Neustadt Bau von Multiplex-Kino führt in Neustadt zu Wettbewerbssituation

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Seit vergangener Woche liegt die Baugenehmigung für ein Multiplex-Kino im Quartier Hornbach vor. Voraussichtlich Mitte 2017 soll es in Betrieb gehen. Dass zehn Leinwände bespielt werden, hatte der Betreiber des Roxy-Kinos vorab zu verhindern versucht. Eine Zusammenarbeit schließt er mittlerweile aus.

Die Gespräche seien gestern ohne Ergebnis beendet worden, „es läuft nun auf eine Wettbewerbssituation hinaus“. So fasst Michael Kaltenegger, langjähriger Betreiber der Roxy-Kinos in der Konrad-Adenauer-Straße, monatelange Verhandlungen mit dem Mannheimer Filmtheaterbetrieb Spickert zusammen. Das bedeutet, dass es aus seiner Sicht keine Kooperation, keine Absprache beim Filmprogramm geben wird, wenn das von Spickert geplante Multiplex-Kino im nächsten Jahr eröffnet. Nach Angaben der Stadt wurde in diesen Tagen die Baugenehmigung für das Projekt im Quartier Hornbach nahe dem Sportartikelhändler Decathlon erteilt. Damit steht auch fest, dass zehn Säle und folglich zehn Leinwände bespielt werden bei insgesamt 1250 Plätzen. Kaltenegger, der selbst von vier auf fünf Säle erweitern will, bewertet das Verhältnis zehn zu fünf angesichts der Größe Neustadts kritisch: Mit einem zweiten Kino hat er kein Problem, aber: „Ein ausgewogeneres Verhältnis der Anzahl an Leinwänden würde für das Roxy eine deutlich bessere Filmbelieferung gewährleisten“ – und damit seinen Überleben als Innenstadt-Kino sichern. Soll heißen: Weil bestimmte Filme nur in einer bestimmten Anzahl auf den Markt kommen, ist bei den Filmverleihern vor allem die Anzahl an Leinwänden entscheidend. In anderen Städten sei das Verhältnis besser, so Kaltenegger. In Landau betrage es sechs zu drei, in Kaiserslautern sieben zu sechs, in Trier sieben zu fünf. In den vergangenen Wochen hatte der Roxy-Kino-Betreiber auf diese Situation hingewiesen: in Schreiben an die Stadt, an Stadtratsmitglieder und bei der Mitgliederversammlung der Unternehmensgemeinschaft Willkomm. Er habe gehofft, damit noch auf die Baugenehmigung einwirken zu können, so Kaltenegger. Doch sei ihm von den Verantwortlichen klargemacht worden, dass die Anzahl an Kinosälen dabei keine Rolle spiele. Entscheidend wäre folglich gewesen, wenn der Stadtrat, als er 2015 den Bebauungsplan wegen des Kino-Projekts änderte, die Voraussetzungen dafür geschaffen hätte, dass kleiner gebaut werden müsste. Was nun eingetreten sei, habe die Willkomm schon damals befürchtet, so Vorsitzender Stephan-Marc Solomon in der Mitgliederversammlung. Doch sei sie mundtot gemacht worden. Davon, dass es zehn Säle werden sollen, sei er mehr oder weniger überrascht worden, sagt Kaltenegger. Zumindest habe er nicht geglaubt, dass sie genehmigt werden könnten. „Wir haben früh darüber informiert“, sagt hingegen Frank Noreiks für die Filmtheaterbetriebe Spickert, Michael Kaltenegger habe auch von Anfang an die Pläne einsehen können. Die Frage, ob Spickert weniger Säle geplant hätte, wäre dieser Aspekt früher angesprochen worden, kann Noreiks nicht beantworten: Das sei nie Thema gewesen, auch nicht in den ersten Gesprächen mit der Stadt. Daher habe sich diese Frage für Spickert nie gestellt. Bei der Wirtschaftlichkeit sei stets geprüft worden, ob sich 14 Kinosäle (Spickert und Kaltenegger) in Neustadt und seinem Einzugsbereich rechnen würden, so Noreiks. Davon gehe Spickert weiter aus. Neustadt sei ein attraktiver Standort. Auch wenn die Vorab-Gespräche nicht fortgesetzt werden: Dass das Tischtuch sozusagen endgültig zerschnitten sein könnte, sieht Noreiks nicht. Zum einen, weil es nicht Ziel des Familienbetriebs Spickert sei, einen anderen Familienbetrieb kaputt zu machen. Zum anderen, weil im Alltagsbetrieb immer Absprachen notwendig seien und auch funktionierten, wie die Situation an anderen Spickert-Standorten wie eben Mannheim zeige. „Wir sind dazu immer bereit“, so Noreiks. Für Michael Kaltenegger geht es jetzt zunächst darum, eine Baugenehmigung für einen fünften Kinosaal zu bekommen. Dazu ist er, wie berichtet, mit der Bauverwaltung im Gespräch. Rund 120 Plätze sollen auf diese Weise über dem langgestreckten Raum über der Spielhalle dazu kommen. Mehr Kultur, mehr Arthouse-Filme kann er sich unter anderem bei dann insgesamt 720 Plätzen vorstellen. Was kaum möglich sein wird, wäre ein eigenes gastronomisches Angebot über Eis oder Knabberzeug hinaus. Die von ihm gepachteten Räume böten dafür keinen Platz, erläutert der Kino-Betreiber auf Nachfrage. Er weiß natürlich um ein großes Problem, das auch das Roxy-Kino schon lange beschäftigt: Nach Kino-Ende gibt es in den Innenstadt kaum mehr Gelegenheit, noch etwas zu essen. Das sei in anderen Städten besser, so Kaltenegger, selbst Abhilfe zu schaffen sei indes unmöglich. |ahb

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