Sport „Reinerlös soll fünfstellig werden“

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MAXDORF. In der Kolumne Sport-Plauderei stellen wir Menschen vor, die sich hinter den Kulissen engagieren. Heute: Heike Wiesner (50), Büroangestellte, und Marcus Zemihn (47), Chemikant aus Maxdorf.

Das Paar gab den Anstoß für ein Benefizspiel für Fabian Pozywio. Handball-Pfalzligist HSG Eckbachtal spielt am Freitag, 13. Januar (19 Uhr), in der Sporthalle Am Kanal in Frankenthal gegen Zweitligist TSG Friesenheim. Der heute 21-jährige Fabian Pozywio wurde vor mehr als einem Jahr im Soccerpark Dirmstein unschuldiges Opfer einer heimtückischen Gewalttat. Nach einem Schlag mit einer Flasche auf den Kopf und der folgenden Notoperation lag er fünf Wochen im Koma, war an den Rollstuhl gefesselt. Es geht nun darum, dass er lernt, wieder selbstständig zu laufen und die Sprache vollständig wieder findet. Die Kosten für die Reha von täglich 125 Euro hat die Krankenkasse gestrichen. Mit dem Benefizspiel soll Geld dafür eingespielt werden. Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Benefizspiel zu organisieren? Heike Wiesner: Mein Sohn spielt auch Handball – beim Handball habe ich auch Marcus kennengelernt, jetzt sind wir eine richtig kleine Patchwork-Familie. Mein Sohn spielte in Maxdorf Handball, ist dann nach Eckbachtal gewechselt. Da habe ich Fabi in seinem Rollstuhl erstmals gesehen und war erschüttert, nachdem ich gehört habe, was ihm passiert ist. Wenn man selbst Kinder hat, hat man schnell den Gedanken, was würde ich tun, wenn das meinem Sohn passiert wäre? Wir waren uns schnell einig: Wir müssen was machen. Wir haben früher bei der Kerwe den Umzug mitorganisiert, haben gesagt: Das haben wir drauf. Und schon kam der Ball ins Rollen. Haben Sie auch Handball gespielt? Marcus Zemihn: Ich spiele seit Jahrzehnten ... Ich habe mit vier angefangen, war bei HSC Frankenthal, TSV Speyer, HSG Eppstein, ASV Maxdorf. Jetzt spiele ich in der Ü40 – wir sind ein bunter Haufen, der sich einmal in der Woche in der Maxdorfer Waldsporthalle triff. So habe ich viele Kontakte zu Handballern. Die TSG Friesenheim hat spontan zugesagt, für Fabi zu spielen. Wie geht es Fabi heute? Marcus Zemihn: Nach dem, was passiert ist und wie es um ihn stand, geht es ihm heute verhältnismäßig gut. Fabian ist immer besser zu verstehen, auch kann er mittlerweile einige Schritte ganz alleine laufen. Er bekommt alles mit und verfolgt auch alles im Netz und liest auch aufmerksam die Zeitung mit all den Berichten für und über ihn. Das beflügelt ihn zusehends. Richtig gesund zu werden ist das Ziel der Reha – die Kosten von 125 Euro täglich hat die Krankenkasse gestrichen. Wir sprechen hier von 35.000 Euro Rehakosten im Jahr! Fabis Ziel ist es, irgendwann wieder auf dem Feld zu stehen, wieder zu spielen. Er ist bei allen Spielen seiner Mannschaft dabei, sein Bruder spielt ja auch für Eckbachtal. Wie viele Zuschauer erwarten Sie beim Spiel gegen die „Eulen“, wie viele Zuschauer fasst die Halle? Marcus Zemihn: Wir haben 1000 Karten drucken lassen. Bei Top-Spielen der TG waren auch schon 1500, 1600 Leute da. Das Werbeplakat sieht klasse aus! Marcus Zemihn: Das hat Michael Schuhmann gemacht. Er ist Grafiker, ein ehemaliger Handballer der HSG Eckbachtal, der auch die Eintrittskarten gestaltet hat. Die Druckerei Wiedmann hat die Plakate und die Flyer kostenlos hergestellt. Was wollen Sie für Fabi einspielen? Wir wollen die 1000 Karten loswerden. Der Wunsch ist, dass der Reinerlös fünfstellig wird. Das sind dann drei Monate Reha! Wie läuft der Vorverkauf? Gut! 600 Karten sind weg. Wie ist die Mitarbeit in der Organisation? Wie läuft’s mit Sponsoren? Heike Wiesner: Großartig. Man muss nicht betteln. Die Eltern der weiblichen Jugend Eckbachtal backen Kuchen, verkaufen dann beim Spiel ehrenamtlich. Wir haben spontan sehr viele Helfer gefunden. Marcus Zemihn: Wir finden viele offene Türen. Die Bäckerei Theurer liefert uns die Brötchen umsonst, die Metzgerei Süß und Metzgerei WIVA haben gefragt was und wie viel wir brauchen. Da war der Preis kein Thema. Mark Ingermann, unser Vorgriller, hat auch sofort zugesagt zu helfen. Eichbaum stellt uns 200 Liter Bier zum Verkauf zur Verfügung. Wir werden unter anderem Trikots mit Unterschriften von den Rhein-Neckar-Löwen, von Frisch Auf Göppingen und dem VfB Stuttgart versteigern. Vor dem Anpfiff wird es nach Absprache mit Fabis Eltern einen Kurzfilm von Emanuel Spiegel geben, drei bis fünf Minuten. Er hat Fabi einen Tag begleitet, in der Reha und daheim. Das weckt auch Emotionen. Das alles motiviert sicherlich. Ja, das beflügelt. Dago Leukefeld, der ehemalige Frauen-Bundestrainer, hat in Facebook von dem Spiel gelesen, ein „Trainerpaket“ zur Versteigerung geschickt, einige Sachen speziell für Fabi – er kriegt das alles mit, das hilft ihm sehr! | Interview: Horst Konzok

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