Sport Bitterböses Erwachen nach dem Traumstart

Die 3:2-Führung für München: Michael Wolf (links) trifft gegen Torwart Dennis Endras.
Die 3:2-Führung für München: Michael Wolf (links) trifft gegen Torwart Dennis Endras.

«Mannheim.» Dem aus Mannheimer Sicht traumhaften Start ins vierte Halbfinalspiel der Play-off-Serie gegen den EHC Red Bull München folgte das alptraumhafte Erwachen. Eine einzige Szene mit beispiellosen Folgen läutete gestern Abend die bitterböse 3:6 (2:0, 0:4, 1:2)-Niederlage der Adler gegen den deutschen Meister ein.

Statt eines dritten Heimspiels am Sonntag bedeutet dies: Verlieren die in der Serie nun 1:3 nach Siegen zurückliegenden Adler nach diesem Tiefschlag morgen in München, ist ihre Eishockey-Saison zu Ende. Dabei hatte alles so gut begonnen. Dass der Punktrunden-Torschützenkönig in den Play-offs noch nicht getroffen hatte, beschäftigte die Adler-Fans in den vergangenen Tagen durchaus erheblich. Doch wie bedeutsam ist diese Tatsache, wenn Chad Kolarik solche Zuspiele – und das auch noch „blind“ – gelingen wie beim Führungstreffer? Brent Raedeke bedankte sich für den genialen „No-Look“-Pass (8.). Und auch die bisherige Powerplay-Schwäche der Mannheimer war bald kein großes Thema mehr. Denn bereits in der ersten Überzahl dauerte es nur wenige Sekunden, bis Patrick Mullen per Distanzschuss das 2:0 nachlegte (16.) – das erste Tor der Winterverstärkung. Die Effizienz der Adler war schon beeindruckend, denn eigentlich waren dies auch die beiden einzigen echten Mannheimer Chancen im Auftaktdrittel. Während sie die Münchner vor Dennis Endras immer wieder gefällig kombinieren ließen, übten sie vorn richtig Druck auf den Scheibenführenden aus – überspitzt gesagt hätte die neutrale Zone in der ersten Pause vielleicht gar keine Eismaschinen-Behandlung nötig gehabt. Apropos Endras: Der zeigte seine herausragende Play-off-Form, als er einen von Flaake verdeckt abgefeuerten Puck locker aus der Luft pflückte. Aber Eishockey ist eben ein Spiel, das ein Moment zum Kippen bringen kann. Dieser Moment war der Anschlusstreffer der Gäste durch den danach mit Fingerbruch ausgeschiedenen Markus Lauridsen, als Endras die Scheibe durch die Schoner rutschte ließ, in Kombination mit dem anschließenden völlig überflüssigen Stockschlag Matthias Plachtas mit Verletzungsfolge (24.). Fünf Minuten plus Spieldauer für den – wegen der Münchner Schmähungen gegen ihn genervten, aber hier teamschädlich unbeherrschten – Nationalstürmer, fünf Minuten Powerplay, das der Titelverteidiger meisterlich nutzte mit Toren von Patrick Hager und Michael Wolf. Und just als die Tortur in Unterzahl sich dem Ende näherte, bettelte Mark Stuart um die nächste Strafe. Positiv, dass die Adler mit dem Mute der Verzweiflung aufbegehrten und so auch die ausverkaufte Arena noch mal zum Beben brachten. Auch, dass sie mit neuen Sturmreihen ohne Plachta anfangs halbwegs erholt vom Schock wirkten. Doch kurz vor Drittelende fingen sie sich dann ein abgefälschtes Tor durch Konrad Abeltshauser ein – und auf dem Videowürfel stand 2:4 statt 2:0. Kollektives Kopfschütteln in der Arena. Die Luft war dann endgültig raus, als die Adler in der Unterzahl, mit der sie den Schlussabschnitt beginnen mussten, prompt das 2:5 durch Jonathan Matsumoto kassierten. Nach dem sechsten Münchner Treffer hatte Dennis Endras genug, er ließ sich gegen Chet Pickard auswechseln (43.). Ein freudloser Feierabend. Den hatte auch Bill Stewart. „Ich höre auf meinen Vater“, sagte der Adler-Trainer, „er hat mir gesagt: Wenn du nichts Gutes zu sagen hast, dann lass es.“ So spielten sie Adler Mannheim: Endras (43. Pickard) - Larkin, Stuart; Mullen, Reul; Carle, Akdag; Johnson - Plachta, Desjardins, David Wolf; Kolarik, Marcel Goc, Adam; Ullmann, Raedeke, Kink; Setoguchi, Festerling, Hungerecker EHC Red Bull München: Aus den Birken - Boyle, Aulie; Button, Joslin; Abeltshauser, Seidenberg; Lauridsen - Jaffray, Hager, Michael Wolf; Macek, Aucoin, Flaake; Christensen, Kahun, Mauer; Eder, Matsumoto, Kastner Tore: 1:0 Raedeke (Kolarik) 7:02, 2:0 Mullen (Adam) 15:44, 2:1 Lauridsen 23:31, 2:2 Hager (Seidenberg) 24:55, 2:3 Michael Wolf (Hager) 26:17, 2:4 Abeltshauser (Jaffray) 39:23, 2:5 Matsumoto (Aucoin) 41:40, 2:6 Christensen (Joslin) 42:41, 3:6 David Wolf (Kolarik) 48:40 - Strafminuten: 11 + Spieldauer Plachta - 4 - Beste Spieler: Marcel Goc, David Wolf - Joslin, Seidenberg, Hager, Jaffray - Zuschauer: 13.600 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Rohatsch (Lindau)/Schukies (Herne).

x