Sport Emotionale Mixtur aus Bitterkeit und Stolz

Seine letzte Amtshandlung: Marcus Kink nahm am 26. April den Meisterpokal entgegen – obwohl er im Finale nicht gespielt hatte.
Seine letzte Amtshandlung: Marcus Kink nahm am 26. April den Meisterpokal entgegen – obwohl er im Finale nicht gespielt hatte.

Es war das Spekulationsthema der vergangenen Wochen in den einschlägigen Internetforen der Eishockey-Fans, jetzt ist es offiziell – und der Zeitpunkt der Verkündung gestern kurz vor 16 Uhr war letztlich nicht wirklich überraschend: Der deutsche Eishockey-Meister Adler Mannheim plant nicht mehr mit seinem langjährigen Kapitän Marcus Kink (34). „Ich bin megatraurig und enttäuscht. Ich hätte meinen Abschied, der ja in Mannheim geplant war, gern selbst vorbereitet“, bekannte der 34-Jährige gegenüber der RHEINPFALZ: „Jetzt lasse ich das erstmal sacken.“ Kink geht – Stand jetzt – davon aus, dass er nicht mehr Eishockey spielen wird. Somit ist wohl auch eine Rückkehr in die bayerische Heimat, zu Oberligist SC Riessersee, kein Thema. Es wäre letztlich ohnehin ein gewaltiger sportlicher Abstieg für einen, der jahrelang auf höchster Ebene in der Deutschen Eishockey-Liga und der Nationalmannschaft immer alles gegeben hat, der aus überschaubarem Talent mit viel Eifer, Mut auf dem Eis und Einsatzbereitschaft so ziemlich das Optimum herausgeholt hat. Am Dienstag wird in der SAP-Arena das neue Mannschaftsfoto geschossen, das gärende Thema musste geklärt werden – deshalb der Zeitpunkt der Verkündung seitens der Adler. „Diese Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen. Marcus trägt die Adler tief in seinem Herzen und wir ihn in unseren. Er gehört definitiv zu den verdientesten Spielern der Klubgeschichte“, teilte Geschäftsführer Daniel Hopp darin mit: „Dafür gebührt ihm unser größter Respekt. Letzten Endes sind wir jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass Marcus nicht mehr ins sportliche Konzept der Adler passt. Wir haben uns im vergangenen Jahr einer Neuausrichtung verschrieben und werden diesen Weg mit aller Konsequenz weitergehen, auch wenn das zur Folge hat, unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen.“ Am 5. Oktober 2004 streifte sich Kink erstmals ein Adler-Trikot über. Insgesamt 15 Jahre spielte er für die Mannheimer. Der Angreifer prägte den Klub – auch als Gesicht der Adler, in Werbekampagnen, in Interviews, als anerkannter Wortführer in der Kabine. Doch nun trennen sich die Wege – so ist der Profisport. „Es hatte sich ein bisschen angebahnt“, sagt Kink. 98 Tore, 174 Vorlagen, 812 Spiele für Mannheim – Kinks Statistiken. Der Nationalspieler und olympische Silbermedaillengewinner von 2018 führte die Adler insgesamt neun Jahre lang als Kapitän aufs Eis. 2007, 2015 und 2019 feierte der Angreifer mit ihnen die deutsche Meisterschaft. Aber schon in den vergangenen Play-offs setzte Trainer Pavel Gross nicht mehr wirklich auf den Routinier. Im Finale spielte er nicht, trotzdem nahm er immer noch als Kapitän am 26. April den Meisterpokal entgegen. „Ich habe ihn mit viel Stolz genommen, aber gleich an Dennis Endras weitergegeben“, erinnerte sich Kink gestern. Der Torwart war der Held der Play-offs gewesen. Nach seinem offiziellen Karriereende – das nun wohl schneller kommt, als alle und er selbst erwartet hatten – wollen die Adler die Rückennummer 17 in Mannheim nicht mehr vergeben und über eine Abschiedszeremonie entscheiden. „Das ist ein Ausrufezeichen. Ich hatte hier eine wahnsinnig tolle Zeit und bin sehr dankbar“, betonte der Bayer, der längst in der Kurpfalz heimisch geworden ist und auch erstmal hier bleiben möchte. „Die Zeit lasse ich mir nicht nehmen“, fügte er hinzu, „aber so, wie ich mich im Moment fühle, gehe ich nicht davon aus, dass ich nochmal spiele.“ In der Stimme des sonst immer so freundlichen und fröhlichen Menschen, den alle Welt locker „Kinki“ nennt, schwingt Bitterkeit mit. Trotzdem haben es beide Seiten gerade noch rechtzeitig geschafft, diese schwierige Personalie mit Würde final zu behandeln.

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