Sport Einer der größten Auftritte

Ziehen zwecklos: Jannik Kohlbacher zwischen Romain Lagarde (rechts) und Rock Feliho.
Ziehen zwecklos: Jannik Kohlbacher zwischen Romain Lagarde (rechts) und Rock Feliho.

«Mannheim.» Und natürlich blieb der Klasse-Kreisläufer nach der Partie völlig bescheiden, ganz so wie es seine Art ist. „Ich habe heute viele Bälle bekommen, von daher hat das mit den Toren gut für mich gepasst, ich freue mich, dass ich helfen konnte“, sagte Jannik Kohlbacher zu seinem herausragenden Auftritt. Das Spiel war zeitweise ein Spektakel. Kohlbacher und das Duell gegen Nantes – das war ein denkwürdiger Auftritt, das war eines der größten Kreisläufer-Spiele der jüngeren Vergangenheit. Viele Vorlagen bekam der 23-Jährige – wie so oft – vom genialen Spielmacher Andy Schmid. Hoch, halbhoch, flach – Jannik Kohlbacher fing die Anspiele und nutzte die Chancen. Zuweilen lag er artistisch über dem Boden. Wie auch immer. Er traf. Vor dem 19:18 gab Andy Schmid den Ball mit Schmackes zu Kohlbacher, der ihn zwischen zwei Gegenspielern fing und ins Netz schoss. Nur eine Möglichkeit ließ er zu Beginn der zweiten Halbzeit aus. Aber auch Steffen Fäth fand ihn – die beiden haben ja schon bei der HSG Wetzlar zusammengespielt. Da Kohlbacher trotz seiner 1,93 Meter unglaublich beweglich ist, bekam ihn die Abwehr des letztjährigen Champions-League-Finalisten HBC Nantes nicht in den Griff. Im Fachjargon wird immer wieder der „tiefe Schwerpunkt“ des Kraftpaketes gerühmt. Das macht es so schwer, gegen ihn zu verteidigen. Und so schreibt Kohlbacher seine Erfolgsgeschichte bei den Löwen fort, die im Herbst 2015 begann. Da nahm ihn der frühere Bundestrainer Dagur Sigurdsson mit zum Supercup, Kohlbacher löste sein Ticket für die Europameisterschaft, er wurde zu einem jener „Bad boys“, die in Polen den EM-Titel holten. In Interviews betont er immer wieder, dass er nie gedacht hat, dass alles so schnell geht. Kohlbacher löst sich in der Nationalmannschaft mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek am Kreis ab. Bei den Löwen wurde er sofort zu Verstärkung, er hatte im Sommer im Gegensatz zu dem einen oder anderen Neuen keine Anpassungsprobleme. Auf die Achse Andy Schmid - Hendrik Pekeler folgte nun eben die Achse Andy Schmid - Jannik Kohlbacher. Was die Odenwälder Wuchtbrumme so wertvoll macht: Er ist längst auch in der Abwehr ein wichtiger Spieler. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, das zeigen die 34 Tore, da waren viele gute Momente dabei. In letzter Zeit hat es ja ein bisschen gehapert im Angriffsspiel“, sagte Kohlbacher. Und die Ausgangslage vor dem Rückspiel? „Nantes ist eine Weltklasse-Mannschaft. Plus zwei Tore, das nehmen wir mit, wir hätten auch höher gewinnen können. Nantes hat clever gespielt, hat immer wieder Eins-zu-eins-Situationen gesucht, am Ende haben wir auch ein paar Zeitstrafen bekommen“, erklärte der Kreisläufer, der nach dem einen oder anderen traumhaften Tor seine Mannschaft noch vom Viertelfinale träumen lässt.

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