Wissen Die besten Plätze für Sternegucker

Mit 3000, in sehr klaren Nächten sogar bis zu 6000 sichtbaren Sternen punktet der Sternenpark Winklmoosalm bei Reit im Winkl als

Flimmernde Punkte in unendlichen Weiten: Allein die Milchstraße beherbergt mehr als hundert Milliarden Sterne und mindestens ebenso viele Planeten. Doch ein Lichtermeer am dunklen Himmel sieht man recht selten. Grund dafür ist, dass in vielen Städten und Gemeinden auch nachts viele Lampen leuchten. Um die faszinierende Schönheit des Himmels trotzdem erleben zu können, muss man aber nicht auf entlegene Inseln oder in entfernte Hochgebirge reisen. Es gibt spezielle Orte für Sternegucker.

In Deutschland sind vier Gebiete von der amerikanischen Nichtregierungsorganisation International Dark Sky Association (IDA) als Sternenparks ausgewiesen. Damit sind Parks in Brandenburg, im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Bayern, in Nordrhein-Westfalen und Bayern als Regionen mit einem dunklen Nachthimmel und Angeboten zum Sternegucken zertifiziert. Weitere Regionen streben derzeit nach Anerkennung als Sternenpark. Einige bieten heute schon touristische Möglichkeiten zur Sternenbeobachtung. Daneben führen Volkssternwarten wie auf dem Harzer Rehberg in die Welt von Sonne, Mond und Sternen ein. Ein Überblick:

Sternenpark Westhavelland

Deutschlands erster Sternenpark (Dark Sky Reserve) liegt etwa 70 Kilometer westlich von Berlin in Brandenburg zwischen der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt und Friesack. Er umfasst den gesamten, 1315 Quadratkilometer großen Naturpark. In der etwa 40 Quadratkilometer großen Kernzone zwischen Gülpe und Nennhausen kann man im Herbst tagsüber Kraniche und Wildgänse und mit Glück sogar Rotmilane oder Seeadler am Himmel fliegen sehen. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang ziehen dort dann Sterne, Planeten, Kugelsternhaufen, Kometen oder sogar die Raumstation ISS ihre Bahnen. Der Sternenpark hat neun Beobachtungsplätze ausgewiesen. Führungen und Fotokurse sind auf seiner Website zu finden (https://www.sternenpark-westhavelland.de). Sternenfreundliche Unterkünfte, darunter auch eine Adresse mit Erlebnispaketen inklusive Feldstecher, Großfernglas und Teleskop, listet der Sternenpark ebenfalls auf seiner Homepage auf (http://www.westhavelland-naturpark.de/).

Sternenpark Biosphärenreservat Rhön

Für die Mitte Deutschlands öffnet sich im Sternenpark Biosphärenreservat Rhön (https://biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark) das klarste Fenster ins Universum. Die versprengten Dörfer im Dreiländereck Thüringen-Hessen-Bayern liegen in den Tälern, deshalb bieten nicht nur die sechs ausgewiesenen Sterneguckplätze der Hügellandschaft von der Größe des Saarlandes einen guten Blick ins Firmament. Jetzt im September werden die ersten von neun Himmelsschauplätzen eingeweiht, die selbstständige Sternerkundungen mit Liege, Infotafel, Polarsternfinder, beweglichen Sternenkarten und Fernglasaufsetzern unterstützen. Offizielle Führungen gibt es das ganze Jahr über (http://verein-sternenpark-rhoen.de/aktuelles/buchung-sternenfuehrung/). Dort gibt es auch individuelle Führungen, etwa in Fulda, der größten Stadt im Sternenpark, die sich dank einiger Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung jetzt „erste Sternenstadt Deutschlands“ nennen darf. Originelle Schlafplätze wie ein mobiler Wagen (https://www.gruene-kutte.de/wohnen/sternenwagen/) in Bernshausen, das Sleepero auf der Milseburg (http://www.sleeperoo.de/spots/ grandioser-sternenhimmel-auf-der-milseburg/) oder ein Holzhaus mit aufschiebbaren großen Dachfenstern im Feriendorf Wasserkuppe (https://feriendorf-wasserkuppe.de/) ermöglichen es, die Sterne sogar vom Bett aus zu betrachten.

Sternenpark Nationalpark Eifel

Eine „Insel der Dunkelheit“ nennt der Astronom Harald Bardenhagen den 110 Quadratkilometer großen Nationalpark Eifel (https://www.nationalpark-eifel.de/de/nationalpark-erleben/sternenpark/). Denn der Sternenpark im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen ist von hellen Städten und sogar einem Flughafen umzingelt. Besonders am Südrand des Gebiets um das Dorf Hellenthal-Udenbreth hat der auf Sternenhimmel spezialisierte Fotograf Bernd Pröschold aber sehr gute Plätze für die ganzjährige Sternenbeobachtung ausgemacht. Eine halbe Stunde davon entfernt betreibt Bardenhagen auf dem Internationalen Platz Vogelsang IP eine Sternwarte und die Astronomie-Werkstatt (http://www.sterne-ohne-grenzen.de/veranstaltungsprogramm/programmangebot/). Sie bietet geführte Sternenwanderungen an. Bardenhagen hat fünf Beobachtungsplätze ausgewiesen, denen im Rahmen der Initiative „Unterm Sternenzelt – Eifel bei Nacht“ in den nächsten drei Jahren weitere folgen sollen. Für Übernachtungen können sechs Trekkingplätze reserviert werden (http://www.trekking-eifel.de/de/). Geeignete Gastgeber listet die Website https://www.nordeifel-tourismus.de/aktiv-natur/sternenregion-eifel auf, darunter auch solche, die Beobachtungsplätze direkt vor Ort oder Nachtwanderungen anbieten.

Sternwarte St. Andreasberg/Harz

In der frühen Bronzezeit galt der Brocken in Norddeutschland als zentraler Bezugspunkt der Himmelsbeobachtung. Davon zeugt die Scheibe von Nebra. Doch heute erschweren beleuchtete Gebäude die Sternenbeobachtung vom höchsten Berg im Nationalpark Harz. Der beste Platz für Himmelsgucker in dem Mittelgebirge ist deshalb die 710 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Sternwarte St. Andreasberg mit ihrem Außengelände am Rehberg (https://www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/). Das komplette Gelände an der Grenze des Nationalparks ist barrierefrei. In der Sternwarte erfahren Besucher unter anderem in Planetariumsprojektionen anschaulich, was wir vom Himmel wissen. Blinde können dank einer audio-taktilen Himmelsscheibe oder durch Anfassen von Kometenkernen, Asteroiden oder Mondoberflächenstücken die Himmelskörper ertasten. An einem Wochenende im Monat bietet der Sternwartverein Vorträge sowie Himmelsbeobachtungen mit Teleskopen. Zu besonderen astronomischen Ereignissen wie Sternschnuppennächten oder wenn der Merkur vor der Sonne vorbeizieht, öffnet sich das astronomische Observatorium für Besucher, an weiteren Tagen nach Voranfrage. Die Sternwarte führt auf ihrer Website eine Liste mit Übernachtungsmöglichkeiten (http://www.sternwarte-sankt-andreasberg.de/uebernachtung/). Für die Zukunft plant der Verein einen Sternenpfad mit sieben barrierefreien Standorten über den Harz verteilt.

Sternenpark Winklmoosalm

Mit 3000, in sehr klaren Nächten sogar bis zu 6000 sichtbaren Sternen punktet der Sternenpark Winkelmoosalm bei Reit im Winkl als deutscher Hotspot der Himmelsbeobachtung (https://www.abenteuer-sterne.de/sternenpark-winklmoosalm/). Im Sommer und Herbst ist die Milchstraße detailreich erkennbar. Das Almgebiet in den Chiemgauer Alpen breitet daneben auch ein beeindruckendes Gebirgspanorama auf 1200 Metern Höhe aus. Dort führt der Astronom und Physiker Manuel Philipp in die Welt der Sterne ein (https://www.abenteuer-sterne.de/oeffentliche-sternfuehrungen/). Eine Alternative sind die Führungen fürs bloße Auge auf dem 40 Kilometer entfernten Höhenrücken Ratzinger Höhe am Chiemsee. Auf der Alm bieten drei Sternenliegen und ein Rundweg tagsüber einen guten Gebirgsblick und nachts beste Plätze sowie eine bequeme Position fürs selbstständige Sternegucken. Übernachten können Touristen in den Hütten des Deutschen Alpenvereins, die Traunsteiner Hütte ist bewirtschaftet, oder in den beiden Hotels auf der Alm. Auch Reit im Winkl bietet Übernachtungsmöglichkeiten (https://www.reitimwinkl.de/sommerurlaub/suchen-buchen).

Welche Ziele es noch gibt

Wo es am dunkelsten ist, leuchten die Sterne am hellsten. Gute Bedingungen erfüllen jedoch nicht nur die existierenden Sternenparks. Der Astronom und Leiter der deutschen Fachgruppe der International Dark Sky Association (IDA), Andreas Hänel aus Osnabrück, hat auf der ostfriesischen Insel Spiekeroog den dunkelsten Himmel über Deutschland gemessen. Dem Kölner Fotograf Bernd Pröschold zufolge ist die nordfriesische Insel Pellworm statistisch gesehen der dunkelste Ort. Doch auf beiden Inseln sind Urlauber beim Sternebeobachten auf sich gestellt. Andere Regionen wie der Pfälzerwald oder die Schwäbische Alb (https://www.sternenpark-schwaebische-alb.de/neues-2019/freizeitmoeglichkeit-astronomie.html) sind dabei, eine Infrastruktur mit Plätzen, Pfaden, angebotenem Equipment und ausgewiesenen Hotels für Sternengucker zu schaffen. Das Mecklenburger Parkland in der Nähe von Rostock plant für 2020 einen Astrolehrpfad mit sechs Teleskop-Beobachtungsstationen. Quasi nebenan hat der Naturpark Nossentiner Schwinzer Heide zehn Standorte ausgewählt, die Sterneguckern ebenfalls im nächsten Jahr zur Verfügung stehen sollen. Auch auf der Website https://www.sternklar.de/gad/ Volkssternwarten.htm bieten selbstständige Sternführer Einblicke ins Universum, während einzelne aufgeschlossene Hoteliers in nachtlichtarmer Umgebung ihre Terrassen und Wiesen, zum Teil auch Himmelsbeobachtungsinstrumente zur Verfügung stellen. |dpa

Zur Sache: Sterne schauen

Als Sternenpark zertifiziert wird eine Region nur, wenn Lichtverschmutzung vermieden wird, da Licht den Schlafrhythmus von Mensch, Tier und Pflanzen beeinflusst. Deshalb dürfen Laternen und andere Beleuchtungen nicht horizontal und nach oben abstrahlen, und ihr Blauanteil soll möglichst gering sein. Die Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde hat auf ihrer Homepage Adressen von Sternenparks zusammengestellt (http://www.lichtverschmutzung.de/seiten/sternenparks/index.php). Zum Sternegucken braucht man kein Teleskop, das bloße Auge reicht, um in einer klaren Nacht abseits von Städten und anderen Lichtquellen zum Beispiel die Andromeda-Galaxie sehen zu können. Das Auge muss sich nur an die Dunkelheit gewöhnen, dann zeigen sich neben den Planeten viele schwächere Sterne und das Band der Milchstraße. Auf einer Picknickdecke schaut man gemütlich von der Horizontalen aus in den Himmel. Empfehlenswert ist eine drehbare Sternenkarte oder eine Planetariums-App zur Orientierung. Auch ein normaler Feldstecher oder ein Fernglas leistet gute Dienste. Anziehen solle man sich übrigens stets wärmer als man denkt. Wer viel sehen will, sollte die fünf Tage vor und zwei Tage nach Vollmond meiden.

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