Sport Adler Mannheim: Traum schlägt Trauma

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Die von einer ganzen Region gefeierten Adler Mannheim vertreiben mit ihren Meisterschaftstriumph böse Geister von einst.

Verteidiger Larkin hat der Geschichte ein neues Kapitel hinzugefügt. In die Jubelarien mischen sich auch wehmütige Klänge.

Eigentlich unfassbar, dass ein solch sagenhafter Erfolg in einer „Übergangssaison“ möglich ist.

Geschichte wiederholt sich nicht, sie kann auch nicht umgeschrieben werden. Aber Geschichte kann ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden - auch eines, das mit einer Traumerfüllung ein altes Trauma hinwegfegt. Die Adler Mannheim dürften dieses am Freitagabend um 22.29 Uhr durch den Gewaltschuss von Thomas Larkin zum 5:4-Verlängerungstriumph gegen den entthronten deutschen Eishockey-Meister EHC Red Bull München vollbracht haben. „Ich habe einfach nur draufgehalten. Ein perfekter Moment in meinem Leben“, konnte der von Garrett Festerling perfekt bediente Larkin sein Glück nicht fassen und war in den folgenden zwei Partystunden auf dem Eis der SAP-Arena wohl der meistfotografierte Mann. Traum erfüllt, Trauma besiegt. Gut eine Stunde vor Larkins Schuss ins kollektive Mannheimer Eishockey-Glück fühlten sich die nicht mehr ganz Jungen in der SAP-Arena natürlich an jenen verhängnisvollen Finalabend vor sieben Jahren erinnert. Auch damals hatten die Adler Matchpuck, führten - gegen Berlin - mit drei Toren Vorsprung, mussten dennoch in die Verlängerung. Und verloren.

"Das ist die richtige Farbe..."

Hier enden die Parallelen, weil das aktuelle Team eine andere Mentalität aufweist als die damalige. „Wir haben gezeigt, dass wir auch Overtime spielen können“, untertrieb Trainer Pavel Gross etwas. Mit soviel Mut und Mumm muss man nach den selbst verschuldeten Nackenschlägen zuvor erstmal in die Alles-oder-nichts-Situation gehen können. „Diese Verlängerung haben wir meisterlich gestaltet“, meinte Stürmer Nico Krämmer, der tadellose Play-offs spielte. Gross, als Wolfsburger Trainer zuvor dreimal im Finale als zweiter Sieger nur versilbert, schaute auf die goldene Medaille, die um seinen Hals baumelte und sinnierte: „Das ist die richtige Farbe ...“ David Wolf, der „Monnema Bub“, feierte mit seinem Vater „Mannix“, Mitglied der MERC-Meistermannschaft 1980. Es ist ein aufregendes Frühjahr für den Hünen, seine Frau ist hochschwanger. „Natürlich würde ich gern die WM im Mai spielen“, versicherte David Wolf, „aber meine Frau geht vor. Bei unserem ersten Kind will ich auf jeden Fall dabei sein.“

Luke Adam verlässt Mannheim

Wie üblich in solch großen Momenten des Sports mischten sich auch wehmütige Klänge unter die Jubelarien. „Es ist ein bittersüßes Gefühl, denn leider verlasse ich Mannheim“, verriet Stürmer Luke Adam. „Ich wäre gern geblieben. Ich kann die Entscheidung des Managements nicht verstehen, akzeptiere sie aber“, ergänzte der Mann aus Neufundland. Seine Rolle und Position könnte der Finne Jan-Mikael Järvinen (Tappara Tampere) einnehmen. Aber bei Adam wird es nicht bleiben. Nach Informationen dieser Zeitung könnten im Extremfall bis zu zehn Spieler der Meistermannschaft Mannheim verlassen – diese Maximalzahl geht aber davon aus, dass es Markus Eisenschmid (wieder) und Moritz Seider (schon) nach Nordamerika zieht. Sicher sind neben Adam die Abgänge Chet Pickard, Garrett Festerling (beide Wolfsburg) und Brent Raedeke (wohl Iserlohn), wahrscheinlich ist der Abschied von Brendan Mikkelson. Spekuliert wird über Kapitän Marcus Kink, der in der Finalserie nicht spielte, allerdings wie es sich gehört, als Erster den Meisterpokal entgegen nahm und am Montag nach dem Empfang durch OB Peter Kurz im Stadthaus N1 (14 Uhr) auch den Autokorso durch die Kunststraße Richtung Wasserturm anführen wird. „Es war für mich selbstverständlich, dass ich positiver Stimmung geblieben bin, Einzelpersonen spielen jetzt keine Rolle“, betonte Kink.

Etappenziel sehr schnell erreicht

Järvinen, Verteidiger Chad Billins (Linköpings HC/Schweden) sowie die bereits als Neuzugänge bestätigten Lean Bergmann (Iserlohn Roosters) und Björn Krupp (Grizzlys Wolfsburg) sollen den Umbruch weiter vorantreiben. Adler-Klubchef Daniel Hopp sprach schließlich am späten Freitagabend davon, „dass wir sehr schnell ein Etappenziel erreicht haben“. Klar, bei diesem Titel nach der Rundumerneuerung des gesamten Klubs („Wir haben alles auf den Kopf gestellt“) soll es nicht bleiben. Luke Adam, der zu einem DEL-Rivalen wechseln wird, sagte: „Jetzt muss ich nächste Saison eben gegen Mannheim gewinnen.“ Das wird wohl nicht leichter werden, wenn schon eine glorreiche Runde wie die gerade beendete ganz offenbar als „Übergangssaison“ betrachtet wird.

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