Sport Er ist ein Berliner

Würde Friedhelm Jakob einfach mal so sagen: „Ich bin ein Berliner“, niemanden würde ihm zu widersprechen wagen. Wir treffen uns kurz vor dem Spiel Brasilien gegen Serbien unweit der Mercedes-Benz-Arena. Friedhelm Jakob, Präsident des Pfälzer Handballverbandes, hat an diesem Montag seinen allerbesten Freund dabei: Harald Gierl, ein gebürtiger Landauer, er blieb mit seiner Frau Bärbel und den drei Kindern in Berlin. Sie kennen sich seit Leichtathletik-Tagen beim ASV Landau und lebten als Studenten in Mainz auf engstem Raum. Friedhelm Jakob studierte Theologie und Pädagogik, Harald Gierl ist Diplomsportler. „Wir sind unzertrennlich, auch Bärbel war mir immer eine wertvolle Vertraute“, berichtete Jakob. Und natürlich erzählen die beiden prompt eine Anekdote, wie es mit dem Geschirr-Abwasch damals so war ... Der frühere Dekan hat davor in Berlin und Heidelberg studiert. Es war Liebe auf den zweiten Blick. „Ich kam in Berlin an, war allein in einem Heim und bin nach zwei Tagen sofort wieder zurück zu meiner Mutter gefahren“, erinnert sich Jakob. Wir sind im Jahr 1972. Aber Jakob besann sich, kehrte zurück und blieb, dank eines Berliner Jungen, der ihn fortan als „meinen süddeutschen Freund" annahm. Dieser Freund lebt nicht mehr, Jakob besucht aber immer noch die Familie – und eben seinen alten Kameraden aus Mainzer Zeiten. So hat Jakob in Berlin nach wie vor eine Anlaufstelle. Die Freunde waren auch beim Handball in der Arena. Gegenbesuche in der Pfalz gibt es selbstverständlich auch. Jakob ist auf der Zielgeraden als Pfälzer Handball-Präsident, der designierte Nachfolger ist gefunden und soll am 25. Mai gewählt werden. Jakob hat gemischte Gefühle. „Es schmerzt, klar, aber es ist auch gut, dass nun jemand kommt, der neue Akzente setzt“, betonte er. Mithelfen will er nur, wenn er ganz explizit gerufen wird. So hat er es auch in seinem Beruf gemacht. Und wie oft sie riefen, als Jakob im Ruhestand war. „Im vergangenen Jahr habe ich 30 Beerdigungen geleitet und war 30 Mal auf der Kanzel“, berichtete er. Friedhelm Jakob bleibt bis heute in Berlin, er verfolgte gestern Abend noch die Partie gegen Frankreich. Ganz sicher: Er bleibt ein Berliner …

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