Rheinpfalz Erdogan-Besuch: Es war einmal der Dialog

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Polizei an der Kölner Moschee: Der 30 Millionen Euro teure Bau mit den zwei 55 Meter hohen Minaretten hat in seinem Kuppelsaal Platz für 1100 Gläubige.

Recep Tayyip Erdogan weiht die größte Moschee Deutschlands ein. Der türkische Trägerverein Ditib hängt am antidemokratischen Rockzipfel des Präsidenten und isoliert sich.

Wie hoffnungsvoll war man noch im November 2009 bei der Grundsteinlegung für die Zentralmoschee des Islamverbandes Ditib in Köln. Von einem Zeichen friedlichen Zusammenlebens, der Eintracht sprach der damalige Ditib-Vorsitzende Sadi Arslan. Euphorisch klang auch Josef Wirges (SPD), Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld. „Diese Moschee ist auch unsere Moschee“, sagte er, „Wir legen hier und heute nicht nur den Grundstein für eine Moschee, sondern auch für einen dauerhaften Dialog.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel schickte eine Grußbotschaft. Und heute, neun Jahre später? Ausgerechnet der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan weiht diese zurzeit größte Moschee in Deutschland ein – ein Politiker, der unlängst Deutschland als Nazi-Land beschimpft hat. Dagegen bleiben Vertreter des Landes, auf dessen Boden das „Gotteshaus“ steht, der Zeremonie fern. Henriette Reker (parteilos), Oberbürgermeisterin Kölns, nimmt an der Eröffnung nicht teil. Ihr sei kein Rederecht erteilt worden. Ebenso der Architekt des Baus, Paul Böhm. Bezirksbürgermeister Josef Wirges sprach im Vorfeld von „Verarschung“ seitens des Ditib. Von Dialog wolle Ditib nichts mehr wissen. Auch Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes, der noch bei der Grundsteinlegung als Integrationsminister dabei war, kommt nicht.

Dem Zusammenleben in Deutschland hat Ditib einen Bärendienst erwiesen

Was für eine Ironie. Was damals als ein Zeichen der Zusammengehörigkeit und der Eintracht gefeiert wurde, ist zum Spaltpilz geworden. Im Nachhinein stößt Ditib all die Förderer und Unterstützer des Projekts, die die türkische Islam-Organisation gegen Kritiker verteidigt hatten, vor den Kopf – und gibt den Skeptikern nachträglich das Gefühl, doch recht gehabt zu haben mit ihren Bedenken. Wäre Ditib tatsächlich nur ein Verein, der nach deutschem Recht gegründet ist und nach den hiesigen Regeln agiert, und nicht der verlängerte Arm eines mittlerweile diktatorisch regierten Landes, müsste man dem Vorstand Versagen vorwerfen und seine Absetzung fordern. Dem Zusammenleben in Deutschland jedenfalls hat der Verein einen Bärendienst erwiesen.

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