Sport Zur Sache: Der Meistermacher, mal explosiv, mal ruhig

Wenn Nikolaj Jacobsen seine Tochter Sille vom Training bei der C-Jugend der TSG Ketsch abholt, bekommen die Menschen den Privatmann zu Gesicht. Ruhig und unauffällig ist der Trainer der Rhein-Neckar-Löwen dann. Freundlich lächelt der Däne in diesen Momenten. In krassem Gegensatz dazu steht sein Verhalten während der Partien des deutschen Handball-Meisters 2016. „Manchmal rege ich mich im Spiel schon über Nikolaj auf, aber danach ist das wieder vergessen“, sagt Andy Schmid. Der Trainer der Badener macht während der 60 Minuten eines Löwenspiels eine ungewöhnliche Verwandlung durch. Er brodelt innerlich und neigt zu cholerischen Ausbrüchen, die sich meistens gegen seine Spieler und ab und an auch gegen die Schiedsrichter richten. Impulsive Trainer gibt es oft im Spitzensport, doch die Besonderheit von Jacobsen ist es, dass er schon unmittelbar nach der Schlusssirene wieder in eine andere Rolle schlüpfen kann – dann ist er wieder der beste Freund der eigenen Spieler. „Deshalb nehmen wir es Nikolaj auch nicht übel, wenn er laut wird, weil wir wissen, dass er es nicht persönlich meint“, sagt Hendrik Pekeler. Der Kreisläufer weiß, dass Jacobsen ein Perfektionist ist, der aus der Haut fährt, wenn seine Spieler den vorher durchdachten Matchplan nicht einhalten. Der Däne kann aber auch mit seinen Akteuren weinen, wie zuletzt nach dem Halbfinal-Aus beim Final Four um den DHB-Pokal in Hamburg. Am erstmaligen Gewinn der Meisterschaft hat Jacobsen einen großen Anteil, denn er war nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren schlau genug, auf der guten Arbeit von Vorgänger Gudmundur Gudmundsson aufzubauen. Gleichzeitig brachte er eigene Ideen ein und entwickelte die Abwehrarbeit weiter. Die Mischung aus einem impulsiven Perfektionisten und einem harmoniebedürftigen Familienmenschen bekommt wohl niemand so gekonnt hin wie der frühere Weltklasse-Linksaußen. Für die Löwen ist es ein Glücksfall, dass er seinen Vertrag jüngst bis ins Jahr 2020 verlängerte. (mxk)

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