Ludwigshafen „Bedauerlich“, dass der Sarotti-Mohr bleibt

Verletzend sei der Mohr, meinen Betroffene.
Verletzend sei der Mohr, meinen Betroffene.

Als „Paradebeispiel von wiederkehrender Alltagsdiskriminierung“ wertet das Antidiskriminierungsbüro die umstrittene historische Sarotti-Werbeanlage, die im Mannheimer Capitol hängt. Das Veranstaltungshaus hat sich entschieden, die Figur des Mohren künstlerisch zu verändern. Doch das hält das Büro für falsch.

Das Capitol hat sich nach Beratungen überlegt, die Haltung des schwarzhäutigen Dieners in Pluderhosen so zu verändern, dass die Gäste zum Nachdenken über Rassismus gebracht werden und im Gespräch darüber bleiben. Dieser Wunsch steht jedoch „in keinem Verhältnis zu den Verletzungen, die ebendieses Symbol bei den Betroffenen auslöst“, schreibt die Geschäftsstellenleiterin Tina Koch in einer öffentlichen Stellungnahme. In zahlreichen Gesprächen habe man empfohlen, die Werbung abzuhängen und einen geeigneten Platz zu finden, an dem koloniale Kontinuitäten aufgezeigt werden könnten. Damit gelänge es sehr viel besser, die Auseinandersetzung mit dem Thema fortzuführen und eine Veränderung zu bewirken. „Durch den Sarotti-M. über der Theke gibt es jedoch dem Alltagsrassismus einen Platz im eigenen Haus. Das ist mehr als bedauerlich.“ Kritisiert wird auch der Prozess, in dem das Capitol zu der Entscheidung gekommen ist. Wie mehrfach berichtet, hatten Teilnehmer von „Monnemer of Colour“ vor einem halben Jahr auf die kolonialrassistische Darstellung des schwarzen Diener auf der Sarotti-Leuchtreklame aufmerksam gemacht. Daraufhin hatte sich das Capitol Zeit genommen, um darüber zu diskutieren. In diesen Prozess hätte das Capitol jedoch „mehr Betroffenenvertreter*innen sowie Expert*innen zur Kolonialgeschichte“ einbeziehen sollen, bemängelt das Büro.

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