Sport „Das lassen wir uns nicht gefallen“

Schwer getroffen: Mannheims Nationalspieler Matthias Plachta blieb nach dem unfairen Check gegen ihn lange benommen auf dem Eis
Schwer getroffen: Mannheims Nationalspieler Matthias Plachta blieb nach dem unfairen Check gegen ihn lange benommen auf dem Eis liegen und konnte die Partie nicht zu Ende spielen.

«München.» Ein Eklat überschattete das hitzige und hochklassige erste Halbfinalspiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft, das Titelverteidiger Red Bull München 4:2 (2:1, 1:1, 1:0) am Donnerstagabend gegen die Adler Mannheim gewann. Ein brutaler Ellbogencheck des Münchners Steve Pinizzotto gegen Matthias Plachta an der Bande wurde von den Schiedsrichtern Marc Iwert und Sirko Hunnius nicht geahndet. Der Disziplinarausschuss der DEL sperrte Pinizzotto gestern nachträglich für die nächsten fünf Spiele.

Die gute Nachricht: Olympia-Held Plachta trainierte gestern Mittag zwar nicht, aber er stand im Kabinengang der SAP-Arena, plauderte mit den Kollegen. „Mir geht es schon etwas besser“, teilte er am Nachmittag mit. Sein Einsatz und auch der von Verteidiger Carlo Colaiacovo, der ab der ersten Drittelpause fehlte, heute (19.30 Uhr) im Heimspiel, das ausverkauft ist, steht aber in Frage. Keine Frage war für Adler-Klubchef Daniel Hopp das weitere Vorgehen. Die Mannheimer beantragten das aus ihrer Sicht letztlich erfolgreiche Ermittlungsverfahren gegen Pinizzotto. Dessen Aktion, die zumindest fünf Minuten plus Spieldauerstrafe wert war, hatte ein Hauptschiedsrichter zwar gesehen, aber nicht sanktioniert – die zwei Minuten kassierte das berüchtigte Raubein für das folgende Gefäustel mit David Wolf. „Wir sehen das so, dass bewusst versucht wurde, einen unserer Topscorer aus dem Spiel zu nehmen und zu verletzten. Das lassen wir uns nicht gefallen“, sagte Hopp der RHEINPFALZ. Die Liga reagierte. „Pinizzotto zieht kurz vor dem Kontakt seinen Ellbogen und seinen Körper nach oben und trifft mit dem Ellbogen wuchtig Plachtas rechte Gesichtshälfte“, hieß es in der Urteilsbegründung – Check gegen den Kopf, streng verboten! Bereits nach dem ersten Viertelfinalspiel in Ingolstadt, als Plachta und Chad Kolarik ungeahndet Stöcke der Gegner zu spüren bekamen, hatten Fans gefordert, die Adler sollten ein Ermittlungsverfahren beantragen. Dies ist aber nur einmal pro Serie möglich, „da will man hundertprozentig sicher sein“, stellte Hopp klar. Dass die Liga von sich aus tätig wird, „sieht die Spielordnung nicht vor. Das muss mal besprochen werden“. Bill Stewart war es indes völlig egal, „ob ich jetzt dafür bestraft werde.“ In der DEL ist öffentliche Kritik an den Schiedsrichtern verboten. „Deren Job ist es, die Spieler im Spiel zu schützen. Heute war die Spielleitung inakzeptabel“, schimpfte der Adler-Trainer und monierte auch ein übersehenes Icing vor einem Gegentor. Seine Schlussfolgerung: Auch die Liga sonne sich – zu Recht – im Glanz der olympischen Silbermedaille für die Nationalmannschaft, doch eine solche Referee-Leistung passe nicht dazu. „Totales Chaos, von der ersten bis zur letzten Minute“, zürnte Stewart. Trotzdem ist es nun seine Aufgabe, die sportlichen Schlüsse aus dem 2:4 zu ziehen. Daniel Hopp erwartet eine besondere Atmosphäre heute Abend in der ausverkauften SAP-Arena, die Meister München zeigen werde, „was es heißt, in einer richtigen Eishockey-Stadt zu sein“. Das Foul und abfällige Gesten von Wiederholungstäter Pinizzotto sorgten gestern in sozialen Medien bei Fans aller Klubs bundesweit für Empörung. Ebenfalls im Fokus der Kritik: die beiden Hauptschiedsrichter. Sirko Hunnius ist kein unbeschriebenes Blatt. 2016 wurde er im Januar für den Rest der Saison suspendiert, nachdem er den Hamburg Freezers einen regulären Treffer aberkannt hatte. Doch losgelöst von allem müssen sich die Adler auch an die eigene Nase fassen. Größtes Problem neben der Chancenverwertung aktuell: das Powerplay. München traf bei nummerischer Überlegenheit gleich zweimal (beim 2:1 in „doppelter“ Überzahl), den Adlern gelang das eben nicht. So spielten sie EHC Red Bull München: Aus den Birken - Boyle, Aulie; Joslin, Button; Seidenberg, Abeltshauser; Lauridsen - Michael Wolf, Hager, Jaffray; Pinizzotto, Aucoin, Macek; Mauer, Kahun, Christensen; Flaake, Matsumoto, Kastner Adler Mannheim: Endras - Larkin, Stuart; Carle, Akdag; Mullen, Colaiacovo; Reul - David Wolf, Desjardins, Plachta; Hungerecker, Festerling, Sparre; Adam, Marcel Goc, Kolarik; Kink, Raedeke, Ullmann Tore: 1:0 Kastner (Lauridsen) 5:50, 1:1 Ullmann (Raedeke) 12:26, 2:1 Kahun (Seidenberg) 19:24, 2:2 Adam (Kolarik) 25:05, 3:2 Wolf (Button) 25:39, 4:2 Wolf (Jaffray) 53:36 - Strafminuten: 8 + 10 Pinizzotto - 12 - Beste Spieler: Michael Wolf, Seidenberg - Raedeke, David Wolf - Zuschauer: 5870 – Schiedsrichter: Iwert (Harsefeld) - Hunnius (Berlin).

Erzürnt: Adler-Trainer Bill Stewart und die am Donnerstag völlig überforderten Referees.
Erzürnt: Adler-Trainer Bill Stewart und die am Donnerstag völlig überforderten Referees.
Provokativ: Steve Pinizzotto applaudiert in Richtung tobender Adler-Fans.
Provokativ: Steve Pinizzotto applaudiert in Richtung tobender Adler-Fans.
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