Rheinpfalz Das wird man wohl noch sagen dürfen

Die Nutzer wissen vielleicht nicht, was sie schreiben, wenn sie im Internet den millionanfachen Mord an Juden abstreiten, meint
Die Nutzer wissen vielleicht nicht, was sie schreiben, wenn sie im Internet den millionanfachen Mord an Juden abstreiten, meint Facebook-Chef Mark Zuckerberg.

Mark Zuckerberg will Holocaust-Leugner nicht aus Facebook löschen. Antisemitische Lügen sind aber keine freie Meinungsäußerung, sondern verletzen die Menschenwürde.

„F“ ändert sich. Der Internet-Gigant verspricht das dieser Tage in teuren ganzseitigen Zeitungsanzeigen. „F“ stehe für ein fortschrittlicheres, besseres Facebook, heißt es. Und dafür, dass Hassbotschaften festgestellt und entfernt würden.

Werbebotschaft entpuppt sich als Lüge

Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Werbebotschaft als das entlarvt, was sie ist: eine Lüge. Denn der 34-Jährige hat klargemacht, dass Holocaust-Leugner, mithin Menschen, die den millionenfachen Mord an den Juden während der Nazidiktatur abstreiten, unbehelligt Kübel voller Jauche in dem sozialen Netzwerk ausschütten dürfen. Zuckerbergs absurdes Argument: Die Nutzer wüssten vielleicht nicht, was sie schreiben. Antisemiten wissen aber Bescheid. Was in den Gaskammern geschah, ist erforscht und dokumentiert, in vielen Filmen und Büchern erzählt. Auch sind Antisemiten nicht dumm. Sie verspritzen ihr Gift aus voller Absicht und politischem Kalkül. Weil sie Zugang zu Zuckerbergs Lügenmaschine haben, werden sie geteilt und geliked und tragen ihre Ressentiments in die Welt. Und die Hetze zeigt Wirkung. Eine am Mittwoch veröffentlichte Langzeitstudie der Technischen Universität Berlin besagt, dass im Netz antisemitische Kommentare an der Tagesordnung sind und ihre Anzahl steigt. Antisemitismus wird zu selten geächtet und geahndet, so die Studie.

Leugnen des Holocausts steht unter Strafe

Es ist richtig und wichtig, dass in Deutschland, dem Land der Täter, das Leugnen des Holocausts unter Strafe steht. Oft beginnen die Antisemiten ihre Auslassungen mit dem Satz: Das wird man wohl noch sagen dürfen. Den Judenmord abzustreiten oder zu relativieren ist aber unsäglich, weil es die Würde der Opfer und ihrer Hinterbliebenen verletzt und das Mindestmaß an Anstand vermissen lässt, ohne das keine zivilisierte Gesellschaft auskommt. Der Antisemitismus richtet sich im übrigen zwar gegen Juden. Er zeigt aber ganz generell, was es heißt, wenn eine Minderheit zum Gegenstand von Hass und Verachtung wird. Der Mensch verliert seine Humanität und dass es schon wieder soweit ist, geht auch mit auf die Kappe Sozialer Netzwerke wie Facebook.

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