Neustadt Der Erzieher der Bäume

Der Gimmeldinger setzt sein Wissen natürlich auch gerne im eigenen Garten ein.
Der Gimmeldinger setzt sein Wissen natürlich auch gerne im eigenen Garten ein.

„Ich muss gestehen, dass ich in der Baumschule unter den fruchtbaren Bäumen lieber bin. Der Gedanke des Nutzens führt mich aus mir selbst heraus und gibt mir eine Fröhlichkeit, die ich sonst nicht empfinde.“ Diesen Wahlspruch von Johann Wolfgang von Goethe hat sich auch Thorsten Priefling zu eigen gemacht. Intensiv widmet sich der in Gimmeldingen lebende Familienvater in seiner Freizeit der Pflege von Obstbäumen.

Schon in seiner Jugend hat der gebürtige Bockenheimer einen Garten mit altem Baumbestand bewirtschaftet. Darunter waren mit „Jakob Fischer“ (Apfel), „Gute Luise“ (Birne) und „Schneiders Späte“ (Kirsche) auch drei Hochstämme altehrwürdiger Obstsorten, erinnert sich der 43-Jährige an die Anfänge. Und schon damals hatte er den Anspruch, die Bäume richtig zu erziehen, erzählt Priefling. Nach einem Obstbaumschnittkurs in Freinsheim absolvierte er in den Jahren 1991, 1998 und 2003 erfolgreich weitere Obstbaumschnitt-Fortbildungen in Theorie und Praxis. Auf dem Programm standen Erziehungs-, Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt an Kern- und Steinobst, Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden. Geleitet wurden die Kurse von bundesweit renommierten Experten. Darunter war mit dem Bielefelder Hans-Joachim Bannier einer der besten Obstsortenkundler Deutschlands. Mit dem Studium der Landschaftsökologie in Münster (Nordrhein-Westfalen) vertiefte Priefling das Thema, das er mit einem Diplom erfolgreich abschloss. Zeitgleich arbeitete er ehrenamtlich an der Pflege von Streuobstwiesen des Naturschutzbundes (Nabu) Münster und als Mitautor am Buch „Landschaft schmeckt: Streuobstwiesen im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe“ mit. Seit 2004 praktiziert der Pfälzer Baumpflege in Park- und Gartenanlagen in der Rheinebene. 2010 folgten weitere Qualifikationen in Seilklettertechnik am und im Baum sowie als Baumwart für naturgemäßen Obstbaumschnitt. Priefling arbeitet dabei nach dem Prinzip des vor gut 90 Jahren in der Schweiz entwickelten Oeschbergschnitts. „Das Ziel sind stabile Landschaftsbäume, die ich über Jahre begleiten möchte“, umreißt der Gimmeldinger seine Ambitionen. In der Pfalz hat Priefling langjährige Projekte wie Streuobstwiesen in Maikammer mit zehn Altbäumen und der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ mit 50 Jungbäumen in Ellerstadt (Kreis Bad Dürkheim) betreut, eigene Schnittkurse in Ellerstadt, im „Haus der Nachhaltigkeit“ in Johanniskreuz (Kreis Kaiserslautern), beim Nabu Landau und beim Nabu Lingenfeld (Kreis Germersheim) geleitet. Sein Leistungsspektrum umfasst auch den Schnitt kleinerer Obstbäume in Gärten, die Anlage naturnaher Gärten und als zertifizierter Gutachter die Beurteilung von Bäumen hinsichtlich Statik, Vitalität und Pilzbefall. Vorrangig Laubbäume klopft er dazu vorsichtig mit dem Gummihammer auf ihren Gesundheitszustand und auf mögliche Schwachstellen ab. „Graue Kanadarenette“, Frankreichs „Nationalapfel“, die mehr als 300 Jahre alte Sommerbirne „Gute Graue“ und die „Große Schwarze Knorpelkirsche“: Konsequent setzt der Gimmeldinger, der ein Faible für historische, robuste Obstsorten hat, seine Vorstellungen auch im eigenen Garten um. Faszinierend ist für Priefling dabei die gleichzeitige Verbindung von Ökologie und Nutzung. Und auch da kann er wieder Goethe zitieren: „Mein eigentliches Leben aber ist in Früchten.“

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