Grünstadt ATSV und Basler geschiedene Leute

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Das Tischtuch zwischen dem ATSV Wattenheim und seinem ehemaligen Präsidenten, Mäzen und Ehrenpräsidenten Mario Basler ist endgültig zerschnitten. Der Verein will dem früheren Fußball-Nationalspieler den Titel Ehrenpräsident entziehen. Basler hat das Kapitel Wattenheim abgehakt.

WATTENHEIM. Der ATSV-Vorstand bekräftigte in der Jahresversammlung am Freitag seinen Vorwurf, dass der ehemalige Fußballprofi eine Finanzierungszusage nur zum Teil eingehalten habe. Basler hingegen hält den Verantwortlichen im Vorstand vor, ihn nur kontaktiert zu haben, wenn sie „Geld brauchten“. Rückblick: Nachdem der 30-malige Fußball-Nationalspieler Ende der 1990er Jahre mit seiner Familie nach Wattenheim gezogen war, kam er auch in Kontakt mit dem ATSV, der zu jener Zeit in der Fußball-Kreisliga kickte. Der damalige Vorsitzende Reiner Kroneberger lotste den gebürtigen Neustadter zum Verein, für ihn wurde extra das Amt des Präsidenten geschaffen. Fortan betätigte sich Basler als Mäzen, half bei der Sponsorensuche und steckte wohl auch aus seiner Privatschatulle einiges in die Mannschaft. In zehn Jahren dürften da insgesamt 300.000 Euro zusammengekommen sein. Das Ergebnis ist bekannt: Der Dorfverein stieg von der Kreisliga in die Verbandsliga auf, konnte sich besondere Spieler leisten, träumte von mehr. Auch Basler trug öfter das Trikot der Wattenheimer, war hinter den Kulissen und auch auf dem Fußballplatz der Dirigent und Taktgeber. Als Basler wegen seines Engagements als Trainer bei Eintracht Trier weniger Zeit für den ATSV aufbrachte und auch einige Geldgeber ihre Versprechen nicht erfüllten, wie die RHEINPFALZ am 21. Juli 2010 berichte, bekam der Verein finanzielle Probleme. Am Ende der Saison 2008/09 sei das Weitermachen mit der Ersten Mannschaft „in Vorstand und Beirat“ wegen des „mehr als fragwürdigen Finanzierungskonzepts äußerst umstritten“ gewesen, schildert der aktuelle Vorsitzende Manfred Mahr die damalige Lage in der Stadionzeitschrift des ATSV, „Kopfball“. Nur dadurch, dass drei Vereinsmitglieder, darunter der damalige Vorsitzende Bernd Klaputek und Mario Basler, sich verpflichtet hätten, für rund 35.000 Euro geradezustehen, sei die Mannschaft nicht abgemeldet worden. Die Abmeldung erfolgte dann aber ein Jahr später, nach der Saison 2009/2010, der ATSV versuchte den fußballerischen Neuanfang in der Kreisklasse. Wie Mahr auch in der Jahreshauptversammlung informierte, habe der Verein damals einen Verlust „von mehr als 35.000 Euro“ gehabt. Doch die versprochene Finanzspritze der drei Vereinsmitglieder sei nicht in Gänze erfolgt. Und weil Basler nur einen Teil seiner versprochenen Summe gezahlt hatte, verklagte ihn der Verein. Ohne Erfolg. Das Oberlandesgericht Osnabrück wies die Klage im Spätsommer 2014 ab. Es habe sich bei Baslers Zusage über 15.000 Euro (so Mahr) nicht um eine Bürgschaft gehandelt, sondern um eine Schenkung. Und eine Schenkung könne nicht eingeklagt werden. Der ATSV habe deshalb aus seiner letzten Verbandsligasaison noch einen Kredit von rund 10.000 Euro abzulösen, informierte der Vorsitzende am Freitag. In fünf Jahren sollen die Belastungen getilgt sein. Mahr und der aktuelle Vorstand räumen ein, dass ein „großer Teil des damaligen sportlichen Erfolgs“ Basler zu verdanken sei. Sie nehmen ihm jedoch übel, dass er seine Zusage nicht komplett eingehalten habe. Deshalb will Mahr für die Mitgliederversammlung im nächsten Jahr den Antrag stellen, dass dem 46-Jährigen der Titel Ehrenpräsident aberkannt werde. Dass die Erste Mannschaft damals noch von Bernd Klaputek zurückgezogen wurde – eine Entscheidung, die auch der aktuelle Vorstand für richtig hält –, hat Basler sehr enttäuscht. Alles, „was ich mit aufgebaut habe, ist quasi in einer Nacht zerstört worden“, hatte der Ex-Profi im Juli 2010 zur RHEINPFALZ gesagt. Gestern bestätigte er auf Anfrage, dass er mit dem „Kapitel Wattenheim“ abgeschlossen habe. Hätte der Vorstand 2010 nicht abgemeldet, „könnten wir heute noch Oberliga spielen“, ist er überzeugt. Dass ihm der Verein den Titel Ehrenpräsident entziehen will, kümmere ihn nicht sonderlich. Den Titel könne sich der Vorstand „irgendwo hinschieben“, sagte Basler, der seit 1. Februar Geschäftsführer bei Lok Leipzig ist. (ks/jös)

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