Sport Der Tiger zeigt Biss

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Zuschauer liefen auf der 18. Spielbahn hinter Tiger Woods her.

Mit seinem ersten Turniersieg seit Langem beflügelt Golf-Star Tiger Woods das US-Team vor dem Ryder Cup.

Es ist angerichtet für den großen Golfstar. Eine Durststrecke von über fünf Jahren mit einer Reihe von Rücken-Operationen und persönlichen Tiefschlägen hat der US-Amerikaner Tiger Woods am vergangenen Wochenende mit dem ersten Turniersieg endlich beendet. Vor einem Jahr noch war Woods weit weg von der PGA Tour. Erst im November gab er sein Comeback bei einem Einladungsturnier auf den Bahamas.

Schritt für Schritt wieder nach vorne

Es hatte lange so ausgesehen, als würde eine fantastische sportliche Karriere früher enden als gedacht. Aber der Kalifornier hat in diesem Jahr das Feld von hinten aufgerollt und sich langsam und Schritt für Schritt wieder nach vorne gearbeitet – bis am vergangenen Wochenende endlich einmal wieder alles so war wie zu seinen besten Zeiten. Bei der PGA Championship im East Lake Golfclub in Atlanta (Georgia) kam Woods endlich ins Rollen, legte einen Ball nach dem anderen auf dem engen, fiesen Platz an die Fahnen – und nutzte mit tollen Putts auch viele seiner Birdie-Chancen. Es lief traumhaft für die langjährige Nummer eins der Welt. Dabei hatte Woods nicht nur die Chance, das letzte Turnier der Saison auf der US PGA-Tour für sich zu entscheiden, sondern auch noch Außenseiterchancen im Kampf um den begehrten Fedex-Cup, eine Serie, bei dem es um zehn Millionen Dollar für den Sieger geht. Die Schlussrunde am Sonntag wurde zum Nervenspiel: für Woods, der den Vorsprung von fünf Schlägen nicht mehr verspielen wollte und ordentlich zu kämpfen hatte, und für den Engländer Justin Rose (38), der mit einer sehr mageren Tagesform – vor allem traf er die Fairways vom Abschlag nicht – um den Fedex-Cup kämpfte. Beide haben sich gerade so ins Ziel gerettet. Woods mit 269 Schlägen (65, 68, 65, 71) – und damit zwei Schlägen Vorsprung vor Billy Horschel –, womit er sich ein Preisgeld von 1,7 Millionen Dollar sicherte, und Rose, der die Serie mit einem zusammengezitterten Birdie am 18. Loch für sich entschied. Der Engländer rettete sich mit einem hauchdünnen Vorsprung vor Woods ins Ziel.

Schlüsselfiguren im Ryder Cup

Der letzte Mann auf dem 18. Grün im East Lake Golfclub war Woods. Sein Mitspieler Rory McIlroy, der den Fedex-Cup vor zwei Jahren nach einer unglaublichen Aufholjagd gewonnen hatte, beendete seine Runde und ließ dem von den Amerikanern vergötterten Woods den roten Teppich. Mit einem Par am letzten Loch holte Tiger Woods sich den Sieg und strahle danach vor Glück. Auf den letzten Metern zum Grün der 18. Spielbahn hatten die Zuschauer hinter Woods und McIlroy hinterherlaufen dürfen. Und dabei wurde es eng. Die Marschalls hatten alle Hände voll zu tun, die aufgekratzte Meute in Schach zu halten. Es war ein einziges großes Schaulaufen für den Mann, den das Rampenlicht so lange nicht mehr in seinem Kegel gesehen hatte. Dass der Tiger sich ausgerechnet jetzt seinen ersten Sieg nach der langen Pause geholt hat, das könnten Europas beste Golfer in dieser Woche in Paris teuer bezahlen. Denn Zeit zum Feiern blieben weder Woods noch Rose. Beide sind die Schlüsselfiguren im Ryder Cup, dem Kampf Europa gegen die USA, der am Freitag, Samstag und Sonntag im Klub „ Le Golf National“ in der Nähe von Paris ausgetragen wird. Die Amerikaner treten nach dem 17:11-Heimsieg vor zwei Jahren als Titelverteidiger an. 14 Zähler würden ihnen zum Sieg reichen.

Riesiger Empfang für den Star

Woods, den US-Captain Jim Furyk eigentlich als Co-Captain auf dem Zettel gehabt hatte, ist für seine tolle Saison noch vor dem Sieg bei der PGA Championship mit einer Wildcard bedacht worden. Während er in jungen Jahren seiner Golf-Karriere links und rechts nicht viel gesehen hatte, schon gar nicht die Kollegen, könnte es sein, dass er auf seine mittelalten Tage nun doch noch zum Teamplayer wird. Viele seiner elf Mitspieler, die mit ihm ab Freitag für die USA bei dem prestigeträchtigen Kontinentalvergleich antreten, gehörten zu den ersten Gratulanten in Atlanta. Ihre Anerkennung habe ihm viel bedeutet, hatte der strahlende Sieger nach seinem Triumph erklärt. Da hat der früher so überlegene Eldrick Tont Woods plötzlich ein ganz neues Gesicht gezeigt. Oder vielleicht hat er einfach nur über das T-Shirt von US-Rookie Bryson DeChambeau lachen müssen, der ein „Beat-Europe“-Hemd (Schlag Europa) trug. Das war eine Kampfansage. Das Momentum liegt dank Tiger Woods bei den US-Stars. Das sportverrückte Pariser Publikum hat dem großen Star auch einen riesigen Empfang bereitet, als er im „Golf National“ erstmals trainiert hat am Mittwoch. Aber der freundliche Wind wird sich am Freitag ganz sicher drehen. InfoTiger Woods (42) nimmt zum achten Mal am Ryder Cup teil nach 1997, 1999, 2002, 2004, 2006, 2010 und 2012. Er hat bisher 33 Matches bestritten mit einer Bilanz von 13 Siegen, 17 Niederlagen und drei geteilten Matches. Zuletzt hatte er 2012 beim 14,5:13,5-Sieg der Europäer im Medinah Country Club (USA) in den Vierern einen Sieg geholt, zwei Niederlagen kassiert und im Einzel den Punkt mit Francesco Molinari teilen müssen.

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Tiger Woods hat gut Lachen nach seinem Turniersieg.
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Paris: Jim Furyk (links), Kapitän vom Team USA, und Tiger Woods vom Team USA kommen zum Training. Der 42. Ryder Cup wird vom 28. bis 30. September 2018 im »Le Golf National«-Golfclub ausgetragen
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