Neustadt Ein Klärwerk als Kulisse für Kunstobjekte

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Zu einem Entdeckerprogramm der besonderen Art lädt der Verein Rhein-Neckar-Industriekultur noch bis zum 1. September ein. Geboten werden zahlreiche Veranstaltungen, darunter Betriebsbesichtigungen, Vorträge, Exkursionen zu Industriedenkmälern und Bootstouren durch den Hafen. Einen Besuch wert ist in Mannheim das Alte Klärwerk auf der Friesenheimer Insel.

Am Treffpunkt der Führung in der Diffenéstraße 29 ist außer einem Tor mit Bäumen und Büschen von der Straße aus nicht viel zu sehen. Betritt man jedoch das große Gelände, fühlt man sich sofort in eine andere Zeit versetzt. Das alte Wärterhaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik steht noch genauso da, wie es um 1900 gebaut worden ist. Ein paar Schritte weiter in der grünen Parkanlage überrascht ein großes Backsteingebäude im gleichen Stil, das mit seinem Giebel und Bauformen eher an eine Kirche erinnert. Für Entwurf und Bau der Anlage war der aus Stettin stammende Architekt und Stadtbaumeister Richard Perrey verantwortlich, der auch das Herschelbad und die Luzenbergschule geschaffen hat. Neben den Gebäuden ziehen zahlreiche Kunstobjekte und Skulpturen aus rostigem Eisen die Blicke der Besucher auf sich. Zusammengesetzt aus vielen filigranen Metallstäben, fügen sich die Objekte zu großen vegetabilen Formen von Blüten, Kelchen oder Stauden. Die Skulpturen stammen von Künstler Rüdiger Krenkel, der seit 2007 hier arbeitet und lebt. Als intimer Kenner des Alten Klärwerks übernimmt er selbst die Führung der rund 30 Besucher. Der Weg führt entlang der sechs Klärbecken, in denen gespeist vom Regen eine grünliche Brühe dümpelt. „Bis 1973 war die Anlage in Betrieb“, erklärt Krenkel bei der Besichtigung des alten Abwasserkanals. Der rundum aus Backsteinen gemauerte Kanal ist noch in bestem Zustand. Das Funktionsprinzip der Anlage war einfach. Man wartete, bis in den Becken sich die Schwebstoffe im Abwasser absetzten. Das klare Wasser leitete man ab und pumpte es in den Rhein. Der übrig gebliebene Schlamm wurde auf nahe Wiesen und Felder gepumpt. „Das Schlösschen hier war das Schlammpumpenhaus“, zeigt Krenkel auf ein weiteres schönes altes Backsteingebäude am Ende der Klärbecken. Ein kleiner Wasserturm daneben sorgte für genügend Wasserdruck zur Reinigung von Schlammresten. Wie hier sind auch im großen Hauptpumpenhaus, das als Atelier des Künstlers dient, noch die großen alten Pumpen, Antriebsräder und Motoren zu besichtigen. (büg) Information 40 Veranstaltungen in Mannheim, Ludwigshafen, Weinheim, Heidelberg und Speyer beinhalten die „Tage der Industriekultur“. Das volle Programm gibt es im Internet unter www.rhein-neckar-industriekultur.de.

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