Sport Australian Open und Brände: Tennisspieler zwischen Benefiz und Gesundheitsproblemen

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Foto: dpa

Four seasons in one day, vier Jahreszeiten an einem Tag. Das sagen die Menschen in Melbourne über das Wetter in ihrer Stadt. Humor ist eine der besten Möglichkeiten, mit den Temperaturschwankungen in der Metropole im süd-östlichen Bundesstaat klarzukommen. Von 36 auf 18 Grad, das geht am Yarra River nicht nur von heute auf morgen, sondern auch von jetzt auf gleich. Die Tennisspieler wissen das alle. Und wer dabei war, kann Schauergeschichten vom Rekordhitzejahr 2014 erzählen. Da hatte es um die Mittagszeit teilweise über 40 Grad im Schatten gegeben. Es war zu Spielunterbrechungen gekommen – den ersten seit 2009, als es ähnlich heiß war. Spielern ist es während den Matches schlecht geworden – dabei konnten sie mitunter noch nicht mal auf dem Platz behandelt werden, weil der Boden zu heiß war, um sich hinzulegen. Mit der Gesundheit der Protagonisten ist fahrlässig umgegangen worden.

Die Australian Open sind eine Institution

Natürlich sind die Australian Open eine Institution. Das Turnier eröffnet praktisch das Tennis-Jahr. Alle Blicke gehen nach down under, wenn beim ersten Grand Slam im Jahr die Sieger ermittelt werden. 1905 war bei gemeinsamen australisch-neuseeländischen Meisterschaften die Premiere gefeiert worden. Seit 1922 findet das Turnier nur noch in Australien statt. Seit 1972 ist Melbourne der feste Austragungsort, 1988 ist aus dem zweiten Rasenturnier neben Wimbledon ein Hartplatzturnier geworden. In jenem Jahr scheiterte der Australier Pat Cash im Finale 3:6, 7:6, 6:3, 1:6 und 6:8 an Mats Wilander – wieder an einem Schweden, denn ein Jahr zuvor hatte er in fünf Sätzen gegen Stefan Edberg verloren. Nur drei Jahre später feierte Boris Becker seinen ersten Sieg in Melbourne.

Kritik an Organisatoren, weil Sportler über Atemprobleme klagen

Auch in dieser Woche hat Melbourne alles zu bieten. Die Slowenin Dalila Jakupovic hat am Dienstag zum Start der Qualifikation wegen Atemproblemen ihr Match gegen die Schweizerin Stefanie Vögele abgebrochen. Viele hatten ähnliche Probleme und haben heftige Kritik an den Organisatoren geübt. Abgebrochen nach zwei Stunden wurde auch das Showmatch in Melbournes Stadtteil Kooyong zwischen Laura Siegemund, die 7:6 und 5:5 geführt hatte, und der ehemaligen Weltranglistenersten Maria Sharapova, die über Atemnot klagte. Tags drauf war schon wieder alles anders.

Stars veranstalten Benefiz-Matches für Brandopfer

Am Mittwoch haben die Stars der Szene, allen voran Roger Federer und Alexander Zeverv in der überdachten Rod-Laver-Arena mit Schaukämpfen fünf Millionen Dollar für die Opfer der verheerenden Buschbrände eingespielt. Am vergangenen Sonntag hat auch Angelique Kerber in Adeleide ein Benefizspiel gegen Simona Halep bestritten, um zu helfen. Das Challenger Turnier von Canberra hatte vergangene Woche von der Hauptstadt wegen der Brände verlegt werden müssen nach Bendigo in Victoria (Sieger Philipp Kohlschreiber). Doch der aus Südafrika stammende Turnierdirektor Craig Tiley ist optimistisch, die Australian Open am Montag wie geplant starten zu können. Die Matches, die am Mittwoch wegen der Rauchentwicklung infolge der Brände verspätet begonnen hatten, haben teils unterbrochen werden müssen: wegen Regens.

Die Spieler sollten sich wehren

Und nun zum Sport: Dustin Brown (ATP 203) ist in der ersten Runde der Qualifikation gescheitert. Der Routinier mit der Rastamähne verlor am Mittwoch auf Platz drei in nicht mal einer Stunde 3:6, 2:6 gegen den topgesetzten Österreicher Dennis Novak. Bis zum 3:3 im ersten Satz hatte der 35-Jährige noch die Zuschauer mit seinem unorthodoxen Tennis begeistert, doch dann machte der Weltranglisten-99. aus Österreich immer weniger Fehler und war nicht mehr zu stoppen. Die Partie war bereits beendet bevor am Nachmittag heftige Wolkenbrüche einsetzten. Titelverteidiger der Australian Open sind Novak Djokovic und Naomi Osaka. Die Spieler werden normalerweise nicht wirklich gefragt. Aber Djokovic ist auch der Vorsitzende des Spielerrats – und will als solcher mitreden, weil er um seine Gesundheit und die seiner Kollegen und Kolleginnen besorgt. Die Spieler sollten sich auch wehren.

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