Rheinpfalz Bunt, vielfältig, kurpfälzisch

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Das wundervolle Wetter trug seinen Teil dazu bei: Rund 330 000 Besucher haben gestern Nachmittag beim Fasnachtsumzug der Städte Mannheim und Ludwigshafen für ausgelassene Stimmung gesorgt. Zwei Stunden lang schlängelten sich die 95 Nummern durch die Quadrate. Die Polizei meldete keine größeren Zwischenfälle.

Mannheim. Die Sonnenbrille war keine Verkleidung, sondern notwendiges Accessoire. Bei strahlendem Sonnenschein haben gestern rund 330.000 Narren den 65. gemeinsamen Fasnachtsumzug der Städte Mannheim und Ludwigshafen besucht. Laut dieser Schätzung der Polizei sind 30.000 Menschen mehr in die Quadrate geströmt als vor zwei Jahren. Der Umzug findet traditionell immer abwechselnd rechts und links des Rheins statt. Sie waren wieder alle da: die Indianer, die Prinzessinnen, Hexen, Zauberer, Cowboys, Drachentöter und Meerjungfrauen. Der Umzug der Schwesterstädte brachte sie alle zusammen. Um 14.01 Uhr fiel dabei der Startschuss vor dem Stadthaus in N 1. Dort machten sich die rund 1500 Aktiven auf den dreieinhalb Kilometer langen Zugweg im Herzen der Innenstadt. Frohsinn und Heiterkeit waren angesagt. Die Wasserhinkle aus Altrip hatten nicht nur ihre Prinzessin Nathalie I., sondern auch eine Friedensbotschaft mit dabei: „Fasnacht ist für alle da – international, des iss doch klar“. Eine wichtige Botschaft, stand doch der Umzug nach den Vorkommnissen in Heidelberg am Samstag zumindest kurz auf der Kippe. „Ganz kurz“, versicherte Polizeidirektor Dieter Schäfer. Denn nachdem keine Erkenntnisse über einen Terroranschlag vorgelegen hätten und das Sicherheitskonzept für den Weg durch die Quadrate gestanden habe, gab es grünes Licht für die Narrenparade. Ein 35-Jähriger war in Heidelberg mit einem Auto in eine Menschengruppe gefahren, ein 73-Jähriger kam dabei ums Leben (siehe „Zeitgeschehen“). Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Eva Lohse freute sich auf einen „stimmungsreichen Tag“. Sie musste sich auf der Ehrentribüne vor dem Rosengarten ein wenig gedulden, bis die Ludwigshafener kamen. Ab Zugnummer 30 folgten die Teilnehmer aus ihrer Stadt. Nicht nur dafür hatte sich die Rathauschefin besonders herausgeputzt. „Schon mit Blick auf den gemeinsamen Umzug habe ich mir in Quito diesen Poncho gekauft“, verriet sie. Zigtausend Mal schallte den Narren das „Ahoi“ entgegen, auch wenn das städtische Wohnbauunternehmen GAG am Start im Quadrat N 1 noch gewisse Anlaufschwierigkeiten am Sprecherstand hatte, es erst einmal mit einem vorsichtigen „Helau“ versuchte. Die Besucher hatten den „Bunde Zirkus GAG-LU“ jedoch schnell auf Kurs. Spätestens, als die fröhliche Truppe bei Vorstand Ernst Merkel, verkleidet als Musketier, auf der Ehrentribüne vorbei kam, saß das „Ahoi“ so gut, dass der Zirkus in der Bewertung der Zugnummern auf dem zweiten Platz landete – hinter den KV Rheinschanze, die mit ihrem „Hüttenzauber“ als erste Skihütte der Kurpfalz und vor allem jeder Menge Frohsinn punkteten. Dritter in der Ludwigshafener Wertung wurden die Obbarer Dambnudle. Den Wanderpokal für den vierten Platz sicherten sich die KG Eule aus Friesenheim, die nicht nur einen der größten Wagen stellten, sondern offenbar mit einer singenden Constanze Kraus das Herz der Jury erweichten. Die Mondglotzer lieferten die passende Musik: „Scheiss drauf – Fasnacht ist nur einmal im Jahr“. Auch auf Mannheimer Seite setzten die Botschaften der Vereine auf Verständigung, priesen die Gemeinsamkeit. In der bunten Vielfalt zwischen Schwellköpfen, Fahnenschwingern, Konfettikanonen und stolz marschierenden Gardemädchen hatten sich auch die Radler von „Monnem Bike“ eingefunden, pünktlich zum 200. Fahrradgeburtstag in diesem Jahr. Und auch sie hatten einen ganz besonderen Schirmherrn. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz grüßte als Fahrrad-Ahnherr Karl Drais von der Tribüne. „Es ist einfach schön, wenn die Region in Mannheim zusammentrifft, um gemeinsam friedlich zu feiern.“ Eine Gemeinschaft, die auch in der Bewertung des Mannheimer Zugteils deutlich wurde. Hier fuhr zwar der Festwagen der Monnemer Müllschlugga auf Platz eins, aber direkt dahinter landeten die Reilinger Kraichbach Schlabbe mit ihrem roten Doppeldecker und ihrem irischen Motto. Südwest

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