Donnersbergkreis Der Jahresvorblick: 2020 wird spannend – sagt Medusa

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Foto: waldhaeusl

Unsere Leib- und Magen-Wahrsagerin Madame Medusa ist sich sicher: 2020 wird ein spannendes Jahr für den Donnersbergkreis. In ihrer Kristallkugel hat sie wieder interessante Entwicklungen vorausgesehen. Bei der Entzifferung hatte sie allerdings gelegentlich so ihre Schwierigkeiten: „Das kam mir regelrecht chinesisch vor“, sagte sie der RHEINPFALZ.

JANUAR

Der Donnersbergkreis macht Anstalten, seine seit einiger Zeit ins Auge gefassten Partnerschaftspläne mit der Region Tongchuan in China in die Tat umzusetzen. Nach dem Besuch einer chinesischen Delegation gibt es auf Seiten der Nordpfälzer allerdings lange Gesichter: Die potenziellen Partner aus dem Reich der Mitte haben die Strukturen im Kreis genau untersucht und zeigen sich letztlich doch eher enttäuscht über das, was sie am Donnersberg vorgefunden haben: Die Infrastruktur sei mittelmäßig, der Tourismus verbesserungsbedürftig, die Energieversorgung unbefriedigend, die Müllgebühren zu hoch. Außerdem sei die Ausstattung mit Mobilfunk und schnellem Internet geradezu vorsintflutlich, und es fehle vor allem eine Sommerrodelbahn am Donnersberg. Sie hätten sich auf eine Beziehung auf Augenhöhe gefreut, sagen die Chinesen, dass man hier aber Entwicklungshilfe leisten müsse, davon sei nie die Rede gewesen. Nur mit Mühe lassen sie sich überreden, sich den Ausstieg aus dem Einstieg in die Partnerschaft noch einmal zu überlegen.

FEBRUAR

In Kirchheimbolanden beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe, der Vertreter des Stadtrats, des Verkehrsvereins „Pro Kibo“ und die Citymanagerin angehören, mit dem Thema „Leerstandsbekämpfung und Stadtentwicklung“. Als erstes kristallisiert sich ein Plan heraus, den Römerplatz im Stadtzentrum etwas freundlicher zu gestalten. So soll die Komplettversiegelung aufgehoben werden, außerdem ist geplant, ein paar Bäume und Sträucher anzupflanzen. Eine dringend benötigte Finanzspritze will die Provinzverwaltung Tongchuan zuschießen – als eine erste Goodwill-Aktion für die künftige Partnerschaft. Auf die Tagesordnung des Stadtrates hat es die Planung allerdings noch nicht geschafft – es ist bisher noch keinem der Beteiligten gelungen, den Stadtbürgermeister auf dem Handy zu erreichen.

MÄRZ

Auf dem North-Point-Gelände im Wald bei Kriegsfeld rücken Baumaschinen an. Angeheizt von Verschwörungstheorien im Internet befürchten viele Bürger im Kreis, dass die US-Streitkräfte wieder auf dem Gelände einziehen wollen. Als dann auch noch mehrere Masten errichtet werden, überschlagen sich die warnenden Stimmen: Von Atomwaffenlager über Drohnenabschuss-Station bis hin zu Weltraumkriegsführung gehen die Gerüchte. Doch schließlich kommt die gute Nachricht: Dem Kreis soll es gelungen sein, einen Investor zu finden, der für lückenlosen Handy-Empfang rund um den Donnersberg sorgen will. Dafür seien die Masten gedacht, erklärt Landrat Rainer Guth. Im Jahr 2020 könne es ja nicht sein, dass Lappland inzwischen flächendeckend versorgt sei, der Donnersbergkreis im Herzen Europas aber nicht. Über den Investor wollte Guth vorerst nichts sagen, nach RHEINPFALZ-Informationen sollen sich auf den Masten aber chinesische Schriftzeichen befinden.

APRIL

Bereits 2015 hatte das Land die 8,5 Millionen Euro teure Ertüchtigung der Zellertalbahn-Strecke beschlossen – bis jetzt hat sich aber noch immer nichts getan. Der letzte Zug ist im Jahr 2017 gefahren. Und so wie es aussieht, wird auch dieses Jahr nichts daraus, das Land hat die Mittel immer noch nicht freigegeben. Doch ex oriente lux: Die chinesischen Freude aus Tongchuan haben sich gemeldet und signalisiert, dass es Interessenten aus dem Reich der Mitte gibt, die die Strecke als Magnetschwebebahn-Teststrecke auf eigene Kosten betreiben wollen. Der chinesische Staatskonzern China State Construction Engineering (CSCEC) will bereits im Juni mit den Bauarbeiten beginnen.

MAI

Alles neu macht der Mai – und in Kibo tut sich was in Sachen Stadtentwicklung: Zur Wiederbelebung der vielen leerstehenden Ladenflächen sollen dort Andenkenläden, Kuckucksuhrenmanufakturen, Lederhosenschneidereien und Elwetritschenschnitzer einziehen. Das Ganze werde finanziert von einem geheimnisvollen Großinvestor.

JUNI

Wie angekündigt, rücken entlang der Zellertalbahn Baufirmen an, die die Strecke für den Betrieb einer Magnetschwebebahn ertüchtigen wollen. Die Landesregierung hat bereits Grünes Licht gegeben. Seitens der Kreisverwaltung reibt man sich die Augen: Was wir in Deutschland seit mehreren Jahren nicht auf die Kette, pardon: Schiene, gekriegt haben, schaffen die Chinesen innerhalb von wenigen Wochen!

JULI

Die RHEINPFALZ hat herausgefunden, dass es sich bei dem Großinvestor, der bereit ist, Millionen in die Wiederbelebung der Kirchheimbolander Innenstadt zu investieren, um die Firma „JadeDragonTourism“ handeln. Und wo hat diese ihren Firmensitz? Natürlich in Xi’an, der Provinzhauptstadt der Region Tongchuan.

AUGUST

Seit Menschengedenken gibt es nun schon bei Albisheim einen malerischen Parkplatz samt Klohäuschen, bereitgestellt von der Verbandsgemeinde Göllheim. Ein Investor wollte dort in grauer Vorzeit ein „Re(b)fugium“ genanntes Zentrum mit Gastronomie, Touristik-Information und Weinverkauf einrichten. Leider blieb es bei der Absichtserklärung, er sprang ab, ein neuer Interessent konnte nicht gefunden werden. Doch jetzt wird offenbar gebaut am teuersten Klohäuschen des Kreises. Verbandsbürgermeister Steffen Antweiler hält sich auf Nachfragen zwar bedeckt, es spricht sich aber schnell herum, dass die Arbeiter auf der Baustelle alle chinesisch sprechen.

SEPTEMBER

Im Gutleutbachtal am Südrand von Kirchheimbolanden tut sich was: Quasi über Nacht haben Baufahrzeuge angefangen, ein riesiges Loch auszubaggern. Gleichzeitig werden am östlichen und am westlichen Ende der Fläche Staumauern errichtet. Die Kreisverwaltung teilt mit, dass es sich um den Beginn des Projektes „Badesee für Kibo“ handelt, das jetzt zügig umgesetzt werden soll. Die Gelder dafür sollen aus einem speziellen Entwicklungshilfefonds stammen. Die Kirchheimbolander Stadträtin Lisel Heise (101) zeigt sich begeistert: „Ich hab mich erst kürzlich mit einem netten Herrn aus China darüber unterhalten, aber dass das jetzt so schnell geht, hätte ich nie gedacht“, freut sie sich.

OKTOBER

Auch auf dem Donnersberg wird gebaut: Am Waldhaus, das jahrelang leer stand, ist jetzt ein großes Schild angebracht: „Hier investiert Ihre Partnerregion Tongchuan in den Tourismus“. Recherchen der RHEINPFALZ ergeben, dass der Tourismuskonzern „JadeDragonTourism“ plant, an dieser Stelle ein Fünfsternehotel mit Wellnessbereich entstehen zu lassen. Im Fernsehturm soll ein Restaurant mit gehobener chinesischer Küche eingerichtet werden.

NOVEMBER

Was niemand für möglich gehalten hätte: Auch dem chinesischen Investorengeschick hat der liebe Gott Grenzen gesetzt: Mit einem Donnersberg-Gesamtkonzept, das neben dem Umbau des Waldhauses, der Umgestaltung des Gipfelplateaus unter Einbeziehung des Parkplatzes, des Ludwigsturms und der Keltenmauer auch den Bau einer speziell lärmgeschützten, emissions- und feinstaubsfreien Super-Deluxe-Sommerrodelbahn vorsah, hatte sich der Tourismuskonzern „JadeDragonTourism“ dem Dannenfelser Gemeinderat vorgestellt. Doch der blieb hart. „Wir sind das gallische Dorf des Donnersbergkreises, an uns beißt sich jeder die Zähne aus“, hieß es danach aus dem Umfeld der Bürgerinitiative „Pro Donnersberg“.

DEZEMBER

Der Kreis verkündet stolz die jetzt offiziell geschlossene Partnerschaft mit der Region Tongchuan in der Volksrepublik China. Man habe bereits im abgelaufenen Jahr erheblich von dem Joint Venture profitiert und hoffe, auch künftig in den Genuss der chinesischen Entwicklungshilfe zu kommen, freut sich Landrat Rainer Guth, der gleichzeitig auch seinen Abschied von der Kreisspitze bekanntgibt. Er wünsche seinem Kollegen von der künftigen Provinzverwaltung Tongchuan-Donnersberg für die Zukunft alles erdenklich Gute.

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