Sport „Wir müssen uns neu beweisen“

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Herr Pekeler, zum Neustart gab es das 28:25 der Löwen gegen Kielce in der Champions League. Wie fanden Sie’s?

Wir hatten die bessere Torwartleistung, wir hatten die bessere Abwehr, konnten in der ersten Halbzeit durch die vielen Kontertore Kraft sparen. Die erste, zweite Welle, das hat gut geklappt. Gibt der Erfolg gegen den Titelverteidiger auch Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben in der Liga? Absolut. Einige Fehler müssen wir vermeiden, Hannover wird ein richtig schweres Auswärtsspiel. Auch wenn wir zuletzt gegen diese Mannschaft gut ausgesehen haben: Wir müssen die Konzentration hochhalten, es darf nicht passieren wie nach dem Sieg in Kiel, als wir in Magdeburg nicht 100 Prozent abgeliefert haben. Wie schwer ist es generell, vom ersten ins zweite Programm umzuschalten, von der WM auf die Bundesliga? Wir haben einen schmalen Februar mit nur vier Spielen. Das waren wir im vergangenen Jahr anders gewöhnt. Ich freue mich, dass es wieder losgeht, ich habe ja nicht so viel gespielt wie die anderen WM-Fahrer. Die Nationalspieler haben sich kürzlich beim All Star Game wiedergesehen. Haben Sie das WM-Aus, das Spiel gegen Katar, noch mal besprochen? Das hat jeder für sich verarbeitet. Jeder hat sich Gedanken gemacht. Wir haben verstanden: Wir dürfen in der K.o.-Phase keinen Gegner unterschätzen. Vielleicht bringt uns die Niederlage weiter. Sagt man sich da nicht: Mensch Jungs, wie konnte uns das passieren? Ein Stück weit war in den Köpfen schon Frankreich, das mögliche Halbfinale. Katar hat eine schwache Vorrunde gespielt. Davon haben wir uns blenden lassen. Wir haben uns auch davon beeinflussen lassen, dass die Medien Katar nicht so ernst genommen haben. Ärgerlich. Ich glaube, dass wir daraus unsere Lehren ziehen. Nach dem 17:13 konnte das Team nicht mehr gegensteuern. Warum? Bei mir ist dann plötzlich in den Kopf gekommen, dass wir ja ausscheiden können. Klar gab es auch die strittigen Schiedsrichterentscheidungen, aber wenn wir das Trainierte etwas cleverer spielen, kommen die Entscheidungen nicht mehr zum Tragen. Wir hatten 16 Fehlwürfe und 15 technische Fehler – das sind einfach zu viele. Es gibt unterschiedliche Auffassungen, was diese Niederlage auslöst. Stephan Kretzschmar meint, der Boom sei erst einmal vorbei. Ihre Meinung? Jetzt stehen wichtige EM-Quali-Spiele gegen Slowenien an. Slowenien hat eine richtig starke WM gespielt. Wir qualifizieren uns für die EM – und dann müssen wir uns neu beweisen. Ihr Eindruck vom Bundestrainer? Mit seiner Philosophie, wie Christian Prokop Leipzig trainiert und dort spielen lässt, das stimmt mit unserer Spielweise überein. Man hat den Newcomer der letzten Jahre geholt. Ich finde, das ist eine gute Personalie. Die Entscheidung, 2018 nach Kiel zu wechseln, war für Sie alternativlos? Alternativlos war sie nicht. Sportlich nehmen sich beide Mannschaften nichts. Familiäre Gründe haben den Ausschlag gegeben. Ich bin hier sehr zufrieden, dahingehend gibt es keinen Grund, den Verein zu verlassen. Von Kiel aus sind es ein paar Kilometer nach Hause. | Interview: Udo Schöpfer

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