Meinung Cebit-Aus: Auch selbst verschuldet

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Wer zu einer Messe gelockt werden soll, erwartet neue Reize, neue Ideen, neue Aha-Erlebnisse, meint RHEINPFALZ-Redakteur Hermann Motsch-Klein.

Die Macher der von Aussteller- und Publikumsschwund betroffenen großen Messen haben offenbar die Wirkung des Internets unterschätzt.

Der Besuch einer großen Ausstellung kann riesig Spaß machen: In neue Autos steigen, das Lenkrad bewegen, Kaufphantasien ausleben. Oder an modernen Smartphones herumspielen, sich von Riesen-TV-Bildschirmen bannen lassen und mit Verkäufern fachsimpeln. Messebesuche können aber auch enorm nerven: Stau bei der Anfahrt, hohe Eintrittspreise, teures Essen und Trinken, Gedränge an den Ständen, Geschubse von rücksichtslosen Plastiktütenträgern. Wenn nicht alles täuscht, dann haben die Dinos unter den internationalen Messen - von Ausnahmen abgesehen - ihre beste Zeit hinter sich. So auch bedeutende Automessen, wie etwa die Internationale Automobil-Ausstellung IAA, die nächstes Jahr wieder in Frankfurt stattfindet. So auch die Computermesse Cebit in Hannover, die Knall auf Fall sogar komplett beerdigt wurde.

Gute Ansätze - aber es reichte nicht

Die Macher der von Aussteller- und Publikumsschwund betroffenen großen Messen haben offenbar die Wirkung des Internets – der blitzschnellen Produktinformation, ohne Eintritt bezahlen zu müssen - unterschätzt. Es ist bequem und preiswert, von zu Hause aus zu surfen und sich schlau zu machen über das neue Produkt. Wer dennoch in Ausstellungshallen gelockt werden soll, der erwartet neue Reize, neue Ideen, neue Aha-Erlebnisse. Bei der Cebit gab es dafür, etwa durch den Walldorfer Software-Konzern SAP, gute Ansätze. Aber es reichte nicht. Hinzu kam der dumme Fehler, den Termin zu verlegen und eine Terminkollision mit der renommierten Computex in Taiwan zu provozieren. Das kostete enorm viele Aussteller und Fachbesucher. Die Cebit hat sich somit selbst ins Bein geschossen.

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