafraum eingedrungen und hatte dann den Ball von der Grundlinie zu seinem Teamkollegen Tim Nothof gespielt, der die Kugel mühelos zum 3:2 in das Hochspeyerer Tor schob. Doch der Schiri erkannte den Treffer nicht an, entschied auf Abstoß, da er den Ball im Aus gesehen hatte.

Spuren im Sand oder Videoaufnahme?

Klar, dass es daraufhin vehemente Proteste vonseiten der Heimmannschaft gab. Das zeigte Wirkung. Der Referee sei dann, so schildert es Heidrich, zum Hochspeyerer Torwart gegangen und habe diesen gefragt, ob der Ball tatsächlich im Aus gewesen sei. „Der Ball war im Aus“, bekam er vom Keeper zur Antwort. Damit wäre die Sache eigentlich erledigt gewesen. Doch dann wurde der Schiri darauf aufmerksam gemacht, dass einer der Zuschauer die Szene mit seinem Handy aufgenommen habe. Der Zuschauer war Andreas Müller, der zweite Vorsitzende des SV Mölschbach. „Der Schiedsrichter ist zu mir gekommen, hat sich aber“, betont Müller, „die Videoaufnahme nicht angesehen.“ Vielmehr habe sich der Schiri „die Spuren im Sand“ angeschaut und dann seine Entscheidung zurückgenommen und auf Tor für Mölschbach entschieden. Erst lange nach der Partie habe sich der Schiedsrichter das Video von ihm vorspielen lassen und sich „glücklich“ darüber gezeigt, dass er die „richtige Entscheidung“ gefällt habe, so Müller.

Nachspiel vor der Gebietsspruchkammer

Diese Schilderung widerspricht der des Hochspeyerer Spielertrainers Dominic Heidrich. Ihm habe der Schiedsrichter gesagt, dass er seine Entscheidung „aufgrund der Videoaufnahme“ zurückgenommen und das Tor gegeben habe. Die SG Hochspeyer spielte die Partie „unter Protest“ weiter und verlor 2:3. Die Sache wird nun ein Nachspiel vor der Gebietsspruchkammer haben. „Die Videoaufnahme eines Zuschauers darf einen Schiedsrichter nicht interessieren“, sagt Dirk Leibfried, der dem Schiedsrichterausschuss des Fußballkreises Kaiserslautern-Donnersberg angehört und der gestern mit dem Schiedsrichter der Partie sprach. „Er ist zerknirscht und bedauert es sehr, dass er auf das Handy geschaut hat“, sagt Leibfried und weist auf die schwierige Situation hin, in der sich der Schiedsrichter in diesem engen Spiel befunden habe und in der er dann die falsche Entscheidung getroffen und auf das Handy geschaut habe.

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