Ludwigshafen Ein tierischer Kontrapunkt

Der Chor für geistliche Musik heißt so, weil er sich anspruchsvollen Werken religiösen Charakters widmet. Lachen ist da eher verpönt. Verständlich, dass der Chor und seine Leiterin Christiane Michel-Ostertun einmal dem Humor frönen wollten. Ihr Konzert mit heiterer Chormusik bereitete Mitwirkenden wie Zuhörern im Gemeinschaftshaus Ruchheim großes Vergnügen.

In der Musik drückt sich die Komik aus durch unangemessene Fortschreitungen, parodistische Übertreibungen, Kombinationen heterogener musikalischer Stilmittel und nicht zuletzt besondere Klangmittel. Kein Wunder also, dass sich viele humoristische Musikstücke auf die Tierwelt beziehen. Der Bogen des Programms spannte sich vom 16. bis zum 21. Jahrhundert, vom reinen Chorsatz bis zum Sprechgesang, vom verqueren Liebesgedicht über die Tierpoesie bis zum Fußballreport. Zu Beginn ein Kabinettstückchen aus dem italienischen Frühbarock: Adriano Banchieri mischt in seinem „Contrapunto bestiale alla mente“ Tierrufe mit einem ausgefeilten kontrapunktischen Satz auf einen fast surrealistischen Text. Bekanntlich ist gerade das scheinbar Leichte, Unernste schwer zu realisieren. Dies gilt auch für eine Komposition von Christiane Michel-Ostertun selbst. In „Die Liebe und das Federvieh“ kontrapunktiert sie vom Chor gesungene Instrumentalstücke mit Zeilen aus alten Volksliedern, kombiniert etwa Mendelssohns Hochzeitsmarsch mit „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder Mozarts „Kleine Nachtmusik“ mit Abendliedern. Auch dieses Stück meisterte der Chor erstklassig. Nicht gesungen, nur gesprochen wird in Ernst Tochs „Fuge aus der Geographie“. Der Chor skandiert rhythmisch die Namen von Städten. Der rhythmische Impuls und das Spiel mit dem Klang von Vokalen in Namen wie „Popocatepetl“, oder„Nagasaki“ machen den Reiz dieses ebenfalls höchst anspruchsvollen Stückes aus. Auch reine Instrumentalwerke können spassig sein. Ein Klassiker sind die Variationen über „S` kommt ein Vogel geflogen“ von Siegfried Ochs, der das Volkslied parodistisch im Stil bekannter Komponisten bearbeitet. Mit viel Witz wurden diese Miniaturen von Claudia Schwabe und Christiane Michel-Ostertun am Klavier vorgetragen. Johann Matthias Michel schließlich kombinierte zwei Instrumente, die von den Tonhöhen denkbar am weitesten auseinander liegen in seiner Sonatine für Sopranino-Blockflöte und Basstuba, was sich aber wunderbar zusammenfügte und von Elisabeth Löser und Jörg Breitmeier großartig gespielt wurde.

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