Sport Auftakt der Fußball-WM: Frankreich steht unter Erwartungsdruck

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Wendie Renard

Frankreich bestreitet heute (21 Uhr, ZDF) das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft vor rund 50.000 Zuschauern im ausverkauften Pariser Prinzenpark gegen Südkorea. Es wird der nächste Anlauf von „Les Bleues“ endlich das Versprechen einer goldenen Generation einzulösen. Wie schwer es ist, mit dem Druck als WM-Ausrichter klarzukommen, war 2011 zu sehen, als der große Favorit Deutschland bei der Heim-WM scheiterte – an sich und den eigenen Erwartungen und denen eines ganzes Landes, das plötzlich seine Fußball spielenden Frauen für sich entdeckte.

„Die Euphorie in Frankreich ist sehr groß“, sagt die deutsche Nationalspielerin Carolin Simon, die es wissen muss, denn sie spielt seit einem Jahr bei Champions-League-Sieger Olympique Lyon. Frankreichs Frauen sind weiterhin eine der aufstrebenden Nationen, nun mit einer fast neuen Generation. Wenn es in den vergangenen Jahren um Titel bei Turnieren ging, dann gehörte das Team um die lange Abwehrchefin Wendie Renard (28, Olympique Lyon) mit dem markanten Lockenkopf immer mit zu den Favoriten. Aber gewonnen haben immer die anderen.

Debüt 2003

Ihr WM-Debüt feierten „Les Bleues“ 2003. Sie nahmen noch zwei weitere Male an einer WM teil. Während „Les Bleues“ 2003 in der Vorrunde ausschieden, erreichten sie 2011 das Halbfinale; ihr bestes Ergebnis bisher. In der Vorrunde hatte Frankreich gegen Gastgeber Deutschland in Mönchengladbach mit 2:4 verloren. Beide kamen weiter. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid scheiterte dann im Viertelfinale in der Verlängerung sensationell am späteren Titelträger Japan (0:1) in Wolfsburg. Die Französinnen setzten sich in einer Elfmeter-Lotterie gegen England durch und scheiterten im Halbfinale mit 1:3 an den USA. Nach dem 1:3 im Spiel um Platz drei in Sinsheim gegen Schweden waren die Französinnen trotz der Niederlage stolz aufs Erreichte. Trainer-Original Bruno Bini sinnierte zum Abschied: „La vie est belle.“ Das Leben ist schön. Frankreich war in der Weltspitze angekommen.

 Seit dem Drama im Viertelfinale vor vier Jahren gab es einen Schnitt

Vier Jahre später in Kanada gab es die nächste Niederlage gegen Nachbar Deutschland. Bei der ersten WM mit 24 Teams traf Frankreich im Achtelfinale auf Südkorea – nun der Gegner im Eröffnungsspiel –, und gewann mit 3:0. Dann kam es zum Drama im Viertelfinale. 4:5 im Elfmeterschießen gegen eine alles andere als überlegene deutsche Elf, für die ausgerechnet die Halb-Französin Célia Sasic zum entscheidenden 5:4 traf. „Player of the match“ wurde die deutsche Torhüterin Nadine Angerer, die den Elfmeter von Claire Lavogez parierte. Seitdem hat es in beiden Mannschaften einen Schnitt gegeben. Frankreichs Rückhalt im Tor ist allerdings weiterhin Sarah Bouhaddi, die 32 Jahre alte Südfranzösin von Olympique Lyon, die in den vergangenen drei Jahren Welttorhüterin war.

Frankreich soll zum "Doppel-Weltmeister" werden 

Den damaligen Trainer Philippe Bergeroo und dessen eigenwilligen Nachfolger Olivier Echouafni hat im September vor zwei Jahren die ehemalige Nationalspielerin Corinne Diacre – die Assistentin Binis war – beerbt, die nun Frankreich zum „Doppel-Weltmeister“ machen soll: nach dem Siegeszug von Didier Dechamps „Bleus“ bei der WM in Russland im vergangenen Jahr. Bei der EM vor zwei Jahren war Frankreich mal wieder früh gescheitert – 0:1 im Viertelfinale an England.

"Les Bleus" konnten noch nie einen großen Titel gewinnen

Für die WM ist Frankreich als Gastgeber automatisch qualifiziert. Nach dem ersten offiziellen Länderspiel 1971 gegen die Niederlande, folgten ab dem EM-Debüt 1984 weitere EM-Teilnahmen. Trotzdem konnte Frankreich noch nie eine WM, EM oder das olympische Fußball-Turnier gewinnen. Doch ein großer Ansporn ist der Sieg der Männer bei der WM 2018 in Russland. Auch in Frankreich ist Frauenfußball nicht so populär wie Männerfußball, doch das Interesse steigt und seit 2010 unternahm die FFF (Federation Francaise de Football) mehr Anstrengungen dieses noch weiter zu erhöhen.

Trainerin Diacre ist die erste Frau, die Männer gecoacht hat 

Trainerin Corinne Diacre (44) trainierte als erste Frau drei Jahre lang eine Männer-Profimannschaft, den Zweitligisten Clermont Foot. Seit sie im September 2017 zur Nationaltrainerin wurde, wechselte sie den Trainerstab aus und holte auch viele neue Spielerinnen dazu. Darunter auch gerne Spielerinnen aus kleineren Vereinen, um Frauenfußball in ihrem Heimatland zu fördern. Schon früh verkündete sie ihr hochgestecktes Ziel für die WM, nämlich unter die ersten Vier zu kommen. Keinesfalls soll sich die bittere Niederlage der WM 2015 gegen Deutschland im Viertelfinale wiederholen.

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