Ludwigshafen „Kevin Klier wird künftig sprinten müssen“

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Interview: Handball-Bundesligist TSG Friesenheim hat nicht lange gebraucht, um einen neuen Trainer zu finden. Benjamin Matschke wird dem scheidenden Coach Thomas König folgen. Der ehemalige Kapitän der TSG Friesenheim wird heute Abend beim letzten Heimspiel der TSG gegen Minden in der Bundesliga (ab 20 Uhr, Eberthalle) nicht vor Ort sein. Wir sprachen mit Matschke über Ehre und sprintende Torhüter.

Herr Matschke, Sie hatten ein Angebot eines Zweitligisten aus Bayern. Was gab für Sie den Ausschlag zur TSG Friesenheim zu gehen?

Ich glaube, ich wäre nach Bayern gegangen, wenn Thomas König bei der TSG Friesenheim geblieben wäre. Die Verhandlungen waren schon sehr weit fortgeschritten. Sie hatten schon einen Kita-Platz besorgt und mir Exposés von Häusern geschickt. Ich hatte aber sechs tolle Jahre als Spieler in Friesenheim mit vielen sehr schönen Erlebnissen und Momenten. Ich bin damals auch mit allen Gesellschaftern sehr gut klar gekommen. Ich war als Kapitän gerne eine „Eule“. Ich hätte meine Laufbahn als Spieler in Friesenheim beendet, wenn ich nicht wegen der Kreuzbandrisse meine Karriere hätte vorzeitig beenden müssen. Deshalb ist es für mich ein Stück weit eine Ehre, schon mit 32 Jahren als Trainer zur TSG Friesenheim zurückzukehren. Ich kann nun meinen nächsten Schritt machen. Nur wäre das alles nicht gegangen, hätte ich beim TV Hochdorf nicht die Chance bekommen. Deshalb bin ich dem Verein sehr dankbar. Ich habe viel positive Resonanz bekommen. Viele Leute in Hochdorf versuchten mich zu überreden, doch zu bleiben. Ich habe dem TV Hochdorf viel zu verdanken. Was wird Sie in Friesenheim nun erwarten? Der Verein steckt in einer Krise, im Umfeld rumort es, die Mannschaft und der Klub stehen wohl vor einem Neubeginn. Die TSG Friesenheim steckt in einem Umbruch. Es kommen Spieler, die ich alle kenne. Sie brennen darauf, Bundesliga spielen zu dürfen. Sie sind froh und stolz, künftig ein Teil der TSG zu sein. Ich freue mich jedenfalls, eine neue Mannschaft formen zu können. Das ist eine reizvolle Aufgabe. Ich arbeite als Trainer zusammen mit meinen Spielern auf ein Ziel hin. Ich werde jetzt am Wochenende, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, rasch den Vorbereitungsplan zusammenstellen, damit wir loslegen können. Auf welches Ziel arbeiten Sie denn hin? Ich möchte den Spielern vermitteln, dass wir es nur gemeinsam schaffen können. Nur gemeinsam werden wir unsere Ziele erreichen. Egal, ob ein oder zwei Spieler verletzt sind, es geht weiter. So hart es klingt, aber jeder ist entbehrlich. Ich vergleiche das mit einem Wirtschaftsunternehmen. Dort gibt es auch keinen Mitarbeiter, der alles kann. Jeder hat seine Aufgabe und alle arbeiten zusammen für das Wohl des Unternehmens. Ich war froh, eine „Eule“ zu sein und möchte dieses Gefühl nun auch jedem Spieler vermitteln. Werden Sie Ihren Cotrainer Carsten Hoffmann mit zur TSG nehmen? Ja. Er wird Torwarttrainer und soll sich mit Frank Eckhardt abwechseln. Werden Sie noch einmal auf dem Transfermarkt tätig? Geschäftsführer Werner Fischer bestätigte mir, dass es noch die Möglichkeit gibt, einen Spieler zu verpflichten. Da lege ich dann mein Augenmerk auf einen Spieler für den rechten Rückraum oder Rückraum Mitte. Es kann auch ein Akteur sein, der dann mit einem Doppelspielrecht für Hochdorf ausgestattet wird. Demnach werden Sie die Kooperation mit dem TV Hochdorf fortsetzen? Ja, auf alle Fälle. Sie wird ohnehin schon automatisch fortbestehen, weil wir ja drei Spieler mit einem Doppelspielrecht haben. Der TV Hochdorf hat in den vergangenen Jahren viel von der Kooperation profitiert. Jetzt zahlt der Klub viel an die TSG Friesenheim zurück. Jonas Kupijai, Carsten Hoffmann und ich gehen zur TSG. Die Verantwortlichen in Hochdorf setzen viel Vertrauen in meine Arbeit bei der TSG. Dieses Vertrauen will ich nicht zerstören. In Hochdorf haben die Zuschauer schnell Ihre eigene Handschrift lesen können. Werden sich die Fans in Ludwigshafen künftig auch auf einen siebten Feldspieler einstellen müssen? Ich möchte, dass wir variabel spielen. Ich bin kein Freund, der von einem Gegner überrascht wird. Ich überrasche viel lieber unsere Gegner. Ich werde auch versuchen, in der Vorbereitung das System mit einem siebten Feldspieler einzuführen. Das bedeutet in Zukunft, dass Torwart Kevin Klier in der Eberthalle hin- und hersprinten muss. Sie sind Lehrer an einem Gymnasium in Schwetzingen. Ist das mit dem neuen Trainerjob überhaupt vereinbar? Ja. Ich werde mein Deputat auf eine halbe Stelle reduzieren, sodass ich Zeit habe, mich auch um andere Dinge zu kümmern.

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