Ludwigshafen Absurder Schildbürgerstreich

Die Waldhof-Fans dürfen wieder auf „ihre“ Tribüne am Samstag.
Die Waldhof-Fans dürfen wieder auf »ihre« Tribüne am Samstag.

«Mannheim.» Wenn man die Sache mal emotionslos durchdenkt, bleibt nur ein Kopfschütteln übrig. Und eine gehörige Portion Ungläubigkeit über die Gedankengänge beim größten Fußball-Verband der Welt. Der DFB hat dem SV Waldhof Mannheim erlaubt, für das Topspiel in der Regionalliga Südwest am Samstag, 14 Uhr, gegen den 1. FC Saarbrücken die Otto-Siffling-Tribüne hinter dem Tor als Fantribüne zu öffnen. Das ist erstmal gut, aber bei genauerer Betrachtung eine Absurdität. 15 Jahre lang standen dort die organisierten Fans der Mannheimer, ehe sie nach dem Abbruch des Aufstiegsspiels gegen den KFC Uerdingen im Mai 2018 verbannt wurden. Zunächst war es als Strafe für die Anhänger durch den Verein gedacht, der Verband übernahm aber die Schließung der OST als Auflage bei seiner Bestrafung des Klubs. Aus einer Erziehungsmaßnahme des SV Waldhof war eine Bestrafung für den SVW geworden – das ist paradox. Immerhin kündigte der DFB an, die Sperrung aufzuheben, sofern der Verein ein Sicherheitskonzept entwickelt, das die Stadt Mannheim als Stadion-Eigentümerin sowie die Polizei absegnen. Der Klub wurde tätig, schuf einen eigenen Eingang für die OST-Tribüne und installierte einen modernen Fangzaun. Mit Hilfe der Stadt wurde eine moderne Video-Überwachungsanlage eingebaut und damit die Voraussetzungen für eine Rückkehr der Fans geschaffen. Stadt und Polizei segneten das Sicherheitskonzept der Waldhöfer ab – das „Ok“ des DFB war eine Formalie. Eigentlich. Denn der gab es nicht. Unmittelbar vor dem Start der Restrückrunde verlautbarte der Verband, dass er „noch unbestimmte Zeit“ benötigen werden, um das Konzept zu prüfen. Es gibt Befürworter dieses Vorgehens, denen jetzt aber durch den DFB die Argumente genommen wurden. Es ist schlicht eine Absurdität, die Fantribüne für das Hochrisiko-Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken ausnahmsweise zu öffnen, weil so die größtmögliche Sicherheit gewährleistet ist, die OST ansonsten aber nicht als Fanbereich zuzulassen – weil die Sicherheit erst noch geprüft werden muss. Das klingt nicht nur wie ein Schildbürgerstreich, das ist ein Schildbürgerstreich. Der Verein hat keine Zeit, sich mit den Gedankengängen beim Verband auseinanderzusetzen. Für die Waldhöfer geht es jetzt darum, die neue Lage organisatorisch zu lösen. Ab sofort können Karten für die Fantribüne gekauft werden. Bereits erworbene Tickets für andere Stadionbereiche können bis einschließlich Freitag beim Ticketshop am Alsenweg gegen Karten für die OST eingetauscht werden. Am Spieltag selbst ist ein Umtausch aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Am Samstag gibt es den Härtetest für die modernisierte Fan-Tribüne. Vielleicht, und das bleibt als Hoffnung übrig, erweist sich das neu erarbeitete Sicherheitskonzept beim Traditionsderby gegen Saarbrücken als tauglich und die Posse um die Fantribüne findet ein Ende. Der Streit um die Sperrung der Fantribüne hat alle Beteiligten in den vergangenen Monaten schon genug Energie geraubt. Der Verein will seine Chance nutzen. „Wir bedanken uns beim DFB für die Erteilung der Sondergenehmigung und hoffen darauf, dass dies ein weiterer Schritt der Akzeptanz unserer gemeinsamen Vereinbarung zur dauerhaften Erweiterung des Fanbereichs um die Otto-Siffling-Tribüne ist“, erklärte Stadionmanager Marc Eckart. Mit der Öffnung der OST-Tribüne ist gewährleistet, dass die rivalisierenden Fangruppen aus Mannheim und Saarbrücken innerhalb des Stadions weit voneinander entfernt sind. Etwa 2000 Fans aus dem Saarland werden erwartet. Sie finden auf der West-Tribüne Platz.

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