Sport Löwen-Kampfgeist hält Titelrennen offen

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Kiel (mxk). Das Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar-Löwen fand beim 23:23 (11:10) keinen Sieger – und hatte doch Gewinner. Die Freunde dieser Sportart sahen einen epischen Kampf zweier Top-Teams, mehr positive Werbung war kaum möglich für den Handball.

Weil die Protagonisten der beiden Klubs aber nicht das Fortkommen der Sportart zum obersten Ziel auserkoren haben, sondern den maximalen Erfolg des eigenen Teams, herrschte nach dem Duell der punktgleichen Giganten in der Ostseehalle keine Partystimmung. Alfred Gislason war sogar so angefressen, dass er mehr als eine Stunde nach Spielschluss ein paar Kinder wort- und grußlos stehen ließ, die lange vor der Halle gewartet hatten, um ein Autogramm des Kieler Trainers zu erhaschen. „Ich finde, wir hätten den Sieg verdient gehabt“, moserte Gislason grimmig dreinschauend. Obwohl der THW nach dem Remis die besseren Karten im Poker um die Meisterschaft hat, fühlte sich der Isländer wie ein Verlierer. Der Grund war eine 21:17-Führung der Kieler nach 50 Minuten, die in 99 von 100 Fällen in der heimischen Halle zum Sieg gereicht hätte. Am Ostersonntag aber demonstrierten die Löwen, was Zusammenhalt und Teamgeist bewirken können. Obwohl die Mannschaft von Nikolaj Jacobsen mit einer Ausnahme in der ersten Halbzeit nie in Führung lag und beinahe die komplette zweite Hälfte einem Rückstand hinterherlief, ließ sie sich im Wohnzimmer des Rekordmeisters nicht abschütteln. „Darauf kann man stolz sein. Denn die Jungs haben alles gegeben, und mehr kann man nicht verlangen“, sagte der Däne, der eine deutlich bessere Laune als sein Kollege hatte. Dabei hätte den Löwen nur ein Sieg in die Karten gespielt ... Dass sich in der Ostseehalle zwei Teams gegenüberstehen, die keinen Millimeter freiwillig zurückweichen würden, wurde schnell klar. Die offensiven Abwehrreihen dominierten das Geschehen, nach 15 Minuten waren gerade sechs Tore gefallen (3:3). Es bedurfte eines großen Kraftaktes, um einen kleinen Vorteil zu ergattern. Die mit Abstand besten Handball-Mannschaften Deutschlands bekämpften sich auf faszinierende Weise. Bei den Kielern entpuppte sich Kim Sonne als überraschender Trumpf, denn eigentlich ist der Däne nur dritter Torhüter beim THW. Weil aber Johan Sjöstrand und Andreas Palicka verletzt fehlten, hatte Sonne im Spitzenspiel seinen ersten großen Auftritt. „Er hat das leider richtig gut gemacht“, sagte Niklas Landin mit einem Augenzwinkern. Der Torwart der Löwen war gewohnt stark, sein Landsmann stand ihm aber in unerwartet wenig nach. Mitte der zweiten Halbzeit hatten sich die Löwen eine kleine Schwächephase erlaubt und waren nach einem 15:15-Zwischenstand mit 17:21 ins Hintertreffen geraten. „Wir waren hektisch und haben zu früh geworfen“, befand Jacobsen, aber besiegen ließen sich die Löwen trotzdem nicht – ihr Kampfgeist hielt die Meisterschaft offen.

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