Meinung Eine Sternstunde und Fragezeichen

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Hatte in Stuttgart keinen Kredit mehr: Trainer Tayfun Korkut.

Im Mai gefeiert, am 7. Oktober gefeuert: Tayfun Korkut wurde am Sonntagmorgen beim Fußball-Bundesliga-Schlusslicht VfB Stuttgart entlassen. Branchenüblich heißt das Beurlaubung. Der 44-Jährige hatte den VfB als Nachfolger von Aufstiegscoach Hannes Wolf am 29. Januar 2018 übernommen, vor dem Abstieg bewahrt und auf Platz sieben geführt. Das machte Appetit auf mehr, zumal die 45-Millionen-Euro-Geldspritze aus dem Hause Daimler den VfB große Sprünge auf dem Transfermarkt machen ließ. Korkut, im kritischen Umfeld schon bei der Amtsübernahme angezweifelt, hatte wenig Kredit. Fünf Punkte nach sieben Spielen - ¬ da war der Kredit aufgebraucht. Nach dem schmucklosen 1:3 in Hannover war auch die Geduld der Bosse am Ende. Sportvorstand Michael Reschke und Präsident Wolfgang Dietrich senkten den Daumen. Die Trainersuche läuft. Spekuliert wird über die Kandidaten Markus Gisdol, der zurück ins Geschäft drängt, Ralph Hasenhüttl, und auch wieder Markus Weinzierl.

Schwarz-Gelbe Träume

Spektakulär trumpft Borussia Dortmund auf. Der BVB sorgte mit dem 4:3 (0:1) gegen den toll spielenden FC Augsburg für eine Sternstunde am siebten Saisonspieltag. Natürlich ist’s bei der Junioren-Abwehrkette mit Hakimi (19), Akanji (23), Zagadou (19) und Diallo (22) auch mal vogelwild. Aber da ist nach einem schweren Jahr, dem Scheitern von Peter Bosz und Peter Stöger, den Problemen nach dem Theater um Aubameyang und Dembele, wieder eine Mannschaft auf der Wiese, die Spaß am Spiel hat. Mit Marco Reus hat der neue Trainer Lucien Favre nach den Rücktritt von Marcel Schmelzer den richtigen Mann zum Kapitän gemacht - und Reus spielt dort, wo er auch in der Nationalelf (endlich) spielen sollte: am Regiepult! Große Klasse verkörpert der 18 Jahre junge Jadon Sancho am rechten Flügel des BVB. Der Engländer - ein brillanter Vorbereiter – und bald Nationalspieler. Von ihm profitiert vor allem Paco Alcacer, die Leihgabe des FC Barcelona. Der Torjäger schoss gegen Augsburg drei Tore – ein Traum sein Freistoß in der Nachspielzeit zum 4:3-Sieg. Ein Sieg auch dank Roman Bürki. Der Torwart - jetzt eine Nummer 1!

Die Krise der Bayern

Rekordmeister Bayern München ist in der Liga seit drei Spielen sieglos, kassierte beim 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach die zweite Schlappe in Folge. Aus der Ergebniskrise ist eine echte Krise geworden, die den neuen Trainer Niko Kovac unter Druck bringt. Vor Wochen orakelten auch Experten, die Bayern seien dieses Jahr unschlagbar. Nun patzen aktuelle Nationalspieler in Serie: Manuel Neuer, Niklas Süle, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Thiago. James grollte sich ins Tief, Thomas Müller, Robert Lewandowski, auch Arjen Robben sind ohne Form. Eine Position für Leon Goretzka, den Ex-Schalker, hat Kovac noch nicht gefunden. Ein Außen ist er nicht! Stark ist er nur zentral. Dazu kommen Verletzungsprobleme: Coman, Rafinha, Tolisso und jetzt Alaba sind verletzt. Die Länderspielpause macht es Niko Kovac nicht eben leicht, die Krise zu meistern. Denn das Gros seines Kaders geht auf Länderspiel-Reisen.

Löws Rätselspiele

Zur deutschen Nationalmannschaft reist auch der Schalker Stürmer Marc Uth. In Top-Form zu Hoffenheimer Tagen blieb er außen vor. Jetzt, als glück- und torloser Reservist, hat ihn Bundestrainer Joachim Löw berufen. Vielleicht platzt der Knoten ja jetzt im Nationaltrikot – hofft auch 04-Manager Christian Heidel. Eine Problemposition in der Nationalmannschaft ist auch die des linken Außenverteidigers. In Top-Form trumpft auch diese Saison Philipp Max (25) vom FC Augsburg links groß auf. Die Tür zur Nationalmannschaft aber bleibt für ihn weiter verschlossen. Muss man nicht verstehen …

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