Rheinpfalz Von der Schulbank auf den Abgeordnetensessel

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Mainz (gana). Der 13. März ist für Julian Theiß ein besonderer Tag. Der 20-Jährige Westpfälzer darf dann zum ersten Mal den Landtag wählen. Aber nicht nur das. Er kandidiert auch für das Parlament und hat Chancen, jüngster Abgeordneter in der Geschichte des Mainzer Landtags zu werden.

Der Olsbrücker steht auf Listenplatz vier der Linke. Sollte die Partei den Einzug in den Landtag schaffen, Umfragen sehen sie um die Fünf-Prozent-Hürde, würde der Schüler des Kaiserslauterer Hohenstaufen-Gymnasiums von der Schulbank auf den Abgeordnetensessel wechseln. Im Hinblick auf sein Alter und die Tatsache, dass er erst seit zwei Jahren in der Partei Mitglied ist, wäre das eine recht einzigartige Polit-Karriere in Rheinland-Pfalz. Zur Politik kam der Schüler über sein Engagement gegen Rechts. Auf Demos habe er Reden verschiedener Politiker gehört und sich angesprochen gefühlt, erzählt er. Daheim habe er dann die Programme der Parteien gelesen und das der Linken habe ihn am meisten gereizt. Das politische Konzept der Partei passe „am ehesten zu meinen Ideen“. Er sagt, seine Familie sei „nicht unpolitisch“, allerdings seien seine Eltern in keiner Partei engagiert. Vom Parteieintritt ihres Sohnes seien sie aber nicht sonderlich überrascht gewesen. Über seinen Einsatz gegen Neonazis kam Theiß auch zur Linksjugend. Das ist eine selbstständige Jugendgruppierung, die sich aber der Linkspartei verbunden fühlt. Dort landete er schnell im Landessprecherrat der Organisation mit rund 250 Mitgliedern. Mit politischen Vorbildern tut er sich schwer. Allerdings finde er das Lebenswerk von Rosa Luxemburg beeindruckend. Als Frau habe sie sich in patriarchalischen Zeiten durchgesetzt, meint Theiß. Er selbst hat sich auch durchgesetzt. Es war nämlich keinesfalls ausgemachte Sache, dass der Jungspund auf einen aussichtsreichen Listenplatz kommt. Er hatte zwei Mitbewerber, konnte letztlich die Stichwahl mit 51 Prozent für sich entscheiden. Wenn der Abiturient in den Landtag kommt, könne er sich vorstellen, sich dort um jugendpolitische Angelegenheiten zu kümmern, aber auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) liegt ihm am Herzen. Schließlich seien junge Leute oft auf Bus und Bahn angewiesen, wenn sie von A nach B wollen, erzählt Theiß. Sein persönliches Steckenpferd seien selbstverwaltete Jugendzentren. Sein Alter sieht er nicht als Problem an. Das Parlament soll das Spiegelbild der Gesellschaft sein, findet der Westpfälzer. „Junge Leute sind dort deutlich unterrepräsentiert. Da muss man was dagegen setzen.“ Theiß erzählt, dass es einige Medienanfragen gebe. Journalisten interessieren sich für ihn aufgrund seines Alters. Er sagt, er profitiere zwar vom Medieninteresse, sehe es aber auch als schwierig an, wenn das Alter zu sehr in den Vordergrund gerückt werde. Schließlich sei er ja nicht wegen seines Alters auf Listenplatz vier gewählt worden, gibt Theiß zu bedenken. Wie sieht es aus mit einem Plan B, falls die Linke an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert und er auch nicht das Direktmandat in seinem Wahlkreis erobern kann? Theiß kann sich dann vorstellen, im Wintersemester ein Studium zu beginnen. Germanistik und Naturwissenschaften würden ihn reizen, erzählt der junge Linke. Und natürlich Politikwissenschaft.

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