Sport Mit dem Fahrrad in der Sauna

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Kronau-Östringen. Der Vorgänger als Nachfolger: Gudjon Valur Sigurdsson (36) soll bei den Rhein-Neckar-Löwen die Lücke schließen, die Uwe Gensheimer (Paris St. Germain) hinterließ. Sigurdsson steht der 23-jährige Mazedonier Dejan Manaskov, von Vardar Skopje gekommen, zur Seite. Ihn sieht Trainer Nikolaj Jacobsen auf den Weg in die absolute Spitzenklasse.

Natürlich hat Gudjon Valur Sigurdsson viele „alte“ Bekannte gleich wieder getroffen. Die jungen Damen aus der Geschäftsstelle, Pressechef Christopher Monz, Betreuer Konrad Hoffmann – in fünf Jahren hat sich nicht alles verändert. Und doch war einiges anders. Der Linksaußen, der von 2008 bis 2011 schon einmal bei den Löwen war, ist zum deutschen Meister zurückgekommen. „Es war eine ganz einfache Entscheidung“, betonte er. In seinen ersten Jahren bei den Löwen konnte Sigurdsson mit seiner damaligen Mannschaft vom Titel nur träumen. Die Löwen haben seitdem einen Popularitätsschub hinter sich, sie haben sich gewandelt, machen kein Theater mehr, vorbei sind die Zeiten, in denen alles viel zu schnell gehen musste und Geldgeber Jesper Nielsen im Sauseschritt die Löwen zum allerbesten Klub der Welt machen wollte. Schnee von gestern. Intensiv arbeiten für den Erfolg – der Eiskrieger aus Island hat gleich an seinem ersten Tag so geschwitzt, dass er davon sprach, er könne ebenso gut ein Fahrrad in die Sauna stellen und darauf rumstrampeln. Schnell wird ersichtlich: Gudjon Valur Sigurdsson ist wirklich froh, wieder bei den Löwen zu sein. Über AG Kopenhagen, längst Geschichte, den THW Kiel und den großen FC Barcelona kam er zurück zu den Löwen. „Das Niveau in Dänemark hat mich überrascht“, sagte er. Gerade beim Rückblick auf die Zeit beim FC Barcelona gerät der Linksaußen ins Schwärmen. Handballer, Hockeyer, Basketballer, alle haben ganz nah beieinander zusammen trainiert. Das fand Sigurdsson toll. Das Training hat in Barcelona einen anderen Stellenwert – da die Liga bei weitem nicht so stark ist wie die deutsche Bundesliga, geht es im Training mächtig zur Sache. „Beim Spiel willst Du nicht gegen deinen Freund verlieren“, sagt Sigurdsson. Spanien war schön, klar, aber der Linksaußen relativiert: „Es ist etwas anderes, wenn Du mit deiner Frau für zwei Wochen in den Urlaub nach Barcelona gehst. Wir waren da mit den Kindern und einem Hund. Es ging noch immer zu allererst um Handball“, erläuterte er. Eines ist sich der drahtige Außenspieler bewusst: „Uwe ist als Publikumsliebling und Identifikationsfigur nicht zu ersetzen. Das werde ich auch gar nicht erst versuchen, auch seinen Dreher mit der Wurfhand werde ich nicht probieren. Ich werde mein Spiel machen.“ Gudjon Valur Sigurdsson wird nächsten Montag 37 Jahre alt. Die WM in Frankreich im Januar wäre sein 20. Turnier für Island. „Von selbst trete ich nicht zurück, niemals. Ich vertrete mein Land gerne“, unterstrich er. „Ich hoffe, dass der Vertrag bei den Löwen mein letzter ist“, sagte er. Aber kann man das wissen? „In Gummersbach haben wir uns damals ein Haus gekauft“, sinnierte er. Zunächst ist er gekommen, um weiter Erfolge zu haben – mit dem Champion, mit den alten, neuen Löwen.

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