Sport Ein großer Abend für die „Grande Nation“

Der Regen konnte den Helden von Moskau nichts anhaben: Die französische Natonalmannschaft krönte sich zum Weltmeister.
Der Regen konnte den Helden von Moskau nichts anhaben: Die französische Natonalmannschaft krönte sich zum Weltmeister.

«Moskau.» Frankreich hat den kläglich in der Vorrunde gescheiterten Titelverteidiger Deutschland gestern als beste Nationalmannschaft der Welt abgelöst. Durch ein 4:2 (2:1) gegen Kroatien gewann die „Equipe Tricolore“ zum zweiten Mal nach der WM 1998 im eigenen Land den Goldpokal.

Didier Deschamps, damals Kapitän von „Les Bleus“, ist damit erst der dritte Trainer, der den Titel zuvor auch als Spieler gewann: Er steht auf einer Stufe mit Mario Zagallo aus Brasilien und Franz Beckenbauer. Die Franzosen profitierten in den torreichsten 90 WM-Finalminuten seit 1958 von Missgeschicken der lange klar überlegenen Kroaten. Mario Mandzukic verlängerte einen Freistoß von Antoine Griezmann per Kopf ins eigene Tor (18.), dann unterlief Ivan Perisic im Anschluss an seinen Ausgleichstreffer (28.) ein Handspiel im Strafraum: Griezmann (38.) verwandelte den Elfmeter nach langem Videostudium durch Schiedsrichter Nestor Pitana aus Argentinien. Paul Pogba (59.) und Kylian Mbappé (65.) machten gegen nie aufsteckende Kroaten nach Kontern alles klar. Ein Fehler von Torhüter Hugo Lloris erlaubte Mandzukic Ergebniskosmetik (69.). Für Kroatien mit seinen 4,2 Millionen Einwohnern war der Finaleinzug der größte Erfolg bei einer WM nach Rang drei 1998 in Frankreich – doch den Traum vom großen Coup zerstörten sie sich diesmal selbst. Vor 20 Jahren war es Frankreich, das die Mannschaft um Davor Suker am Einzug ins Finale gehindert hatte. In Russland hatten die Kroaten bisher Einzigartiges geleistet: Nach drei souveränen Vorrundensiegen kamen sie zweimal nach Elfmeterschießen weiter und einmal nach Verlängerung. Im Finale waren sie sehr stark, aber eben auch tollpatschig und nach Pogbas 3:1 mit den Kräften am Ende. Philipp Lahm, Kapitän der deutschen Weltmeister, hatte den Goldpokal 1463 Tage nach jener magischen Nacht von Rio in das Olympiastadion Luschniki in Moskau gebracht. 78.011 Zuschauer vor Ort, geschätzt eine Milliarde an den Fernsehgeräten sowie unter anderem 90.000 auf dem Marsfeld am Eiffelturm, sahen eine kroatische Mannschaft, die allen Respekt verdiente: Bis zum Treffer von Pogba ließ sie sich von den Rückständen nie beeindrucken und sorgte mitunter für heillose Verwirrung im Strafraum der Franzosen. Eine „Flitzer“-Einlage reklamierte die russische Protest-Band „Pussy Riot“ für sich. Auch lange nach der Siegerehrung gab es Verwirrung: Trainer Deschamps setzte gerade mit der ersten Antwort an, da stürmten seine berauschten Spieler die Pressekonferenz, sprangen auf das Pult, sangen, grölten, tanzten und verspritzten Schampus und alles, was an Getränken greifbar war. Auch das Präsent für den zweiten WM-Titel Frankreichs musste leiden. „Sie sind jung, sie sind ein bisschen verrückt“, sagte ein breit grinsender Deschamps, der klitschnass war. So spielten sie Frankreich: Lloris - Pavard, Varane, Umtiti, Lucas Hernández - Matuidi (73. Tolisso), Kanté (55. N´Zonzi), Pogba - Griezmann - Mbappe, Giroud (81. Fekir) Kroatien: Subasic - Vrsaljko, Lovren, Vida, Strinic (82. Pjaca) - Rakitic, Brozovic - Rebic (71. Kramaric), Modric, Perisic - Mandzukic Tore: 1:0 Mandzukic (18., Eigentor), 1:1 Perisic (28.), 2:1 Griezmann (38., Handelfmeter), 3:1 Pogba (59.), 4:1 Mbappé (65.), 4:2 Mandzukic (69.) - Gelbe Karten: Lucas Hernández (2), Kanté (2) - Vrsaljko (2) - Beste Spieler: Varane, Pogba, Griezmann - Rakitic, Perisic - Zuschauer: 78.011 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Pitana (Argentinien).

Moment der Hoffnung: Ivan Perisic bejubelt seinen Treffer zum 1:1.
Moment der Hoffnung: Ivan Perisic bejubelt seinen Treffer zum 1:1.
Mit Frankreich Weltmeister als Spieler und Trainer: Didier Deschamps.
Mit Frankreich Weltmeister als Spieler und Trainer: Didier Deschamps.
Präsident und Jungstar: Emmanuel Macron herzt Kylian Mbappé.
Präsident und Jungstar: Emmanuel Macron herzt Kylian Mbappé.
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