Kusel Bomber legen Bahn-Stellwerk in Schutt und Asche

Altenglan. Es war zwar vor 70 Jahren, doch für manche Menschen ist es immer noch präsent: Am 2. Dezember 1944 wurde der Bahnhof Altenglan bombardiert. Der 63-jährige Stellwerkswärter Jakob Christoffel aus Mühlbach wurde dabei tödlich verletzt.

Unter den Menschen, die sich für das damalige Geschehen interessieren, ist der ehemalige Eisenbahner Heinz Emrich aus Altenglan, Jahrgang 1943. Im Gespräch mit der RHEINPFALZ berichtet er, als er 1958 seine Lehre begonnen habe, hätten ihm die älteren Kollegen als erstes vom Bombenangriff ’44 erzählt. Wohl auch deswegen hat Emrich vieles zu dem tragischen Ereignis zusammengetragen – Fotos, Kopien von alten Unterlagen und Berichten. Auch Rudi Latterner, selbst Zeitzeuge, berichtet in seinem Buch „Mühlbach am Glan im Wandel der Zeit“, das aus Anlass der 750-Jahr-Feier 2005 erschienen ist, im Kapitel „Die Bahnstrecke Altenglan-Theisbergstegen im Visier der Jagdbomber“ vom Geschehen 1944, kurz vor der sechsten Kriegsweihnacht. Demnach hatten amerikanische Jagdbomber bereits am 9. und 18, November den Bahnhof Altenglan mit Bordwaffen angegriffen. Eine Lokomotive wurde getroffen. Doch es gab auch einen Zugbegleitschutz. Die ausgebildeten Flaksoldaten brachten einen Tiefflieger zum Absturz. Verletzte gab es da keine. Bis Ende November ’44 hatte es im Bereich von Altenglan keine stationäre Flak gegeben. Dann bekamen Bahnhofs-Mitarbeiter eine kurze Ausbildung und bekämpften ab 2. Dezember mit Maschinengewehren die angreifenden Tiefflieger. Ihre Stellungen befanden sich in Höhe des Altenglaner Bahnhofs. Über einen Holzsteg konnten die Männer über den Glan zu den Waffen eilen. So bekämpften am 2. Dezember die Flaksoldaten und der Reichsbahn-Inspekteur Heinrich Seegmüller als Schütze eines Maschinengewehrs vier angreifende Doppelrumpf-Flugzeuge, sogenannte Lightnings. Die Jagdbomber kamen aus Richtung Steinbruch Rammelsbach. Hans Emrich aus Föckelberg, 1929 geboren, habe an der Tür gestanden und die Flieger kommen gesehen. Der erst 15-jährige Lehrling sei in Saarbrücken nur kurz an der Flak zur Fliegerabwehr ausgebildet worden. Einer der Piloten, so schildert es wiederum Rudi Latterner, habe mit zwei gezielten Sprengkörpern das Stellwerk in der Nähe des Altenglaner Bahnhofs in Schutt und Asche gelegt. Stellwerkswärter Jakob Christoffel, der buchstäblich bis zum letzten Augenblick an seinem Arbeitsplatz ausgeharrt habe, habe dabei einen Schädelbruch und Splitterverletzungen am linken Oberschenkel erlitten, so dass er 45 Minuten später gestorben sei. Warum es die amerikanischen Bomberpiloten so auf den Altenglaner Bahnhof abgesehen hatten, erklärt Latterner auch: Dort befand sich die Wasserversorgungsanlage für die Dampflokomotiven, die auf der strategisch wichtigen Bahnlinie, die Bad Münster mit Scheidt, einem Stadtteil von Saarbrücken verband, unterwegs waren. Doch der Angriff vom 2. Dezember 1944 zeigte in dieser Beziehung keinen Erfolg: Wasserturm und Pumpenhaus blieben voll funktionstüchtig, während das Stellwerk vollständig zerstört wurde. Das steht auch im Luftschutzkriegstagebuch, in dem der Reichsbahndirektion der erfolgte Luftangriff zu melden war. Auch davon hat Heinz Emrich eine Seite in Kopie aufbewahrt, fein säuberlich vom Reichsbahn-Inspektor Seegmüller ausgefüllt. Der ehemalige Eisenbahner Emrich weiß auch von Plänen für eine Umfahrung eines durch Bomben lahmgelegten Bahnhofs Altenglan. Mit Kriegsgefangenen sei eine solche Abkürzung gebaut worden – aber nie zum Einsatz gekommen. Nur einmal sei eine Lok probeweise über das Gleisdreieck gefahren.

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