Meinung Brauchtum mit Kollateralschäden

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Die großen Faschingsumzüge sind eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Die größten Gefährder sind Teile der Feiernden selbst.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hat am Montag die Sicherheitsmaßnahmen des Landes bei den diesjährigen Fasnachtsumzügen verkündet. Die Bereitschaftspolizei wird im Einsatz sein und die Beamten der Präsidien mit 970 Leuten unterstützen. Allein beim Rosenmontagszug in Mainz werden über 1000 Ordnungskräfte Präsenz zeigen. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Polizeihubschrauberstaffel im Einsatz sein. Bodycams werden flächendeckend eingesetzt werden. Auf alle denkbaren Gefahren sei man eingestellt, sagte der Minister in Mainz. Das ist gut, passiert doch an Fasnacht und in ihrem Umfeld in der Regel wenig Undenkbares. Bei Massenveranstaltungen wie den Fasnachtsumzügen wird viel über mögliche Anschläge geredet und die Frage, wie sie zu verhindern seien. Dabei ist diese Gefahr bisher rein imaginär.

Die reine Statistik ist traurig genug

Die reale und greifbare Gefahr ist eine ganz andere: Gewalt durch Betrunkene, sexuelle Übergriffe, Alkoholfahrten. Am Rande so mancher Umzüge ist die Stimmung kein bisschen fröhlich oder ausgelassen, sondern angespannt und unheilvoll. Die reinen Zahlen sind deutlich genug: Im Jahr 2018 gab es laut Lewentz' Ministerium rund um die Fasnacht mehr als 900 Straftaten. 570 davon waren Körperverletzungen und 28 Sexualdelikte. 92 Autofahrer mussten eine Blutprobe abgeben, weil sie Alkohol getrunken hatten, 46 verloren deswegen den Führerschein. Betonsperren, mobile Sperren, Lkw-Fahrverbote in Innenstädten - alles richtig, man will ja nicht das Gefühl haben, nicht genug getan zu haben. Aber wird denn in die andere Richtung genug getan? Die Polizei fährt wie jedes Jahr Kampagnen gegen Alkohol-Exzesse, über deren Wirksamkeit man streiten kann. Schnapsleichen wird es unweigerlich dieses Jahr wieder geben, und die Statistik von 2019 wird sich von der 2018 in wenig unterscheiden. Die RHEINPFALZ wird wieder Schlägereien und Alkohol-Unfälle vermelden - mindestens. Und einen öffentlichen Aufschrei wird es deswegen kaum geben. Warum eigentlich nicht?

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