Rheinpfalz Bitte mal rechts ranfahren

Manchmal passieren schon seltsame Geschichten hier. Neulich abends, wir waren fertig mit allem, fuhren wir auf der Küstenstraße in Richtung unseres Hotels in Coroa Vermelha. Es war schon dunkel. Ich saß am Steuer, recht konzentriert, denn nach wie vor muss man ja Acht haben auf die vielen tückischen Bodenschwellen.

Plötzlich lief ein Hund vor unserem Wagen ganz gemütlich über die Straße. Im letzten Moment konnte ich noch ausweichen, ich dirigierte das Auto (noch ohne Servolenkung!) um das Tier herum. Der Hund spazierte unbeeindruckt weiter. Er war in seiner Welt. Puuh, das war knapp, dachte ich mir. Plötzlich tauchte neben mir ein schwer bewaffneter Polizist mit seinem Motorrad auf. „Rechts ranfahren“, befahl er. Auch das noch. Nach einem langen, anstrengenden Tag. „Das hat gerade noch gefehlt“, sagte ich zu meinem Beifahrer. Den Polizisten hier gehorcht man am besten aufs Wort. Aber ich fand die Aktion unangemessen. Leider hatte ich das Visitenkärtchen meines neuen Bekannten nicht dabei, des Delegado de Policia Titular, Ricardo Feitosa de Farias - der Kommissar half uns mal aus der Patsche, als wir quasi in anderen Umständen waren. Ich hielt den Wagen an, kurbelte die Scheibe herunter und sagte zu dem Polizisten präventiv: „Ich bin nur dem Hund ausgewichen!“ „Anhalten und stehen bleiben“, beschied er, ohne sich von der Maschine zu rühren. „Aber da war doch der Hund“, sagte ich beharrlich. Ich war der festen Meinung, der Polizist, pardon: der schwerbewaffnete Polizist auf seinem tollen Motorrad, habe den Eindruck, ich sei mit Alkohol am Steuer unterwegs. Wegen meines Zickzackkurses. Ich glaubte, er bezichtige mich des übermäßigen Caipirinha-Genusses. Vielleicht, so spekulierte ich, sah er eine schwerwiegende Ordnungswidrigkeit. „DA LIEF EIN HUND“, gab ich nun, etwas ungeduldiger, zu Protokoll. „Von welchem Land sind sie?“, fragte der Beamte. „Aus Deutschland“, erwiderte ich. Mildernde Umstände also. „Na eben“, sagte der Mann, „hier kommt jetzt gleich der deutsche Bus vorbei, bleiben Sie bitte rechts stehen. Dann können Sie weiterfahren.“ Ach so! Der deutsche Bus! Der Bus mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Das war die Erklärung: Wir waren nach dem Abbiegen mitten in den Konvoi aus Sicherheitskräften geraten. Der Mann wollte nur unsere Nationalspieler schützen, er wollte gar nichts von uns. Dazu muss man wissen. Wenn sich der DFB-Tross in Bewegung zum Flughafen in Porto Seguro setzt, dann ist es, als wäre US-Präsident Barack Obama oder ein vergleichbar ranghoher Politiker hier im brasilianischen Nordosten on Tour. Die strenge Fifa gibt die Regeln vor, Motorräder, Blaulicht, Polizei, wohin das Auge reicht. Wir warteten kurz, dann durften wir unsere Reise fortsetzen. Der nette Mann auf dem Motorrad winkte uns auf die Straße.

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